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Finanzielle Misere des 1. FC Kaiserslautern

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Finanzielle Misere des 1. FC Kaiserslautern

Aktuelles Thema Nr. 1 aller Fußballberichterstattung ist die finanzielle Misere des 1. FC Kaiserslautern. Deren Anlass sind immense Steuernachforderungen seitens der staatlichen Behörden nach bekannt gewordenen Betrugsdelikten – wie z.B. verdeckte Gehaltszahlungen – des damaligen FCK-Vorstandes um Jürgen „Atze“ Friedrich an den bereits hoch verschuldeten Klub. Die Beobachter sprechen angesichts der seit einem halben Jahr nicht abbrechenden Flut von schlechten Nachrichten auf dem Betzenberg folglich von einer „Neuauflage einer Katastrophe“ (FTD). Und die FAZ befürchtet: „Ein Sanierungsfall ist der 1. FC Kaiserslautern schon länger, jetzt aber droht er ein hoffnungsloser Fall zu werden“.

In die Kritik gerät dabei auch das Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball Liga (ehemals in Händen des Deutschen Fußball Bund), das bisher als das seriöseste des Kontinents galt. Im Hinblick auf die zurückliegenden Lizenzerteilungen an den von Landespolitkern protegierten Klub spricht die SZ von einer „Lizenz für einen Scheintoten“.

Weitere Themen: Steht Jens Nowotny, der Hoffnungsträger Bayer Leverkusens, vor dem Karriereende? – van Gaal in Barcelona entlassen – das Comeback des wiedergenesenen Jörg Berger auf der Trainerbank – ein sehr lesenswertes Interview mit Giovane Elber u.v.m.

Roland Zorn (FAZ 31.1.) verliert das Vertrauen. „Wie konnte es geschehen, daß die alte Vereinsführung des FCK Gelder in Millionengräber schaufelte? Wie war es möglich, daß das Land Rheinland-Pfalz, im Aufsichtsrat vertreten durch seinen Sportminister Walter Zuber (SPD), und die Stadt, dort durch Oberbürgermeister Bernhard Deubig (CDU) repräsentiert, nicht rechtzeitig und lautstark das Geschäftsgebaren des von Jürgen Friedrich geleiteten früheren Präsidiums anprangerten? Warum bekam dieser sich jahrelang als Musterverein gerierende Klub immer wieder anstandslos und frei von Auflagen und Bedingungen die Lizenz zum Mitspielen in der Bundesliga? Inzwischen herrscht überall da, wo der Klub begutachtet, testiert und kontrolliert wurde, allgemeine Fassungslosigkeit. Auch bei denen, die etwas geahnt haben mochten, aber nicht Alarm schlugen. Was zum Roten Teufel ist da geschehen, was nun, 1. FC Kaiserslautern? Dem bis heute von Stadt und Land immer wieder subventionierten Klub, der als ein Wahrzeichen der Pfalz gilt, weitere öffentliche Mittel bei seinem Kampf gegen den Untergang zufließen zu lassen, verbietet sich in finanziellen Notzeiten wie jetzt von selbst. Zu schweigen von dem unanständigen Beigeschmack, den ein Zuschußgeschäft für einen Fußball-Staatsbetrieb hätte, der Millionäre mit schamlosen Gehaltszusagen noch reicher gemacht hat. Wo Mega-Löhne offen und verdeckt ausgeschüttet, wo Spielervermittler maßlos generös mitbedient wurden, muß für konsequentes Fehlverhalten auch im nachhinein bezahlt werden.“

Ralf Wiegand (SZ 31.1.) stellt fest. „Längst trägt das sagenhafte Ausmaß der Fehlleistungen am Betzenberg kriminelle Züge, und so, wie der ehemalige FCK-Vorstand offenbar die Lage des Vereins zu verschleiern wusste, dürfen sich alle hinters Licht geführt fühlen, die sich nun um die Rettung des populären Fußballklubs bemühen. Dazu zählt auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Die hatte dem Verein im März 2002 die Lizenz ohne Auflagen erteilt und muss nun keine elf Monate später ebenfalls bibeldicke Sanierungskonzepte für das scheintote Unternehmen wälzen. Das Lizenzierungsverfahren hat Schwächen, das hat die DFL schon im vergangenen Oktober erkennen müssen, als der angeblich pumperlg’sunde Klub nur dank der Verpfändung seines besten Spielers Miroslav Klose dem Insolvenzverwalter von der Schippe sprang. Einerseits kann die DFL die Ehrlichkeit, mit der ein Verein seine Unterlagen zur Lizenzerlangung ausfüllt, vorab nicht prüfen; sie ist aber auf Wahrhaftigkeit angewiesen. Andererseits hatte das Dachgremium der Liga auch nach dem Offenbarungseid im Oktober keine Handhabe mehr, die Finanzen des FCK zu kontrollieren.“

