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Auch der HSV war zu einer Diva geworden

Oliver Fritsch | Samstag, 30. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Auch der HSV war zu einer Diva geworden

Sergej Barbarez, Hamburgs sensibler Schlüsselspieler – Jörg Marwedel (SZ 30.10.): „In seiner Karriere haben sich schon immer Lobpreisungen und Schmähungen abgewechselt wie Ebbe und Flut an der Küste. „Ich bin“, sagt er und zupft an seinem Bart, der die ersten grauen Härchen aufweist, „in meinem Leben schon so oft mit Beifall und Pfiffen verabschiedet worden.“ Das soll abgeklärt klingen, als könne das ihm, dem weitgereisten Profi, nichts anhaben. Ruhm nicht und ätzende Ablehnung auch nicht, wie er sie einst bei Borussia Dortmund erfahren hat, als er – vom Publikum übel beschimpft – einmal weinend in der Kabine saß. Dass es zuletzt wieder vor allem Pfiffe und höhnische Schlagzeilen gab, die ihm sehr wohl wehtaten, deutet er in einem eher trotzigen Satz an: „Man hat keinen Bock mehr, ständig auf die Fresse zu kriegen.“ Der neue Trainer Thomas Doll hat diese Gemengelage gekannt, als er „Sergejs herausragende Leistung“ würdigte wie einen aus aussichtsloser Lage gewonnenen Kampf: „Viele hatten ihn schon abgeschrieben“, sagt Doll, „aber er hat es allen gezeigt.“ Auch Klaus Toppmöller waren zunehmend Zweifel gekommen, ob Barbarez dem HSV noch einmal positive Impulse geben könnte. Zu kraftlos und schneckengleich hatte sich der Genius zuweilen über den Platz bewegt, zu oft hatte er resigniert abgewinkt und den Kollegen damit nicht gerade ermutigende Signale gesetzt. Es zählt zum Grundwissen der Trainer, dass nichts gefährlicher für die eigene Mannschaft ist als ein Führungsspieler, der die hohen Ansprüche nicht mehr erfüllt. Ist er launisch und instabil, überträgt sich diese Labilität meist auf das gesamte Ensemble. Auch der HSV war zu einer Diva geworden.“

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