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Deutsche Elf

Der Anti-Matthäus

Oliver Fritsch | Freitag, 23. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Der Anti-Matthäus

Die (Vor-)Entscheidung der Trainerfrage aus der Sicht eines Zeitungslesers:
Jürgen Klinsmann, „der Anti-Matthäus“ (FR) wird (vermutlich) neuer Bundestrainer, und die Qualitätspresse jubelt, nicht nur im Sportteil: „Diese Personalie hat Charme“ (FAZ), „ein kluger Schachzug“ (FR), „die vernünftigen Kräfte im deutschen Fussball haben gesiegt“ (NZZ). Verlierer ist die Bild-Zeitung, erfreulicherweise hat ein Interview in der geschätzten Süddeutschen Zeitung (if v. 17.7.) scheinbar eine entscheidende Rolle gespielt. Und „wo ist eigentlich Franz Beckenbauer?“, fragt Axel Kintzinger (FTD). „Verwundern muss, dass ausgerechnet Franz Beckenbauer, bisher eine Art DFB-Cheffahnder, bei der Klinsmann-Findung nicht mit von der Partie war“ (taz). Der angeschlagene Gerhard Mayer-Vorfelder hat wohl vieles richtig gemacht; immerhin scheinen er und seine Kollegen aus der TFK, Werner Hackmann und Horst Schmidt, Lothar Matthäus verhindert zu haben, den „Egomanen und krankhaften Selbstdarsteller“ (NZZ) – und Kandidaten Franz Beckenbauers. Uli Hoeneß sagt der FAZ: „Das Gute an der Geschichte ist, daß die Entscheidung ohne mediale Einflußnahme geschah.“
Vielleicht ist alles aber ganz anders gelaufen. Wer kann hinter die Kulissen schauen? Wer kann dort etwas erkennen?

Dem Fußball ist zu wünschen, daß Klinsmann mit einer Vision antritt, die über 2006 hinausgeht

Seite 1 – Jörg Hahn (FAZ/Leitartikel 23.7.) feiert: „Diese Personalie hat Charme. Nach quälenden Wochen, in denen nicht zuletzt der hilflos wirkende Vielerzähler Franz Beckenbauer immer neue Kandidaten nannte, wäre die Öffentlichkeit schon mit einer Notlösung zufrieden gewesen. Klinsmann als Teamchef und, wenn die keineswegs einfachen Verhandlungen der nächsten Tage zu einer klaren Aufgaben- und Kompetenzverteilung führen, sein ebenfalls in der Welt herumgekommener ehemaliger Mannschaftskamerad Oliver Bierhoff als Teammanager – das wäre viel mehr als eine Verlegenheitslösung. Beide verstehen den Charakter und den Stil des deutschen Fußballs. Zugleich können sie aus einer gewissen Distanz heraus den Neuaufbau forcieren. Deutschland steht vor der einmaligen Situation, im Jahr 2006 eine WM im eigenen Lande zu haben. Eine größere Bühne wird es in den nächsten dreißig Jahren nicht mehr geben. Es besteht Handlungsbedarf. Dem Fußball ist zu wünschen, daß Klinsmann mit einer Vision antritt, die über 2006 hinausgeht.“

Anti-Matthäus

„Ein kluger Schachzug“, findet Jan Christian Müller (FR 23.7.): „So weit wird es dankenswerterweise nicht kommen. Die anscheinend doch gar nicht so dummen Verantwortlichen beim DFB haben sich erstens getraut, in Jürgen Klinsmann ihren zuletzt schärfsten Kritiker aufs Schild zu heben. Sie haben zudem zweitens gewagt, dem Boulevard die Stirn zu bieten. Das ist ausgesprochen mutig. Denn niemand verkörpert den „Anti-Matthäus“ vollkommener als Klinsmann. Der Freigeist aus dem Schwäbischen hat sich Zeit seiner Karriere geweigert, mit den mächtigsten Medien der Republik zu kungeln. Sein künftiger Kollege Oliver Bierhoff hielt es ebenso. Beide sind alles andere als typische Fußballer mit fest umrissenem Spielraum zwischen Playstation und Sechzehner, beide haben sich damit zuweilen verdächtig gemacht.“

