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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

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Oliver Fritsch | Dienstag, 8. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Alles Zicken

Andreas Brehme, Weltmeister in Unterhaching – FR-Interview mit Steffi Jones über Geschlechtsdifferenz und -kongruenz – FTD-Interview mit Helmut Haller – Arte, der Fußball-Sender – FR-Reportage aus dem Bayern-Internat u.v.m.

Elisabeth Schlammerl (FAZ 8.6.) begrüßt Andreas Brehme in Unterhaching: „Dem Weltmeister von 1990 ist die große weite Welt des Fußballs noch viel näher als die kleine des Zweitligaklubs, bei dem er in der vergangenen Woche einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. Brehme ist also für Unterhaching genauso eine Notlösung, wie Unterhaching es für Brehme ist. Die Spielvereinigung hätte am liebsten Dieter Hecking als neuen Trainer gehabt, aber der ging lieber zur Alemannia nach Aachen. Und Brehme mußte andererseits froh sein, nach zweijähriger Arbeitslosigkeit endlich wieder einen Trainerjob zu finden. Er war zwar immer wieder mal im Gespräch, wenn ein Trainer entlassen worden ist, zuletzt beim TSV München 1860, aber mehr wurde nie daraus. Das neue Engagement hat er in erster Linie seiner langjährigen Freundschaft mit dem Unterhachinger Schatzmeister Anton Schrobenhauser zu verdanken. Die Gehaltsforderungen waren entsprechend bescheiden, zumindest bescheiden genug für die zur Sparsamkeit verpflichtete Spielvereinigung aus der Ortschaft im Dunstkreis von München.“

Wie sehr sich Männer und Frauen beim Fußball doch ähneln
FR-Interview mit Weltmeisterin Steffi Jones (5.6.)

FR: Woher kam Ihre Begeisterung für Fußball?
SJ: Auf der Straße und dem Bolzplatz wurde ich von den Buben respektiert, weil ich mithalten konnte. Ich habe mal einen Pokal bekommen, weil ich unter 30 Jungs die Drittbeste war. Ich war damals richtig stolz, denn ich wollte sowieso lieber ein Junge sein. Ich fand Puppen langweilig, auch ein Poesiealbum gab es bei mir nicht. Ich wollte Profi-Fußballer werden. Andreas Möller war mein großes Vorbild.
FR: Gute Fußballspieler sind auch in der Schule sehr beliebt. Wie war das bei Ihnen?
SJ: Bis zum Ende der achten Klasse war ich immer Klassensprecherin. Denn ich wurde nicht nur von den Jungen respektiert, weil ich gut kicken konnte. Ich war auch die Beschützerin der Mädchen. Wenn die Buben die Mädels ärgern wollten, sagte ich nur: „Lasst die in Ruhe.“
FR: Und die Jungen haben gehorcht?
SJ: Klar.
FR: Haben Sie diesen Sympathiebonus auch mal für sich selbst genutzt?
