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Markus Merk im Finale, Hackmann-Interview, DFB-Trainersuche

Oliver Fritsch | Dienstag, 29. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Markus Merk im Finale, Hackmann-Interview, DFB-Trainersuche

bei der Trainersuche gibt es bereits Verlierer: die Sucher (SZ) / FR-Interviews mit Werner Hackmann und Wolfganz Holzhäuser u.v.m.

Bei der Trainersuche gibt es schon jetzt Verlierer, Ludger Schulze (SZ 29.6.) nennt sie: „Im Fußballgeschäft durchaus sattelfeste Leute wie Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge oder Reiner Calmund sind diesmal nicht einmal Randfiguren, weil die Sache mit dem Siegel „alleinige Chefsache“ versehen wurde, also niemanden etwas angeht außer: Gerhard Mayer-Vorfelder. Auch Werner Hackmann, als Präsident der DFL Sprecher der gesamten Bundesliga, ist einigermaßen irritiert über die Verhandlungs- und Informationspolitik des DFB-Bosses. Obwohl er nur ein paar Kilometer westlich urlaubt, ist er in die Gedankengänge des MV „überhaupt nicht“ eingebunden. Es kann nicht wundern, dass ihn und natürlich auch die einflussreichen Klubs wie der FC Bayern München, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Werder Bremen oder der FC Schalke 04 ein solches Solo heftig verärgert. Gemeinsam hat die Liga bei Werner Hackmann ein scharfes Kommuniqué in Auftrag gegeben: „Der Präsident hat erklären lassen, dass er das zur Chefsache macht. Das ist aus unserer Sicht nicht in Ordnung.“ Zudem äußerte die DFL „die klare Erwartung, dass der Präsident mit Ottmar Hitzfeld ernsthaft verhandelt“, so Hackmann weiter. Es dürften keine Bedingungen gestellt werden, die Ottmar Hitzfeld eine Zusage unmöglich machten. Das kommt einem Misstrauensvotum gleich und unterstellt, dass Mayer-Vorfelder nur Scheinverhandlungen mit dem allgemeinen Wunschkandidaten führen könnte, jedoch mit dem eigentlichen Ziel, diese mit geheucheltem Bedauern platzen zu lassen, um dann ein eigenes Kaninchen aus dem Zylinder zu zaubern. Dass die Liga nicht die allerhöchste Meinung vom DFB-Präsidenten hat, nun ja, geschenkt, aber dass sie ihn für fähig eines solchen Vertrauensbruchs hält, lässt Rückschlüsse zu auf das Klima im deutschen Fußball zwei Jahre vor der WM im eigenen Land.“

Nationalmannschaft und Bundesliga hängen zusammen. Das ist ein Geben und Nehmen
FR-Interview (29.6.) mit Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer Bayer Leverkusens

FR: Sie haben Mayer-Vorfelder im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „patriarchalischen Populismus“ vorgeworfen. Was ist damit konkret gemeint?
WH: Unter der Voraussetzung, dass stimmt, was man mir zugetragen hat, nämlich dass Rudi Völler ausdrücklich darum gebeten hat, den Werner Hackmann (Präsident der DFL, Anm. d. Red.) in das Abschlussgespräch einzubeziehen, und Hackmann bis vier Uhr morgens vor der Tür saß, muss ich sagen: Das ist eine Kritik, die sich der Präsident gefallen lassen muss. Das kann sich die Liga nach meiner Auffassung nicht bieten lassen, darüber muss man mit dem DFB-Präsidenten reden.
FR: Völler hat in jener Nacht also darum gebeten, dass Hackmann hinzu kommt, und dieser Bitte ist nicht entsprochen worden?
WH: So ist es mir berichtet worden. Ich gehe davon aus, dass das stimmt.
FR: Was wäre denn nach Ihrer Auffassung jetzt das richtige Procedere bei der Auswahl eines neuen Bundestrainers?
WH: Zunächst muss man mal klarstellen, wer die Einstellungskompetenz hat. Die ist und bleibt beim DFB-Präsidium. Ich würde es allerdings für richtig halten, wenn der Präsident – oder wer auch immer vom Präsidium beauftragt wurde – vor abschließenden Entscheidungen die Bundesliga oder den Lizenzfußball insgesamt in die Meinungsbildung miteinbezieht. Denn es geht nicht allein um die Frage, wer zukünftig Bundestrainer ist. Sondern es kann und muss auch um die Frage gehen, wie die Konzeption rund um die Nationalmannschaft bis 2006, bis zur Weltmeisterschaft in Deutschland, aussehen soll. Und das ist ein Thema, das auch die Bundesliga sehr stark interessiert. Nationalmannschaft und Bundesliga hängen ja kausal zusammen. Das ist ein Geben und Nehmen.

FR-Interview mit Werner Hackmann, DFL-Präsident

FR: Herr Hackmann, Sie haben sich über das Vorgehen von DFB-Chef Gerhard Mayer-Vorfelder bei der Suche nach einem Nachfolger für Rudi Völler ziemlich verärgert geäußert.
WH: Ich habe mich nicht verärgert geäußert. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass neben allen formalen Kriterien die Liga inhaltlich den Anspruch erhebt, am Findungsprozess für einen Bundestrainer beteiligt zu werden. Das ist bisher nicht geschehen, und darüber habe ich mein Befremden zum Ausdruck gebracht.
FR: Hat sich denn Mayer-Vorfelder nach Rudi Völlers Rücktritt bei Ihnen gemeldet?
WH: Wir haben am Freitag ein einstündiges Gespräch geführt, in dem ich auch die Bitte geäußert habe, die Liga zu beteiligen. Mayer-Vorfelder hat gesagt, er wolle mit Hitzfeld Kontakt aufnehmen. Seitdem habe ich in dieser Angelegenheit nichts mehr gehört.
FR: Wie hat man sich denn eine solche Zusammenarbeit von DFB und Liga konkret vorzustellen?
WH: Nun, es muss ja gar nicht mal darum gehen, an den Gesprächen unbedingt beteiligt zu werden. Aber eine Information über Absichten und Verläufe, die wäre schon wichtig.
FR: Sie wollen also gar nicht zwingend in der Personalfrage mitmischen?
WH: Es ist so, dass ich von einigen Clubs gebeten worden bin zu übermitteln, dass sie sich Ottmar Hitzfeld als neuen Bundestrainer sehr gut vorstellen können – und Christoph Daum weniger.

Leserbriefe an die FR-Sport-Redaktion, Thema: Trainersuche

Thomas Kistner (SZ 29.6.) freut sich mit Markus Merk: „Plötzlich sind wir im Finale, stehen als erste Endspielteilnehmer fest! Markus Merk sei Dank. Der Pfälzer Schiedsrichter verkörpert alles, was die Helden des EM-Alltags auszeichnet: beneidenswerte Fitness, blitzschnelle Auffassungsgabe und ein wohltemperiertes Selbstbewusstsein. Schließlich gilt es bei jedem Auftritt, dem Druck von Millionen Zeitlupe guckenden Fernsehjuroren standzuhalten. Mit dem Typus Merk, so scheint es, haben die modernen Pfeifenmänner ihre Rollensuche abgeschlossen. Waren sie unlängst mit gespreiztem Getue und Gefuchtel noch selbst Zielscheibe unangemessener Aufmerksamkeit, begegnen sie den Profis heute dort, wo es die gelernten Staatsschaupieler am wenigsten mögen: auf Augenhöhe.“

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