Jetzt müssen all die gescheiten jungen Männer ihr Wissen in die Tat umsetzen

Martin Hägele (NZZ 23.7.) schätzt den Stil Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoffs: „Klinsmann war zu diesem Job nur unter der Voraussetzung bereit, dass er nicht nur mit einer generellen Konzeption, sondern auch mit einem neuen Funktions-Team antreten könne. Mit Oliver Bierhoff als erstmaligem Manager des Nationalteams kommt nun auf anderer Ebene jenes DFB-Stürmer-Tandem zusammen, das den letzten grossen Titel für Deutschland gewonnen hat – die EM 1996 in London, dank dem Golden Goal Bierhoffs gegen Tschechien. Diese Mannschaft zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass alle Mitglieder teamfähig waren. Für Egomanen und krankhafte Selbstdarsteller vom Typ Lothar Matthäus hatte es in diesem Kollektiv keinen Platz gegeben; Captain Klinsmann hatte die Skandalnudel, den Hauptinformanten der grossen Boulevardzeitung, mit Hilfe der Kollegen aussortiert – auf medialem Gebiet wird unter der neuen Führung wohl jenes Klima herrschen, das Amerikaner mit „political correctness“ bezeichnen. In erster Linie aber setzen die Namen Klinsmann und Bierhoff ein Signal: Den Stürmern gehört die Zukunft (…) Mit Klinsmann und Co. haben sich nun auch die zwei DFB-Präsidenten, der repräsentative Mayer-Vorfelder und der designierte geschäftsführende Funktionär Zwanziger aus den Schlagzeilen gebracht. Dass die vierköpfige Findungskommission mit Mayer-Vorfelder, Generalsekretär Schmidt, Ligachef Hackmann und Franz Beckenbauer nun nicht länger verhöhnt wird als erfolgloses „Fahndungs-Kommando“, ist in erster Linie den alten Fahrens-Leuten zu verdanken, gerade jenen Personen, die zuletzt am meisten Häme abbekommen haben. Im Gegensatz zum „Kaiser Franz“, von dem einige hinter der Hand sogar behaupten, er habe nie oder, wenn schon, dann spürbar zurückhaltend die Kontakte zu ausländischen Kräften wie Morten Olsen bzw. Guus Hiddink gesucht – um nach deren (vermuteter) Absage seinen Zögling Lothar Matthäus zu inthronisieren. Auch der in den letzten Tagen von Beckenbauer immer wieder ins Gespräch gebrachte Winfried Schäfer (Trainer von Kamerun) sei solch ein Ablenkungsmanöver gewesen. In diesem Sinne kann man nur sagen: Die vernünftigen Kräfte im deutschen Fussball haben gesiegt. Jetzt müssen all die gescheiten jungen Männer ihr Wissen in die Tat umsetzen.“