SJ: Dafür bin ich viel zu gutmütig und viel zu sehr darauf bedacht, dass es anderen Menschen gut geht. Ich komme immer zuletzt. Das finde ich auch gut so. Aber von den Buben wie ein Junge respektiert und von den Mädels bewundert zu werden, hat nicht nur Vorteile. Die Jungen haben mich lange nur als Kumpel gesehen, nie als mögliche Freundin. Ich habe damals gedacht, ich sei nicht hübsch. Aber es gab Mädels, die mit mir gehen wollten. Ein heftiger Einstieg in die Pubertät. Ja, es war völlig die verkehrte Welt.
FR: Wann haben Sie akzeptiert, eine Frau zu sein?
SJ: Das hat lange gedauert. Nach der Schulzeit habe ich einen Supermarkt geleitet, auch da haben mich die Kunden immer mit „junger Mann“ angesprochen. Aber irgendwann wollte ich auch einen Freund haben und überlegte, dass er es bestimmt nicht witzig fände, wenn die Leute auf der Straße denken würden, da gehen zwei Jungen Hand in Hand. Ich beschloss deshalb, meine Haare wachsen zu lassen und auch mal ein Kleid zu tragen. Aber ich war damals schon 22 Jahre alt.
FR: Und heute?
SJ: Ich habe im vergangenen Jahr ein paar Monate in Amerika gespielt, das hat mich als Frau selbstbewusster gemacht. Amerikanische Fußballerinnen erkennt man sofort, weil die alle lange Haare haben und sehr weiblich sind. Sie tragen immer Kleider, auch enge Oberteile, sind oft geschminkt. Die gehen auch ständig zur Pediküre, die Füße sind immer tipptopp. Mir hat der Verein, Washington Freedom, damals auch Gutscheine geschenkt. Die erste Pediküre meines Lebens, was meine Füße gar nicht so toll fanden. Blutblasen waren das Ergebnis. Ich hätte deshalb fast das Endspiel um die amerikanische Meisterschaft verpasst.
FR: Bei den Männern verteilt niemand Kosmetik-Gutscheine in der Kabine. Wie sehr unterscheiden sich Fußball spielende Frauen von Männern?
SJ: Das ist schwer zu sagen. Wir haben ja überhaupt keinen Kontakt zu Nationalspielern wie Michael Ballack oder Oliver Kahn. Das ist schade, aber das kommt nicht von den Frauen. Man hat eher das Gefühl, dass die Männer das Gespräch nicht wollen.
FR: Weil sie Fußballerinnen nicht Ernst nehmen?
SJ: Ich glaube schon, dass die das, was wir leisten, auch respektieren. Aber ich weiß nicht, warum sie nicht mit uns sprechen. Obwohl, es gab eine Ausnahme. Bei einer Sportlerehrung gab es einen angenehmen Abend mit Hasan Salihamidzic, einem Spieler von Bayern München. Wir mussten ihm zunächst ganz viel über Frauenfußball erzählen, weil er nicht einmal wusste, dass wir kaum Geld verdienen. Trotzdem war es nett. Wir haben irgendwann Ähnlichkeiten im Gruppenverhalten bemerkt und festgestellt, wie sehr sich Männer und Frauen beim Fußball doch ähneln. „Bei uns ist das auch nicht anders. Das sind auch alles Zicken“, hat Salihamidzic gesagt.

