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Fascetti, Eugenio Scaia, Romedio – Das 5:3:2-System. Ursprünge und Wandlungen, Gedanken zum Unterricht, praktische Übungen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Fascetti, Eugenio Scaia, Romedio – Das 5:3:2-System. Ursprünge und Wandlungen, Gedanken zum Unterricht, praktische Übungen

5:3:2: Das klingt zunächst nach defensiver Spielauffassung. Braucht man denn wirklich fünf Verteidiger? Redet man dadurch nicht Mauerfußball das Wort? Wollen wir nicht Offensivfußball forcieren? Doch diese Zweifel beruhen auf einem Missverständnis. Das 5:3:2-System kennt man hierzulande nur unter einer anderen Bezeichnung, nämlich 3:5:2. Wie man es letztlich nennt, ist reine Geschmackssache.

Daher kann sich der Fachmann vorbehaltlos Fascetti Scaia zuwenden und wird rasch die Qualität ihrer Darstellung erkennen. Herzstück des Buchs ist die didaktische Anleitung, das zugrunde liegende Spielsystem mit einer jedweden Mannschaft einzustudieren – seien es Profis oder Amateure, Senioren oder Jugendliche. Die Aufgaben der Spielpositionen werden dargelegt und die einzelnen taktischen Möglichkeiten (Pressing, Doppeldeckung, Abseitsfalle etc) anhand von Fallbeispielen anschaulich skizziert. Jeder Trainer wird hier fündig, zumal da die beiden Autoren sich an ihre Maxime halten, dogmatische Anweisungen zu vermeiden. Keineswegs klammern sie sich engstirnig an eine bestimmte Idee. 5:3:2, so ist zu lesen, lasse sich nämlich sowohl mit Raum- als auch mit Manndeckung spielen. Die Zauberworte von Fascetti Scaia lauten dabei “situationsabhängiges Variieren der einzelnen Taktikmodule” und “Chamäleonismus”. Mit anderen Worten: Nach Spielsituation, Tabellenstand, Gegner und vor allem den Fähigkeiten der eigenen Spieler hat der Trainer seine Vorgaben auszurichten. „Jede Taktik hat ihre Stärken wie ihre Schwächen“ (S 3) schreibt Giorgio Tosatti in einer Vorbemerkung. Ein angenehmer Wesenszug des Buches ist, dass es die Nachteile dieses Systems gegenüber anderen nicht verschweigt, zB eine Tendenz zur numerischen Unterzahl auf den Außenbahnen, weswegen den Außenverteidigern eine zentrale Rolle zukommt. Gleichzeitig jedoch werden entsprechende Gegenmaßnahmen herausgearbeitet. Zahlreiche Übungsbeispiele für die Praxis sowie ein historischer Abriss der Fußballtaktik – der, weil aus anderen Büchern zur Genüge bekannt, auch etwas kürzer hätte ausfallen dürfen – runden die Sache ab.

Schaut man über die gelegentlich gedrechselte Sprache hinweg, befinden sich Fascettis Scaias Betrachtungen auf der Höhe der Zeit. „Das 5:3:2-System“ ist folglich eine hervorragende Ergänzung zu anderen Taktikfibeln des bfp-Versands, in denen italienische Experten ihre Auffassungen von Fußballstil präsentieren.

Oli Fritsch

Fascetti, Eugenio Scaia, Romedio (1999). Das 5:3:2-System. Ursprünge und Wandlungen, Gedanken zum Unterricht, praktische Übungen. Leer: bfp, 160 S (17,90 €).

Gewinnspiel für Experten

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