Der Wille zu einer umfassenden inhaltlichen Neubesinnung

„Diese Lösung, die beschlossen scheint, verheißt zumindest so etwas wie Aufbruchstimmung“, schreibt Roland Zorn (FAZ 23.7.): „So reizvoll die Nachfolge von Rudi Völler und die Hinterlassenschaft der aus deutscher Sicht mißratenen Europameisterschaft nun endlich geregelt und produktiv verarbeitet scheint, so merkwürdig bis kabarettreif war die Vorgeschichte, geschrieben und inszeniert von der sogenannten Trainer-Findungs-Kommission im DFB. Diese Gruppierung, in Zeiten der Vervielfältigung von Ressortzuständigkeiten aus vier Männern gebildet, hat seit ihrer Gründung vor einigen Wochen nicht immer glücklich und schon gar nicht ausnahmslos professionell agiert. Lag der erste Versuch, den ersten Kandidaten Ottmar Hitzfeld zum DFB zu lotsen, noch ausschließlich in der Hand des dabei allzu ichbezogen auftretenden Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, übernahm anschließend Franz Beckenbauer als Spiritus rector der TFK die Regie im großen Sommerschauspiel des Fußballbundes. Dabei schien der Münchner Spielmacher zunächst allzu fixiert auf Doppelpässe mit seiner Hausgazette „Bild“, die sich als fünftes, virtuelles Mitglied der TFK verstand und nach Hitzfelds Absage vehement nach Otto „Rehakles“, dem deutschen „Trainergott“ der Griechen, rief. Rehhagel aber erwies sich als vertragstreu, ließ sich auch nicht von den echten oder vermeintlichen letzten Instanzen des deutschen Fußballs umstimmen und blieb, der Weisheit seines Alters verpflichtet, beim Europameister. Was nach der zweiten Absage folgte, waren eher hilf- oder kraftlos anmutende Manöver, mal eine ausländische Fachkraft wie Morten Olsen oder Guus Hiddink ins Gespräch zu bringen, mal Deutsche im Ausland wie den ungarischen Verbandstrainer Lothar Matthäus oder den Trainer Kameruns, Winfried Schäfer, zu kontaktieren. Wie ernsthaft wer wirklich angesprochen wurde, ist bis heute nicht überliefert. Ob sich dahinter gar renovierte Konzeptionen und neue Ideen, wie der Krise des deutschen Fußballs beizukommen sei, verbargen, erschloß sich dem irritierten oder amüsierten Publikum ebensowenig. Erst als Klinsmann in einigen Interviews die wahren Prioritäten beim Namen nannte, nämlich erst zur Sache und dann zu den Personen zu kommen, leuchtete so etwas wie der Wille zu einer umfassenden inhaltlichen Neubesinnung auf.“

Eine seltsame Entwicklung

Skeptisch ist Stefan Hermanns (Tsp 23.7.): „Es ist eine seltsame Entwicklung, die mit der Anstellung Klinsmanns fortgeschrieben wird. Früher galt das Amt des Bundestrainers als Vollendung eines erfüllten Trainerlebens. Mit Klinsmann aber wird nach Rudi Völler zum zweiten Mal hintereinander ein Berufsanfänger in dieses Amt befördert. Das provoziert die Frage, über welche Fähigkeiten der Bundestrainer heutzutage überhaupt verfügen muss. Natürlich unterscheidet sich die sporadische Arbeit mit der Nationalmannschaft ganz erheblich von der täglichen Knochenmühle eines Vereinstrainers. Rudi Völler war im Umgang mit den Nationalspielern eine Art Moderator, das spärliche Training vor Länderspielen diente in erster Linie dazu, die Spieler bei Laune zu halten. (…) Der DFB ist ein System, das sich nur noch um sich selbst dreht und deshalb nicht von der Stelle kommt. Rudi Völler hat sich nicht nur mit diesen Gegebenheiten arrangiert, er hat mit seiner Popularität sogar dazu beigetragen, die Zustände zu kaschieren. Klinsmann aber will eine Revolution, an deren Ende der DFB vom muffigen Verband zum modernen Unternehmen werden soll. Dass Klinsmann und der diplomierte Betriebswirtschaftler Oliver Bierhoff an der Spitze der Bewegung stehen, ist kein Zufall. Sie waren schon in ihrer aktiven Zeit die Spieler, die am wenigsten dem „Elf Freunde“-Ideal entsprochen und immer die ökonomischen Möglichkeiten ihres Sports erkannt haben. Im Grunde kommen sie für den DFB mindestens zehn Jahre zu spät.“