Der ganze Tag ist verplant

Würde Thomas Becker (FR 5.6.) in Bayern Münchens Jugendinternat einziehen? „Hinten links im ersten Stock wohnt Davide Faga. Zimmer 09, Blick auf den Trainingsplatz. Alles auf dem Weg zu seinem Zimmer ist in diesem nüchternen grauen Betonblock rot und weiß, die Vereinsfarben des FC Bayern München: Linoleumboden, Fliesen, Türstöcke, Bilderrahmen, die Wanduhr. Und sofort wird einem klar: Hier geht es um Fußball, nur um Fußball. Auch in Davides Zimmer. Das hängt voll mit Postern. Die Wand über dem Bett gehört berühmten Fußballspielern wie David Beckham oder Zinedine Zidane, Luis Figo oder Thierry Henry. Daneben hängen Poster von Britney Spears und Jennifer Lopez. Davide ist 16 Jahre alt und wohnt im Internat des FC Bayern München, der erfolgversprechendsten Talentschmiede des Landes. Fußball war von klein auf sein Ding: zuerst auf der Straße in Frankfurts Nordweststadt, dann mit sieben im Verein, bei der Eintracht. Im Zimmer erinnert ein Zinnteller an seinen ersten großen Erfolg: „Kreispokalsieger, 1997.“ Im Mittelfeld hat er gespielt, meist mit der Nummer 10 oder der 6. Totti vom AS Rom ist sein Vorbild, Davide sieht seinem Idol sogar ähnlich, wenn er die geschwitzten Locken mit einem Lederband bändigen muss. Nach einem Lehrgang mit einer Junioren-Nationalmannschaft bekam Davide vor zwei Jahren einen Anruf, der sein Leben veränderte. Wolfgang Dremmler war dran, der Talentsucher des Klubs: Ob Davide Lust habe, ins Bayern-Internat zu kommen. Der Junge aus Frankfurt war erst 14, aber er hat nicht lange überlegt: Ist mit Papa nach München gefahren, hat sich alles angeschaut – und zugesagt. „Das war komisch, als ich bei meinen Eltern ausgezogen bin. 14 war ein bisschen jung“, sagt Davide heute. Weg von Freunden, Familie, neue Umgebung, das war eine große Umstellung. An den ersten Abend im neuen Zuhause erinnert er sich gut: „Wir hatten Training gehabt, es war spät, meine Eltern mussten gehen. Ich saß allein im Zimmer und hab‘ gedacht: Was mach‘ ich jetzt hier? Dann hab‘ ich mir erst mal was gekocht.“ (…) Der ganze Tag ist verplant. Bis acht Uhr morgens gibt es Frühstück. Jeder muss sich mit Uhrzeit in eine Liste eintragen; wer’s vergisst, zahlt fünf Euro Strafe. Danach Schule: Davide will Abi machen. Der Anfang in der neuen Klasse war schwer. „In Hessen war die Schule ziemlich einfach. Aber hier! Zuerst waren die Noten nicht so toll, jetzt geht’s. Bis auf Mathe.“ Ein Schulbeauftragter sammelt alle Noten, führt bei Bedarf Krisengespräche mit den jungen Fußballern – mit Davide bisher nicht. Davide kommt im Herbst in die elfte Klasse, will neben Sport Deutsch oder Englisch als Leistungskurs wählen. Nach der Schule ist Mittagspause. Davide bekommt pro Woche sieben Essensmarken vom Verein. Die kann er mittags oder abends im Restaurant auf dem Trainingsgelände („Schmeckt nicht so doll, nicht wie daheim“) einlösen. Die andere Mahlzeit muss er selbst zubereiten. Im Internat gibt es eine Mini-Küche mit zwei Herdplatten und Mikrowelle. Nachmittags: Hausaufgaben. Danach Training. Außer Mittwoch jeden Tag zwei Stunden, zweimal pro Woche zusätzlich Krafttraining, am Wochenende Spiele oder Turniere. Auch in den Schulferien wird trainiert. Frei haben die Spieler nur an Weihnachten. (…) Christa Schweinberger ist die gute Seele des Hauses: Sie unterschreibt die Fünfen und Sechsen aus der Schule, schaut beim Punschbrauen zur Nikolausfeier nicht so genau hin, wie viel Rum im Topf landet, führt die Strafkasse, gibt Tipps für den ersten Oktoberfest-Besuch („Fischsemmeln! Vorher!!“), hat an der Küchenpinnwand eine Abbildung der gängigen Krawattenknoten hängen, erteilt schon mal Playstation-Verbot, ermuntert zum Spiele- und Grillabend. Sorgen muss sie sich um kaum einen machen, um Davide schon gar nicht. „Drei Mal hat er sich die Schulter ausgekugelt, aber schlimm war für ihn die gebrochene Nase. “,Hoffentlich wird die wieder gerade‘, hat er gejammert. Das wird schon, hab‘ ich gesagt.“ Natürlich ist sie wieder geworden, die Nase. Muss nur noch der Rest klappen. Ein Profivertrag beim FC Bayern. Vor einem Jahr hat Uli Hoeneß, der mächtige Manager des Vereins, bei Michael Rensing, einem Nachbarn von Davide, angerufen. Der Torhüter ist jetzt bei den Profis der Stellvertreter von Oliver Kahn. Zwei Jahre läuft Davides Vereinbarung mit dem Verein noch. Bis dahin sollte er angerufen haben, der Uli Hoeneß.“