Zum Engagement des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck beim 1. FC Kaiserslautern Thomas Kistner (SZ 30.1.). „Natürlich hilft der Landesvater auch dem heimischen Fußball, wo er kann. Letztlich hat die Pfälzer Landesregierung so immer nur wieder den Lauterer Krisenmachern geholfen, was in der kühnen Verpfändung der Transferrechte für Klose an die Lottogesellschaft gipfelte. Vorläufig. Nun startet ja die nächste Rettungstat: Eine halbstaatliche Auffanggesellschaft. Das mag die FCK-Fans freuen, richtig bekömmlich ist der chronische Polit-Aktionismus nicht für das Profigewerbe. Fußball ist Privatwirtschaft, und offenkundig hat diese den Punkt erreicht, wo ihr Marktbereinigung helfen könnte. Es wäre kein falsches Signal für andere in dieser Glücksritterbranche, endlich zu erkennen, dass eine verfehlte Geschäftspolitik nicht automatisch von willigen Politikern korrigiert wird, und auch mit Hilfe öffentlicher Gelder. Das Fritz-Walter-Stadion als Bauruine, als Colosseum der Raffke-Branche Profifußball: Kein schönes Bild, nein, aber gewiss ein heilsames.“

Wolfgang Hettfleisch (FR 31.1.) sieht den WM-Standort Kaiserslautern in Gefahr. „Schon möglich, dass der gerissene Erfolgsmanager Jäggi die Dinge so schonungslos offen legt, um die widerstrebende öffentliche Hand zu einer letzten Rettungstat zu bewegen. Erfunden aber hat er die erschreckenden Zahlen nicht. Die Drohung, notfalls müsse die Pfalz eben auf die WM verzichten, ist alles andere als aus der Luft gegriffen. Edelfan Kurt Beck ist in Zugzwang. Eine ganze Region freut sich darauf, 2006 die Welt zu Gast zu haben. Und der Ministerpräsident, der sich in den Erfolgen des FCK gesonnt hat und dessen Innenminister Zuber im Aufsichtsrat und Ex-Ministerialer Herzog als Geschäftsführer versagt haben, kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Erwirbt aber ein Käuferkonsortium unter Führung des Landes das Fritz-Walter-Stadion, wäre das mit den Grundsätzen einer soliden Haushaltsführung schwerlich zu vereinbaren. Aus dieser Zwickmühle gibt es kein Entrinnen. Keine angenehme Situation für den gern den bodenständigen Landesvater gebenden Beck.“

In der SZ (30.1.) lesen wir dazu. „Die Gerüchte werden beim Export-Bier in Bremen, beim Pils in der Pfalz oder beim Altbier am Niederrhein erzählt, und mancher hofft darauf, dass sie wahr werden. In Düsseldorf etwa, wo der Messechef Horst Klosterkemper bei den Treffen mit den WM-Organisatoren den Chef Franz Beckenbauer gerne mal beiseite nimmt und flüstert: „Vergessen Sie Düsseldorf nicht. Wenn Bedarf besteht, stehen wir Gewehr bei Fuß.“ Ob es aber tatsächlich so weit kommen wird, dass Kaiserslautern in Anbetracht der katastrophalen Finanzlage des FCK sein Privileg aufgibt, bei der Fußball-WM 2006 als Spielort zu fungieren? In Düsseldorf, wo die Enttäuschung immer noch groß ist, bei der Nominierung der WM-Spielplätze trotz des jüngst begonnenen Stadionneubaus nicht bedacht worden zu sein, weiß man darüber nichts Näheres. Man kennt nur die Gerüchte. Ähnlich verhält es sich beim gescheiterten Kandidaten Mönchengladbach, wo die Borussia seit November ebenfalls eine neue Arena baut. Die Stadt hält sich, wie Borussia-Präsident Adalbert Jordan betont, als Ersatzspielort bereit und hat daher das Angebot des WM-Organisationskomitees abgelehnt, ein Trainingsquartier für einen der prominenten WM-Teilnehmer zu stellen. Holland war dafür im Gespräch, eine interessante Offerte. Aber noch hofft man auf mehr. Dazu gibt es sogar Anhaltspunkte in Kaiserslautern: Die Baustelle an der Osttribüne liegt still.“