Gegenentwurf zu Stammtisch-Modellen

Wolfgang Hettfleisch (FR/Politik 23.7.) erkennt ein Konzept: „Die Troika Klinsmann, Bierhoff, Osieck wäre ein Gegenentwurf zu zuletzt kursierenden Stammtisch-Modellen und entspräche bestens dem DFB-Leitmotiv für die WM 2006. Da will man vermitteln, „dass wir ein modernes und weltoffenes Land sind“ (Harald Stenger, DFB-Pressechef). Das Trio verfügt über exzellente Fremdsprachenkenntnisse, ist unverbraucht und genießt auch international einen untadeligen Ruf. Klinsmann schaffte das Wunder, in England gemocht zu werden, dem in Deutschland verkannten Bierhoff gelang der Durchbruch in Italien, Osiecks Rat wird bei Fußball-Weltverband und Europäischer Fußballunion gleichermaßen geschätzt. Weiter könnte der Verband die Fensterläden nicht aufreißen.“

Bild schaut in die Röhre, und Frank Ketterer (taz 23.7.) lacht sich ins Fäustchen: „Verwundern muss freilich, dass ausgerechnet Franz Beckenbauer, bisher eine Art DFB-Cheffahnder, bei der Klinsmann-Findung nicht mit von der Partie war. Weder durfte er mit dem DFB-Tross nach New York jetten, noch war Klinsmann jemals vom Kaiser auch nur ansatzweise in Erwägung bzw. in die öffentliche Diskussion geworfen worden. Stattdessen, so scheint es sich nun immer mehr herauszukristallisieren, hat Beckenbauer im inner circle stets mächtig für Lothar Matthäus Stimmung gemacht – und darüber, so jedenfalls stellt es sich derzeit dar, sogar die Verhandlungen mit wirklich ernst zu nehmenden Kandidaten wie Guus Hiddink oder Morten Olsen schleifen lassen. Mit beiden, so weiß es der kicker zu berichten, wurde nie direkt, sondern stets nur über Mittelsmänner in Kontakt getreten. Sehr viel Engagement von Beckenbauers Seite lässt das nicht erahnen. Am Montag soll es in der TFK darob sogar mächtig Zoff gegeben haben, vor allem Mayer-Vorfelder sowie Liga-Boss Werner Hackmann müssen dabei mehr als deutlich gemacht haben, dass Matthäus für sie nie und nimmer in Frage kommt. Für Beckenbauer war das eine herbe Schlappe, für Bild nicht minder. Schließlich war Matthäus, ganz im Gegensatz zu Klinsmann, schon immer ein Günstling des Springer-Blattes, zu seinen aktiven Zeiten galt er gar als Maulwurf der Bild-Reporter in der National- und Bayern-Mannschaft. Schon deshalb ist es mehr als prima, dass Matthäus, der in den letzten Wochen nicht nur in seiner Sportbild-Kolumne keine Gelegenheit ausließ, seine Bereitschaft zu signalisieren, gestoppt wurde. Nun soll also Klinsmann Bundestrainer werden. Ob das eine wirklich gute Idee ist, kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden, schließlich hat der große Blonde dafür noch keinen Tauglichkeitsnachweis abgeliefert.“

Von Beckenbauer ist nichts zu hören

Axel Kintzinger (FTD 23.7.) ergänzt: „Wo ist eigentlich Franz Beckenbauer? Der „Kaiser“ ist Kopf der so genannten Trainerfindungskommission (TFK), aber am entscheidenden Schritt bei der Suche nach einem Bundestrainer für die kriselnde Nationalmannschaft war er nicht beteiligt. Seine TFK-Kollegen Gerhard Mayer-Vorfelder und Horst R. Schmidt sind nach New York geflogen, um Jürgen Klinsmann in einem fünfstündigen Gespräch den – nach Bundeskanzler – wichtigsten Job Deutschlands anzubieten. Mittlerweile scheint diese Personalie unter Dach und Fach, aber von Beckenbauer ist nichts zu hören. Sein Hausorgan Bild muss den Meldungen anderer Medien hinterher hecheln. Vielleicht sitzt Beckenbauer ja im Schmollwinkel. Immerhin hatte er einen anderen Kandidaten favorisiert. Genauer gesagt hatte er sogar mehrere Fußballlehrer in seine engere Auswahl genommen, immer wieder purzelten in den letzten Wochen Namen aus seinem Mund: Lothar Matthäus, Morton Olsen, Guus Hiddink, Winfried Schäfer und wieder Lothar Matthäus. Beckenbauer hatte so ziemlich alle üblichen Verdächtigen durch, nur einer fehlte: Jürgen Klinsmann.“