Micky-Maus-Hefte und Fernsehen
FTD-Interview (8.6.) mit Helmut Haller

FTD: Wie hat es Sie damals nach Italien verschlagen?
HH: Ich spielte damals schon in der Nationalmannschaft, obwohl ich bei einem Zweitligaclub, dem BC Augsburg, kickte. Beim Länderspiel gegen Uruguay im April 1962 habe ich ein super Tor geschossen. Da hat mich Bolognas Manager Roberto Sansone entdeckt und mir einen Vorvertrag gegeben.
FTD: Hätten Sie nicht lieber in der Bundesliga gespielt, die ein Jahr später gegründet wurde?
HH: Statt in Italien? Niemals. Ich war immer schon in Italien verliebt, bin als Jugendlicher oft hingefahren und wollte unbedingt dort spielen. Als das Angebot kam, habe ich sofort zugesagt.
FTD: Konnten Sie Italienisch?
HH: Nur zwei Ausdrücke: Buon giorno und Buena sera. Den Rest habe ich beim Zeitunglesen gelernt.
FTD: … die gute alte „Gazzetta dello Sport“?
HH:… ja natürlich. Aber auch Micky-Maus-Hefte und das Fernsehen haben mir geholfen. Schon nach einem halben Jahr habe ich Interviews auf Italienisch gegeben.
FTD: Der Krieg war noch nicht so lange vorbei. Gab das Probleme?
HH: In den ersten Wochen war es nicht so einfach. Bei Auswärtsspielen brüllten mir gegnerische Fans anfangs ,Heil Hitler‘ zu. Aber da habe ich einfach ,Heil Mussolini‘ zurückgerufen, sie haben gelacht, und es war gut.
FTD: Haben Sie Pasta, Birra und Cappuccino ausgiebig genossen?
HH: Klar. Vor den Spielen gab es zwar einen festen Speiseplan, nämlich immer Reis und Fleisch, ein halbes Glas Wein und Wasser. Aber sonst habe ich gegessen, was ich wollte. So lief ich oft mit zwei Kilo Übergewicht rum.

St. Pauli und Günter Grass, da ham sich zwei gefunden, findet Jörg Marwedel (SZ 8.6.): „Die Stadionuhr hatte gerade 17.15 Uhr angezeigt, als Corny Littmann, der Präsident des FC St. Pauli, dem Dichter sozusagen den Roten Teppich auf dem Stadion-Grün ausrollte. „Auf dem heiligen Rasen des Millerntors der Literatur-Nobelpreisträger“, jubilierte Littmann bei der Vorstellung des prominenten Gastes, das sei schon „eine einmalige Veranstaltung in der deutschen Fußballgeschichte“. Günter Grass hat beifällig genickt, dann hat er losgelegt. Etwa an der Stelle, wo früher, zu seligen Bundesliga-Zeiten, Rahn auf Klasnic flankte, hat er an einem Rednerpult gestanden und in amüsantem Ton Geschichten gelesen aus seinem Werk Mein Jahrhundert. Zweimal 45 Minuten, wie es sich in einem Fußballstadion gehört. Zur Pause hat er in eine Trillerpfeife geblasen. Und am Schluss, als der Beifall der immerhin 1000 Zuhörer von der Haupttribüne rauschte (natürlich ein bisschen dezenter als bei noch so schlechten Spielen des FC), hat er drei Gedichte vorgetragen. Als „Verlängerung und Elfmeterschießen“, wie er anmerkte. Dann stand er da und lächelte huldvoll, geschmückt mit einem braun-weißen St.Pauli-Schal, den ihm der dankbare Littmann umgehängt hatte. Mag es sportlich für den gebeutelten FC St. Pauli derzeit nur noch zur Regionalliga Nord reichen, am Sonntag ist der Klub vom Hamburger Kiez dafür endgültig in die Kultur-Bundesliga aufgestiegen. Der Qualitätssender Arte hat das entscheidende „Spiel“ gefilmt und wird es am 10. Juni um 20 Uhr in einer Zusammenfassung übertragen und somit – ein Jahr nach der originellen Retter-Kampagne – bundesweit von der neuesten Avantgarde-Rolle des FC und des Theatermannes Littmann künden. (…) Natürlich hat dieser Aufbruch des FC St. Pauli in eine neue Welt nicht ausschließlich Beifall erzeugt. „Jetzt hat der Littmann es endlich geschafft, einen Fußballklub in einen Kulturverein zu verwandeln“, hat dieser Tage ein Fan genörgelt, dem die Literatur einfach kein Pauli-Tor gegen die Bayern ersetzt. Die Mitveranstalter, darunter das Goethe-Institut, mögen dagegen nur Positives in dieser Annäherung von Fußball und Kultur erkennen. „Ein kunstvoll geschossener Freistoß von Beckham kann einen ähnlichen Eindruck hinterlassen wie das Lächeln der Mona Lisa“, schwärmen sie im Programmblatt. Das Problem: David Beckham spielt nicht am Millerntor.“