Martin Hägele (SZ 31.1.) hält es für denkbar, die ehemaligen Vereinsvertreter persönlich zu verantworten. „Andererseits könnten für diese Millionensummen auch die Mitglieder des ehemaligen Vorstands und Aufsichtsrats zur Rechenschaft gezogen werden, die von der Generalversammlung nicht entlastet worden waren – in Anbetracht solcher Enthüllungen kein Wunder. Gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen „Atze“ Friedrich und den gekündigten Geschäftsführer Gerhard Herzog ermittelt die Staatsanwaltschaft Zweibrücken bereits wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung (…) Der ehemalige Volksschullehrer und Wahlparty-Organisator Herzog galt stets als Schützling Becks. Und selbst nach dem schmählichen und entlarvenden Ende Friedrichs im Rahmen der außerordentlichen Generalversammlung hielt der Landesvater die Kritiker des Klubchefs mit dem Hinweis in Schach, „Herr Friedrich stammt aus einer ehrbaren Kaufmannsfamilie“. Der allerdings hatte wenige Tage zuvor einem Reporter, der ihn in seiner Boutique Atzes Menshop besuchte und auf die Gefahr der Lauterer Finanzpolitik hinwies, kühl entgegnet: „Ich bin ein Zocker.“ Der Laden für exquisite Boxer-Shorts und Krawatten mache bald dicht, heißt es in der Stadt. Dort gäbe es für den Verein nicht mehr viel zu holen.“

Nowotnys Verletzung

Anlässlich der erneuten schweren Verletzung Jens Nowotnys schreibt Gerd Schneider (FAZ 29.1.). „Daß dort, wo das meiste Geld fließt, die Verhältnisse besonders inhuman sind, sieht man an der Fußballbranche. Das System fordert seine Opfer. Es ist längst kein Einzelfall mehr, daß ein Profi – wie jetzt Nowotny – innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal von der gleichen Verletzung heimgesucht wird. Im vergangenen Jahr zwang das doppelte Malheur auch die beiden Bayern-Stars Sebastian Deisler (Kapselreinriß im Knie) und Hasan Salihamidzic (Kreuzbandriß) abermals auf den Operationstisch. Nach seiner ersten Kreuzbandoperation hatte man Salihamidzic noch gefeiert, weil er schon vier Monate nach dem Eingriff wieder aufs Spielfeld zurückkehrte. Solange sich im Fußball nichts am aberwitzigen Terminplan ändert und nichts an der Einstellung der Trainer und ihrer ärztlichen Helfer, wird auch die Zahl an schweren Verletzungen nicht abnehmen. Im Gegenteil. Im Zweifelsfall werden lädierte Profis eben doch zu früh eingesetzt. Absurderweise rühmt man angeschlagene Spieler, die auf dem Platz humpelnd und mit gequälter Miene ihr Werk verrichten, auch noch als Helden, anstatt sie als Leichtsinnige hinzustellen. Ihren Klubs mögen sie damit zu Titeln und märchenhaften Gewinnen verhelfen – ihr eigenes Kapital, den Körper, vernichten sie.“

Jan Christian Müller (FR 29.1.) meint dazu. “Niemand wird Bayer Leverkusen oder Jens Nowotny ernsthaft vorwerfen können, er habe sein Comeback in der Bundesliga übereilt angestrebt. In aller Ruhe hatte sich der 29 Jahre alte Fußballprofi auf die Rückrunde vorbereitet. Anfang November war er wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und hatte sich eben gerade nicht dem Druck unterworfen, noch vor der Winterpause unbedingt wieder in Pflichtspielen gegen den Ball treten zu müssen. Professionell, wie es seine Art ist, hatte Nowotny zuvor das Aufbautraining absolviert, keine Hektik verbreitet und nichts dem Zufall überlassen. Ein perfekter Patient, dieser nahezu perfekte Abwehrspieler.”

