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Bundesliga

Fußball ist, wenn es um seine gefühlten Ergebnisse geht, irrational und unlogisch

Oliver Fritsch | Dienstag, 31. August 2004 Kommentare deaktiviert für Fußball ist, wenn es um seine gefühlten Ergebnisse geht, irrational und unlogisch

Werder Bremen-VfL Wolfsburg 1:2

Roland Zorn (FAZ 31.8.): „Zur Saisonpremiere fiel der Strom im Weserstadion aus, diesmal hatte die Mannschaft einen Blackout. Zumindest in der ersten Stunde des vermeintlichen Sonntagsspaziergangs mit Besuchern aus Wolfsburg schienen die Spieler in Grün-Weiß dem Verwöhnaroma vergangener Erfolge hinterherzuschnuppern. Schaafs Mannschaft hatte geglaubt, mit dem ökonomisch Notwendigen über die Zeit zu kommen. Ein grober Irrtum (…) Die Wolfsburger waren deshalb richtige Sieger, weil Spieler und Trainer mit einer taktisch guten Aufstellung und einer untadeligen Einstellung von vornherein alles dafür getan hatten, die Überraschung zu schaffen. Sie war quasi programmiert, nachdem der angeblich auf Druck des großen Sponsors und Partners zurückgetretene Manager Peter Pander noch einen letzten sportlichen Wunsch geäußert hatte. Stefan Schnoor erinnerte nach dem herbeigezitterten Sieg an die „Abschiedsrede“ von Pander. „Er hat uns gesagt, fahrt nach Bremen, gewinnt dort und macht mir ein Abschiedsgeschenk!“ Die Niedersachsen nutzten ihren Auftritt zu einer geschlossenen Demonstration für Pander. Der jahrelang unumstrittene Wegbereiter des Wolfsburger Aufschwungs war nach der Pokalpanne bei den Amateuren des 1. FC Köln gegangen. Trainer Erik Gerets flocht seinem Mentor Pander Kränze: „Er hat sich sehr emotional von uns verabschiedet. Da hat niemand geatmet. Er war mir sehr ans Herz gewachsen. Ohne ihn wäre ich nicht hier. Ich denke, meine Spieler haben nichts dagegen, wenn wir den Sieg an ihn weitergeben.“ Drei Punkte für den VfL Wolfsburg, 2:1 für Pander, Niederlagen für Werder und den Volkswagenkonzern: der Fußball ist, vor allem, wenn es um seine gefühlten Ergebnisse geht, oft irrational und unlogisch.“

Jörg Marwedel (SZ 31.8.): „Sportlich bleibt festzuhalten, dass das von Pander zusammengestellte Team dank der mit Gerets ausgesuchten robusten Abwehrkräfte Hofland und Quiroga erheblich an Stabilität gewonnen hat. „Wir haben natürlich etwas mehr barrikiert“, beschrieb Gerets die Strategie in putzigem Deutsch, „wir hatten die Außenseiten und die Wege zu den Stürmern gut unter Kontrolle.“ Die Wolfsburger Fans sind damit offenbar noch nicht besänftigt. Auf einem Transparent teilten sie mit, was ihnen beim VfL stinkt: die „VW-Diktatur“.“

Borussia Dortmund-Hannover 96 1:1

Dortmunder Wachstum auf dem Fußballplatz findet nur im Konjunktiv statt

Richard Leipold (FAZ 31.8.): “Das späte Gegentor hat die Borussen tief getroffen, nicht nur der zwei Punkte wegen, die in buchstäblich letzter Sekunde noch verloren gingen. Die BVB-Profis haben abermals vorgeführt, wie schwer es ihnen fällt, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden. Nach zwei Jahren sportlicher und wirtschaftlicher Rezession einen Aufschwung herbeizureden oder gar herbeizuspielen ist mühseliger, als sie angenommen haben. Das Dortmunder Wachstum auf dem Fußballplatz findet nur im Konjunktiv statt: Hätte Jan Koller den Vorsprung ausgebaut, dann wäre der Sieg „fertig gewesen“, sagte Tomas Rosicky.“

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