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Das Rostock-Trauma. Geschichte einer Fußball-Katastrophe

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Das Rostock-Trauma. Geschichte einer Fußball-Katastrophe

Die abgelaufene Spielzeit 2001/02 wurde erst am 34. Spieltag zwischen Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Bayern München entschieden. Auch zehn Jahre zuvor sollte sich der Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft zwischen drei punktgleichen Mannschaften erst am letzten Spieltag der Saison entscheiden. Meister der Saison 1991/92 wurde der VfB Stuttgart, Borussia Dortmund wurde Zweiter und die Frankfurter Eintracht vergeigte ihre Tabellenführung bei Hansa Rostock, das vor dem Spiel schon so gut wie abgestiegen war; nach dem Spiel sodann tatsächlich.

Ich erinnere mich noch gut: Nahezu die gesamte Saison spielte die Eintracht „Fußball von einem anderen Stern“ und ich wollte kaum glauben, dass mir bereits als 16-Jähriger und Fan von Eintracht Frankfurt einer meiner Lebensträume erfüllt werden sollte: Eintracht Frankfurt als Deutscher Meister. Das hatte die Eintracht zuletzt 1959 geschafft, also zu einer Zeit, als ich noch nicht geboren war und es auch die Bundesliga noch nicht gab. Der Meistertitel wäre der krönende Abschluss für eine tolle Saison gewesen.

„Der 16. Mai 1992 war ein wunderschöner Frühsommertag. Tausende waren aufgebrochen, um die Frankfurter Fußballwelt aus den Angeln zu heben …“ Dieser Klappentext des Buches verrät es bereits. Die Frankfurter verloren das Spiel mit 2:1, die Eintracht wurde Dritter, und alle Eintracht-Fans leiden seitdem unter dem „Rostock-Trauma“.

Es steckt aber noch mehr dahinter, wie Matthias Thoma und Michael Gabriel richtigerweise im Vorwort bemerken: „Rostock war der Beginn eines schleichenden Abstiegs, der in der Saison 2001/02 mit dem Versinken im Mittelmaß der zweiten Liga seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Und Hoffnung auf eine Besserung gibt es derzeit wahrlich nicht.“ Denn wenn die Eintracht in den Schlagzeilen ist, dann bestätigt sie nur ihren Ruf als „Zwietracht“, von einer „Diva am Main“ spricht heute keiner mehr.

Es schmerzt, wenn nahezu minutiös die Ereignisse des Spiels im Ostsee-Stadion nachgezeichnet werden. Da ist insbesondere der „unglaubliche Vorgang, den klarsten Elfmeter der Bundesligageschichte nicht bekommen zu haben“, wofür sich Schiedsrichter Alfons Berg hinterher entschuldigt: „Wenn man die Szene im Fernsehen sieht, kann man sicher der Meinung sein, dass es ein Elfmeter war. Es tut mir leid für die Eintracht, aber das nützt ja nichts mehr.“ Gerade deswegen ist es so wichtig, dass es dieses Buch gibt. Die „Geschichte einer Fußball-Katastrophe“ ist ein bisschen Balsam auf die Seele und hilft, die Erinnerungen an die guten, alten Zeiten am Leben zu erhalten. Einer der künftigen Deutschen Meister wird Eintracht Frankfurt heißen, davon bin ich überzeugt. Ob ich das mit meinen 27 Jahren aber noch erleben darf…

Dennis Kraft

Das Rostock-Trauma. Geschichte einer Fußball-Katastrophe. 9,90 . (Bezug: )

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