Interview mit Eintracht-Arzt Seeger über das Problem Knie bei Fußballern FR

„Ärztestreit über ein Knie“ SZ

Weiteres

Michael Horeni (FAZ 29.1.) schreibt über den wiedergenesenen Trainer von Alemannia Aachen. “Jörg Berger sieht aus, als käme er gerade aus den Ferien. Sein Gesicht ist braun gebrannt, und die weißen Schläfen und der weiße Kragen über dem schwarzen Pullover bringen die Frische besonders vorteilhaft zur Geltung. Den Teint hat sich der Trainer von Alemannia Aachen vor ein paar Wochen in Belek in der Türkei während des Trainingslagers zugelegt. Und wer Jörg Berger am Montag beim 1:1 im ersten Punktspiel des Jahres beim SC Freiburg sieht, könnte meinen, einen 58 Jahre alten Fußballtrainer vor sich zu sehen, dem ein wunderbar leichtes Leben vergönnt ist. Daß ich heute hier bin, ist ein Wunder – für mich und die Ärzte, sagt Berger, nachdem er nur gut zwei Monate nach seiner Krebsoperation erstmals wieder bei einem Punktspiel auf der Bank gesessen hatte. Der Stadionsprecher begrüßt den Rückkehrer vor Spielbeginn, und das Publikum applaudiert lange. Einige alte Bekannte sind gekommen, um mit ihm die Freude zu teilen. Berger ist bemüht, auch an diesem Tag den Fußball in den Vordergrund zu stellen. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel spricht er ausführlich nur zur sportlichen Sache. Erst auf Nachfrage äußert er sich zu seiner Rückkehr und der Krankheit. Natürlich hätten sich nun ein paar Dinge geändert, sagt Berger. Aber ein neuer Mensch sei er durch den Krebs nun auch wieder nicht geworden. Er will nicht zu pathetisch klingen, aber den Sinn einiger Worte, die im Fußball ganz schnell und oftmals unbedacht benutzt werden, habe er mittlerweile neu entdeckt. Schicksalsspiele zum Beispiel. Oder Niederlagen. Oder Angst. Das sieht er nun alles etwas anders, gelassener, in anderen Relationen: Ich weiß, was Angst ist.“

Sehr lesenswert! Interview mit Giovane Elber Zeit

Portrait Elber Tsp

Portrait Michael Rensing, ab nächster Saison Ersatztorhüter des FC Bayern SZ

„Hannover holt Popescu und schaut gespannt auf Trainer Ragnick“ SZ

Matthias Kittmann (FR 30.1.) fragt. „Was ist denn mit den deutschen Fußballerinnen los? Während der Europameisterschaft kein Spiel verloren, während der WM-Qualifikation auch nicht – und nun gab es beim Vierländer-Turnier in China keinen einzigen Sieg. Und nicht nur das: Bei den glücklichen Unentschieden gegen China und Norwegen war von Spielkultur und Ballkontrolle nicht viel zu sehen. Ausgerechnet im Jahr der WM. Gleichwohl kein Grund zur Panik. Zum einen sind die Turniergegner China, Norwegen und die USA die Top-Frauenfußballnationen der Welt. Also genau jene Konkurrenten um die WM-Medaillen. Da deckt man nicht alle Karten auf. Zum anderen kamen die Deutschen direkt aus der Winterpause ohne Wettkampfpraxis, während Chinesinnen und Amerikanerinnen längst zur WM-Vorbereitung zusammengezogen sind (…) Am kritischsten aber muss der Blick in die Zukunft ausfallen. Denn hinter der aktuellen goldenen Generation der 24- bis 30-Jährigen klafft eine deutliche Lücke. Bis auf Linda Bresonik und Martina Müller konnten sich die übrigen Nachwuchskräfte auch nicht annähernd aufdrängen. Eine Erkenntnis, die nachdenklicher stimmen muss als die Ergebnisse.“

