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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Low Budget und B-Movies

Oliver Fritsch | Dienstag, 30. November 2004 Kommentare deaktiviert für Low Budget und B-Movies

Michael Reinsch (FAS 28.11.) kommentiert die Flaute im Osten: „Noch läuft die erste Halbzeit der Saison, doch längst ist der Osten ernüchtert. Aufstieg bedeutet nicht Aufschwung. In Rostock hat Publikumsliebling Juri Schlünz die Brocken hingeworfen. In Cottbus ist Eduard Geyer geflogen. Beide hatten sich aufgerieben im Versuch, Teams über ihre Verhältnisse spielen zu lassen. Geyer bleibt dabei der Oscar-Preisträger des Ost-Fußballs: seine Aufstiege und das Pokalfinale waren wie Filmpreise für B-Movies. Low Budget, das ist das Programm des Ostens. Dabei schauen die Fans eben doch in die Röhre. Anders als die vom Staat gestützten olympischen Sportarten hängt Fußball mit seinem hochmobilen und hochbezahlten Personal von der Wirtschaftskraft der Region ab. Im Osten fehlen Arbeitsplätze und Sponsoren. Hinter jedem Erfolg im Fußball steckt deshalb eine ungewöhnliche Geschichte: die der eigenwilligen Trainer Christoph Franke und Rene Müller in Dresden und Erfurt, die vom langen Höhenflug des „Ede“ Geyer und zwischen den Uranhalden von Aue die von Vereinsboß Uwe Leonhardt, der sein Wirtschaftswunder mit der Mannschaft in Lila koloriert. Mehr als ökonomische und soziologische Daten demonstriert Fußball die Schwierigkeiten des Ostens – und seine Hoffnung.“

Negativliste

„Eine häßliche Welle schwappt durch die Stadien und hat auch diese Woche wieder ihre Spuren hinterlassen“ – Michael Ashelm (FAS 28.11.) schreibt über Rassismus im Stadion: „Gerade Osteuropa ist in den Blickpunkt geraten. Ganz offen marschiert der Mob in den Fußballstadien auf, zeigt sich mit eindeutig faschistischer Symbolik und hetzt gegen Schwarze, Juden, Sinti und Roma. Rußland, Polen, Ungarn stehen auf der Negativliste ganz oben. Konfliktforscher Gunter A. Pilz von der Universität Hannover, ein ausgewiesener Fachmann, der auch für das deutsche WM-OK Sicherheitskonzepte erarbeitet, sieht den Grund in der wachsenden Perspektivlosigkeit und Unzufriedenheit der Menschen. (…) Besonderes Interesse gilt der Entwicklung in Deutschland mit Blick auf die WM 2006 als globales Ereignis. „Die Welt zu Gast bei Freunden“, heißt der Slogan. Nichts wäre für Deutschland schlimmer, würden rassistische Töne oder gar Gewalt den völkerverbindenden Impetus der Veranstaltung zerstören. Und so wird hinter den Kulissen einiges unternommen, um der braunen Gefahr auf und von den Rängen entgegenzuwirken.“

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