indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ballschrank

Übernahme des FC Chelsea

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Übernahme des FC Chelsea

Tomas Avenarius (SZ 3.7.) berichtet die Übernahme des FC Chelsea durch einen russischen Geschäftsmann. „Er interessiert sich für fast alles, was Geld bringt. Nach Erdöl und Aluminium setzt Roman Abramowitsch nun auf Fußball: In einem Überraschungscoup hat der russische Öl-Milliardär den englischen Fußballklub FC Chelsea London gekauft. Der Verein ist laut BBC 85,2 Mio. Euro (umgerechnet 59,3 Mio. Pfund) wert; der Magnat kauft ein mehr als 50-prozentiges Kontrollpaket der Aktien. Laut BBC muss er zudem knapp 115 Mio. Euro (80 Mio. Pfund) aufbringen, um die Schulden des finanziell strauchelnden Vereins auszugleichen. 1982 hatte Abramowitschs Vorgänger Ken Bates Chelsea für nur eine Million Pfund gekauft und Schulden in Höhe von 1,5 Millionen dazu. Seitdem ist Chelsea immer tiefer in die roten Zahlen geraten. Ob Abramowitsch wirklich interessiert ist, den Verein zu sanieren oder ihn nur als Puzzlestück für schwer durchschaubaren Geschäfte sieht, ist fraglich. Der „Oligarch“ Abramowitsch ist eine der obskursten Gestalten der ohnehin schillernden Geschäftswelt Russlands. Wie bei den meisten wichtigen russischen Geschäftsleuten liegt der Beginn seines Erfolgs im Dunkeln: angeblich hatte er in den wilden Jahren des Untergangs der UdSSR eine Zugladung Rohöl illegal abgezweigt und ins Auslandverkauft. Angeblich saß er deshalb auch kurzzeitig im Gefängnis. Mit dem Startkapital soll er die Grundlage für das Imperium gelegt haben, in dessen Zentrum heute der Ölkonzern Sibneft, eine Beteiligung an der Airline Aeroflot sowie Anteile an Aluminiumkonzernen stehen. Zeitweise galt Abramowitsch als „grauer Kardinal“ im Kreml und war der Freund einer Jelzin-Tochter. Ob sein Draht zum jetzigen Präsidenten Wladimir Putin ebenso gut ist, ist unklar.“

55 Güterwagen voll Dieseltreibstoff

Martin Pütter (NZZ 3.7.) teilt dazu mit. „Die Londoner Börse reagierte mit dem erwarteten Kursanstieg, eröffnet doch die Finanzkraft des neuen Besitzers bessere Perspektiven für den hoch verschuldeten Verein. Abramowitsch hatte 35 Pence für das Papier von Chelsea Village bezahlt (gesamthaft 59,3Millionen Pfund), darauf rückte die Aktie am Alternative Investment Market auf denselben Wert bei vergleichsweise gewaltigem Volumina (1,25 Millionen Papiere) vor und verbesserte sich um 25 Prozent. Ob die Fans mit diesen Liebesgrüssen aus Moskau allerdings etwas anzufangen verstehen, steht auf einem anderen Blatt. Ob es sich um die Verpflichtung eines neuen Mittelfeldspielers handele, fragte beispielsweise ein skeptischer Anhänger der Blues, der vor dem Stadion Stamford Bridge von einem Reporter der BBC interviewt wurde. Einer der prominentesten Chelsea-Fans ist gar nicht glücklich. Er möchte wissen, ob Abramowitsch der geeignete Mann sei, den Klub zu übernehmen, sagte der Labour-Abgeordnete Tony Banks. Vielleicht war der frühere Sportminister schon informiert darüber, dass 1992 eine Untersuchung gegen den früheren Angehörigen der russischen Armee wegen des Verschwindens von 55 Güterwagen voll Dieseltreibstoff eingeleitet (und später ergebnislos eingestellt) worden war.“

Gewinnspiel für Experten

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

110 queries. 0,511 seconds.