Van Gaal in Barcelona entlassen

Zur Entlassung von Barca-Coach van Gaal heißt es bei Walter Haubrich (FAZ 29.1.). „Louis van Gaal wurde kurz nach Mitternacht in einem Charterflugzeug seines Amtes als Trainer des FC Barcelona enthoben. Mannschaft, Vorstand und Trainer flogen nach dem 0:2 verlorenen Spiel gegen Celta de Vigo nach Barcelona zurück. In der Mitte des Flugzeugs saßen nebeneinander der Vereinspräsident Gaspart und der Trainer van Gaal. Die Spieler auf den vorderen Sitzen vermieden es zurückzuschauen; die Journalisten in den hinteren Reihen versuchten erfolglos, etwas von dem Gespräch zwischen Trainer und Präsident mitzubekommen. Nach einer ruhig begonnenen Unterhaltung wurde der Dialog plötzlich heftig, van Gaals Gesicht lief rot an und näherte sich dem Gasparts. Der Präsident bewegte abwehrend seine Hände. Er hatte dem Holländer gerade mitgeteilt, was diesem eigentlich schon bekannt sein mußte: Sollte das Spiel in Vigo verloren werden, so hatte der Vorstand angedeutet, werde der FC Barcelona sich von van Gaal trennen. So schlecht stand es um die große Fußballmannschaft Kataloniens seit Jahrzehnten nicht mehr. Bei der Ankunft auf dem Flughafen Barcelona benutzten Gaspart und van Gaal getrennte Ausgänge. Die Wut der wenigen Barça-Anhänger auf dem Flugplatz richtete sich gegen Gaspart. Sie forderten dessen Rücktritt, doch dieser tat das, was zahlreiche Vereinsvorsitzende tun, um sich selbst zu retten: Er opferte den Trainer, der in Barcelona nur wenige Freunde hatte, für den jetzt aber schon manche Mitleid empfinden. Gaspart hatte van Gaal gegen die Proteste zahlreicher Mitglieder vor acht Monaten zurückgeholt und ihm einen hochdotierten Dreijahresvertrag gegeben. Mit Einwilligung – vielleicht sogar auf Wunsch – van Gaals ließ Gaspart den Stürmerstar Rivaldo ziehen. Der holländische Trainer bevorzugte, wie in den Jahren zuvor, seine Landsleute bei der Mannschaftsaufstellung zum Nachteil der südamerikanischen Ballkünstler.“

Dahingegen meldet Ronald Reng (FTD 29.1.). „Bis Morgen!“, rief Louis van Gaal, als er am Montagabend nach Arbeitsschluss das Stadion Camp Nou des FC Barcelona verließ. Aber es gab kein Morgen mehr. Noch in derselben Nacht bekam der niederländische Trainer in seinem Haus im Seebad Sitges Besuch von zwei Angestellten des Fußballklubs, die ihm die jüngste Verfügung des Präsidiums beizubringen versuchten: seine Entlassung. Etwas ging zu Ende in jener Nacht – mehr als das bloße Arbeitsverhältnis zwischen einem der berühmtesten Fußballvereine der Welt und einem der erfolgreichsten Trainer der Zunft. Die Reputationen von Barca als Club und von van Gaal als Fachmann nahmen einen Schaden, von dem sich beide nicht so schnell erholen werden. Verflogen ist die Illusion, dass dieser Trainer, der spätestens seit seinem Champions-League-Gewinn 1995 mit Ajax Amsterdam als taktischer Meister galt, auch aus mittelprächtigen Spielern eine große Mannschaft basteln kann. Und die Hoffnung, dass Barcelonas Führung unter Präsident Joan Gaspart endlich eine klare Linie findet, scheint verloren (…)Tatsächlich hat van Gaal seinen Teil zum sportlichen Niedergang beigetragen, seit Wochen schon diktierte die Angst vor der Niederlage seine Mannschaftsaufstellungen, die immer haarsträubender wurden, er verrannte sich in einen persönlichen Machtkampf mit dem argentinischen Spielmacher Román Riquelme, am Ende schließlich machte er den größten Fehler von Trainern in der Not: Er suchte zu große Nähe zu den Spielern, ließ sie bei taktischen Entscheidungen mitbestimmen. Doch in Wahrheit war van Gaal nur der ärmste Bauer in einem Schachspiel, in dem das Präsidium einen selbstzerstörerischen Zug nach dem anderen setzte. Kein Trainer der Welt hätte mit den vorhandenen Profis die Ansprüche des FC Barcelona erfüllt, die spanische Liga und die Champions League zu gewinnen.“

Zur Situation von Florentia Viola (Nachfolgeklub des traditionsreichen AC Fiorentina) in der vierten italienischen Liga SZ

„Warnsignale für die Fussball-EM-Endrunde – Organisatorische Mängel an der Handball-WM in Portugal“ NZZ

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