Wolfgang Hettfleisch (FR 23.7.) porträtiert Klinsmann: „Trotz der großen Erfolge des Welt- und Europameisters schieden sich an Jürgen Klinsmann die Geister. Die einen himmelten den smarten Schwiegersohn-Typ an, der so ungekünstelt rüberkam und so offenkundig mehr in der Birne hatte als Fußball. Andere wussten vom beinharten Verhandlungspartner zu berichten, der genau wusste, wo der Bartel den Most holt. Das muss kein Widerspruch sein. Unstrittig ist, dass Klinsmann auch nach der Spielerlaufbahn seinen eigenen Weg ging, dass er die Kraft und Neugier besaß, eine Pause vom Fußball zu nehmen. Das zumindest unterscheidet ihn wohltuend von so vielen anderen.“

Der arroganteste Spieler

Axel Kintzinger (FTD 23.7.) hat auch schlechtes über Klinsmann zu erzählen: „Jürgen Klinsmann, der Bäckerssohn aus Göppingen, kam bei den meisten Menschen gut an. Nicht allerdings bei Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni, der mit Stürmern sowieso nicht viel anfangen kann. Nicht bei Kollegen Lothar Matthäus, der Klinsmann die uneingeschränkte Sympathie der Öffentlichkeit neidete. Und nicht bei Arsene Wenger, der ihn in Monaco trainierte und später als „den arrogantesten Spieler“ bezeichnete, der ihm je untergekommen sei. Aber bei allen, die ihn sonst so sahen. In den USA, wo Fußball keine Rolle spielt, widmete ihm das führende Magazin „Sports Illustrated“ schon 1993 eine große Geschichte und flocht einen Lorbeerkranz der besonderen Art: „Wenn man jemanden sucht, der Amerikaner dazu veranlassen soll, sich für Fußball zu begeistern, oder Deutschland in der Welt beliebter zu machen – Klinsmann wäre die perfekte Wahl dafür.“ Daheim in Deutschland nahm man ihm nicht einmal übel, in Finanzdingen mehr als ehrgeizig zu sein. Manager und Geschäftsführer haben sein Verhandlungsgeschick und seine Beharrlichkeit verflucht, mit der er Millionengehälter und vorteilhafte Ausstiegsklauseln erstritt. Keiner sei härter dabei gewesen, sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß noch heute. Einen „freundlichen Abzocker“ nannte ihn damals sogar die dem Fußballspieler Klinsmann ergebene „taz“.“

