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DFB-Pokal

Packende Partien

Oliver Fritsch | Freitag, 24. September 2004 Kommentare deaktiviert für Packende Partien

Axel Kintzinger (FTD 24.9.) fasst begeistert die 2. Runde des DFB-Pokals zusammen: „Langsam muss mal jemand erklären, warum der DFB-Pokal in der Bundesliga so einen schlechten Ruf hat, warum man ihn nicht sonderlich ernst nimmt und eigentlich auf das Finale reduziert, wenn der Sieger im Konfettiregen auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions jubelt. Es hat zuletzt wohl in einem Jahr Bundesliga – das sind 34 Spieltage à neun Begegnungen – nicht so viele packende Partien gegeben wie allein in dieser Woche im DFB-Pokal. Wer diese Spiele im Stadion oder auch nur am Fernseher sah, wird kaum eines davon so schnell wieder vergessen. (…) Wenn mit möglichst vielen Spielen nicht möglichst viel Geld für die möglichst hohen Gehälter aller Beteiligten verdient werden müsste – man sollte den gesamten Spielbetrieb aufs K.-o-System umstellen. Wie in Deutschland, so in Europa.“

1. FC Kaiserslautern-Schalke 04 7:8 n.E.

Partie mit reichlich Nach- und Nebenwirkungen

Ein Spiel mit knappem Ausgang, aber zwei Stimmungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, beschreibt Michael Ashelm (FAZ 24.9.): „Auf der Gratwanderung zwischen Jubel und Verzweiflung stand Eddy Achterberg als großer Gewinner da, der neue Spaßbolzen der Liga, der immer mehr dem miesepetrigen Schalker Oberguru Rudi Assauer den Status der blau-weißen Kultfigur streitig macht. Kurt Jara versprühte puren Pessimismus, bezeichnete die Leistung seiner Mannschaft zwar als „hervorragend“, ließ aber mächtig Luft ab: „Was hier gegen meine Person abgeht, ist unter der Gürtellinie. Das habe ich nicht nötig, ich bin nicht bereit, alles zu schlucken.“ Eine Partie mit reichlich Nach- und Nebenwirkungen, die den Beteiligten alles abforderte und noch in den nächsten Tagen für genug Gesprächsstoff sorgen wird. Hier die frohgelaunten Schalker, die nach der Entlassung ihres Trainers Jupp Heynckes unter Ersatzmann Achterberg den Erfolg gepachtet zu haben scheinen. Dort die Elf des FCK, deren Unglück nach dem Aus im DFB-Pokal wohl doppelt schwer wiegen könnte. Denn die Sache mit Jara, der bisher nie die volle Anerkennung des bisweilen fanatischen Pfälzer Publikums erhalten hatte, droht auszuufern. Vielleicht der Rücktritt? Grund für die scharfe Kritik der Zuschauer auf den Rängen waren anscheinend die Einwechselungen Jaras in der 57. Minute, als er den ebenfalls im Fanlager nicht besonders beliebten Stürmer Selim Teber und den von der Masse früh geforderten Spielmacher Ferydoon Zandi brachte. Beide hatten, als sie dann kamen, großen Einfluß auf das bis dahin schleppende bis ineffektive Lauterer Spiel, Teber sogar mit zwei Treffern. „Ich habe mir hier ein dickes Fell angewöhnt“, sagte Teber, der einst vom Nachbarn Waldhof Mannheim gekommen war und alleine deshalb bei dem einen oder anderen Anhänger nicht wohlgelitten ist.“

1. FC Köln-Hansa Rostock 5:7 n.E.

Großartiger Pokalabend mit skurrilem Ende

Christiane Mitatselis (taz NRW 24.9.) widmet sich dem Gram in Huub Stevens’ Gesicht: „Da war er wieder, dieser Blick, den man ansonsten nur von genervten Raubtieren im Zoo kennt. Stevens schaute ganz besonders giftig in die Journalistenrunde. „Wir sind draußen, ich kann Rostock nur gratulieren.“. Nach einer kurzen Pause fuhr Stevens fort und schimpfte über die Kölner Fans, die „eigene Spieler vom Platz gepfiffen hätten“. Der Holländer weiter: „Das geht so nicht, darüber werde ich mit dem Präsidenten reden. Aber ich weiß ja, woher es kommt.“ Schweigen im Pressesaal. Was wollte Stevens damit sagen? Der Mann steht immer unter Strom, das ist bekannt. Ein kleiner Piekser kann Eruptionen hervorrufen. Wenn Stevens die Contenance verliert, dann nennt er schon mal einen Journalisten, dessen Fragen ihm nicht gefallen, „Du Arschloch“. So geschehen nach dem 3:2 der Kölner in Aachen. Und nun das. Fordert Stevens ein Pfeifverbot im RheinEnergie-Stadion? Oder womöglich ein Schreibverbot für die boshaften Journalisten, die den Fans auch noch die Vorlagen für ihre Pfiffe liefern? Auf Nachfrage wurde Stevens nicht konkreter, suchte schnell das Weite. Mit extrem genervtem Gesichtsausdruck. Es ist das skurrile Ende eines großartigem Pokalabends.“

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