René Martens (FTD 8.6.) schaut gerne Fußball auf Arte: „Die Ballung der Großereignisse bringt es mit sich, dass, ergänzend zur aktuellen Berichterstattung, der Sport in verschiedenen Sonderprogrammen und Schwerpunkten beleuchtet wird. In den beiden Hauptprogrammen von ARD und ZDF ist dafür in der Regel kein Platz; Dokumentationen und Reportagen, in denen der Sport in seinem gesellschaftlichen Kontext betrachtet wird, sind dort kaum gefragt. Es sei denn, es gibt runde Jahrestage zu feiern wie den deutschen WM-Titel von 1954. Die letzten tiefgründigen Regelsendungen – der „Sport-Spiegel“ (ZDF) und „Sport unter der Lupe“ (SWR Fernsehen) – wurden 1989 und 2000 eingestellt. Dem hiesigen TV-Sportjournalismus weit voraus ist der französische. Diesen Eindruck erwecken jedenfalls die Beiträge von Arte France für das deutsch-französische Gemeinschaftsprogramm. So produzieren die Franzosen mit „Die großen Sportduelle“ die einzige analytische Sport-Sendereihe, die es hier zu Lande zu sehen gibt, oder eine Mini-Dokuserie wie „Olympique Marseille – Die Kicker vom Mittelmeer“, die Anfang Mai ausgestrahlt wurde. Arte ist, wenn man so will, der derzeit beste Sportsender, und diesen Status untermauern die Straßburger, die allzu oft auf ihr Kulturprogramm reduziert werden, nun auch vor und während der Fußball-EM. So geht Arte mit dem Themenabend „Friedensstifter Fußball?“ der Frage nach, ob dieser Sport ethnische Konflikte ver- oder entschärft (8. Juni), wobei für die erste These ein Film aus einer Pariser Vorstadt steht („Duell auf dem Bolzplatz“) und für die zweite ein Film über ein Fußballprojekt im Kosovo („Make sport, not war!“). Zwei Tage später sendet Arte eine Aufzeichnung des Auftritts von Günter Grass im Hamburger Millerntorstadion sowie zum Abschluss des Schwerpunkts – und als Einstimmung auf ein mögliches Shootout im EM-Endspiel – „Elfmeter!“, eine Betrachtung dieses Phänomens aus streng wissenschaftlicher Sicht (2. Juli). Als Höhepunkt des Fußball-Specials kann Daniel Gordons Film „Das Spiel ihres Lebens“ (14.Juni) gelten, der bereits mit dem „Best Sports Documentary Royal Television Society Award“ ausgezeichnet wurde. Gordons Protagonisten sind die „Roten Moskitos“ – jene nordkoreanischen Kicker, die bei der WM 1966 in England durch das Tor eines gewissen Pak Doo Ik überraschend mit 1:0 gegen Italien gewannen. Gordon berichtet, er habe vier Jahre gebraucht, um die Behörden in Pjöngjang von seinem Projekt zu überzeugen – sei danach aber nicht bei seiner Arbeit behindert worden. Der Autor zeigt die Überlebenden der Sensationself, wie sie, behängt mit allerlei Orden, alte Kampflieder schmettern oder den verstorbenen Diktator Kim Il-Sung beweinen. Darüber hinaus beleuchtet er die damalige Begeisterung der Zuschauer in Middlesbrough für den Underdog aus Fernost – und den höchst kuriosen Verlauf des Viertelfinalspiels gegen Portugal: Nordkorea, das einen reichlich unorthodoxen Stil pflegte, führte nach 20 Minuten mit 3:0, kassierte in der folgenden halben Stunde aber vier Treffer und verlor schließlich mit 3:5. Neben Arte glänzt in diesem Sportsommer besonders 3sat. Im Programm zur EM sind Perlen aus dem Archiv, aber auch Erstausstrahlungen, etwa „Solo Ultra“, eine Dokumentation über die Ultras der Frankfurter Eintracht (6. Juni), oder eine Sendung des Magazins „Delta“ (24. Juni), in der sich eine Diskussionsrunde der Frage widmet, inwieweit sich gesellschaftliche Prozesse im Fußball spiegeln. Ob sich solch eine Hintergrundberichterstattung heute mit einer regelmäßigen Sendung in der Art des „Sport-Spiegel“ institutionalisieren ließe?“

Südamerika-Qualifikation NZZ

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