Wie reagiert die Bundesliga, Thomas Kistner & Ludger Schulze (SZ 23.7.)? „Die ersten, teilweise heftigen Gegenreaktionen aus den Bundesliga-Klubs, in denen die Dreier-Konstruktion um Klinsmann teils noch als Irrläufer gewertet wurde, irritieren die DFB-Führung vorerst nicht. „Diese Struktur ist richtig, sie ist unser Bemühen, das wir auch so abgesprochen haben“, bekräftigte ein Spitzenfunktionär gestern den Kurs des Verbandes gegenüber der SZ. Immerhin gibt es auch ein paar grundsätzliche Übereinstimmungen mit dem in Kalifornien ansässigen Kandidaten. Äußerst wichtig ist Klinsmann das Image der Nationalmannschaft – er hat festgestellt, dass die deutsche Auswahl im öffentlichen Bewusstsein für nichts mehr steht. Tatsächlich hat das Vertrauen der Fans vier Wochen nach dem Vorrunden-Aus bei der EM in Portugal den Tiefpunkt erreicht: Nur acht Prozent der Bundesbürger rechnen jüngsten Umfragen zufolge die Nationalelf noch zur internationalen Elite. Vor der EM fanden 23 Prozent der Befragten das Nationalteam „Weltklasse“. Die deutsche Auswahl hat kein Image – Rudi Völler zwar hatte eines, aber nicht seine Spieler. Das Profil der Mannschaft will Klinsmann nun mit Bierhoff schärfen, denkbar wäre da unter anderem mehr Engagement der künftigen WM-Kicker im sozialen Bereich. Klinsmann unterhält selbst ein Kinderhilfswerk („Agapedia“) mit 50 Mitarbeitern, das in Osteuropa wirkt. Auch die Zeit der Selbstdarsteller soll vorbei sein.

Das Gute an der Geschichte ist, daß die Entscheidung ohne mediale Einflußnahme geschah

Armin Grasmuck (FAZ 23.7.) fragt Uli Hoeneß: „Sollte Jürgen Klinsmann neuer Trainer der Fußball-Nationalmannschaft werden, die Unterstützung des Branchenführers hätte er. Uli Hoeneß, der Manager des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, sieht das von der Trainerfindungskommission angestrebte Modell durchweg positiv. „Das ist eine kleine Revolution“, sagte Hoeneß dieser Zeitung, kurz bevor er sich zusammen mit den Münchner Profikickern zu einem viertägigen Gastspiel nach Chicago aufmachte. „Es ist auf jeden Fall eine sehr mutige Entscheidung, die ich gut finde.“ Ganz Deutschland habe sich junge, unverbrauchte Leute gewünscht. Eine Verpflichtung Klinsmanns berechtige zu der Hoffnung, daß nun ein Umbruch erfolge „mit Entscheidungen frei von der Leber weg“. Geradezu überwältigt schien der Bayern-Manager von der progressiven Vorgehensweise der Führungsriege des DFBs. Die Wahl Klinsmanns – der einstige Kapitän der Nationalmannschaft hatte den Verband in den vergangenen Wochen mehrfach kritisiert – bezeuge, daß in den obersten Gremien ein Umdenken stattgefunden habe. „Da haben sich die älteren Herren in der Trainerfindungskommission noch einmal kräftig ins Zeug gelegt“, befand Hoeneß schmunzelnd. Der Bayern-Manager erachtete es auch nicht als Nachteil, daß Klinsmann bislang noch nicht als Trainer aktiv war. „Wie viele Mannschaften hatte denn Rudi Völler trainiert, bevor er Teamchef wurde?“ fragte Hoeneß. Zwar berge die neue Konstellation ein gewisses Risiko, „aber bei der Nationalmannschaft war die Situation so festgefahren, da ist es gar nicht einmal so schlecht, wenn man was riskiert“. Den neu zu schaffenden Posten des Teammanagers sähe Hoeneß mit Oliver Bierhoff optimal besetzt. „Bierhoff halte ich für sehr kompetent“, sagte der Bayern-Manager. „Er hat sich nach seinem Rücktritt als aktiver Spieler sehr gut entwickelt.“ Vom aktuellen Geschehen angetan schien Hoeneß auch deshalb, weil der DFB-Spitze mit dem Dreigespann Klinsmann/Osieck/Bierhoff ein von der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkter Überraschungscoup gelungen ist. „Das Gute an der Geschichte ist, daß die Entscheidung ohne mediale Einflußnahme geschah“, sagte der Bayern-Manager.“

Was soll Oliver Bierhoff als Manager leisten? Tsp

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