indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Internationaler Fußball

Trümmerhaufen

Oliver Fritsch | Freitag, 31. Dezember 2004 Kommentare deaktiviert für Trümmerhaufen

Birgit Schönau (SZ 30.12.) urteilt über den offiziellen Rückzug Silvio Berlusconis vom Präsidentenamt beim AC Mailand: „Berlusconi und der Fußball, das Kapitel wird noch lange nicht abgepfiffen. Hinter Berlusconis Klub steht ein Großunternehmen, der einzige ernstzunehmende Rivale ist Juventus Turin. Das hat er aus dem italienischen Fußball gemacht: einen Trümmerhaufen. Aber als Regierungschef sorgt er dafür, dass die Show trotzdem weitergeht, notfalls per Schuldenerlass-Dekret. Er wird sich weiter einmischen, und im übrigen… „hätten wir denn die Kraft“, fragte in einem Leitartikel die Gazzetta dello Sport, „uns aus den Führungsfragen einer Mannschaft herauszuhalten, die wir aus purer Leidenschaft gekauft haben?“ Aus purer Leidenschaft. Wenn es um Fußball geht, ist der reichste Mann im Land auch nicht anders als alle anderen 57 Millionen Tifosi. Und genau um das weiter zu suggerieren, braucht Silvio Berlusconi den AC Mailand.“

Einiges mitgebracht, was anderen englischen Managern fehlt

Martin Pütter (NZZ 27.12.) befasst sich mit dem Erfolg José Mourinhos in England: „Mourinho hat einiges mitgebracht, was anderen englischen Managern fehlt. Da wäre etwa die Kenntnis der – bisher immer noch nicht ins Englische übersetzten – lateinamerikanischen Fachliteratur zum Thema Fussballtraining. Dazu kommt die Gründlichkeit des Portugiesen. Auch gegen Aston Villa hatte Mourinho wieder einen Notizblock dabei. Darin hielt er sämtliche Situationen fest, die ihm während der 90 Minuten aufgefallen waren – positive und negative. Mit der Art, wie Mourinho seine Wahrnehmungen den Spielern mitteilt, hat er sich den Respekt der Mannschaft verschafft. Und damit schuf er auch einen Teamgeist unter den „Blues“, der zuvor gefehlt hatte.“

British sense of humour

Wie feiert der englische Profi Weihnachten, Ludger Schulze (SZ 29.12.)? „Wenden wir uns dem britischen Fußball zu; respektive den merkwürdigen Sitten und Gebräuchen seiner Profis anlässlich der Würdigung der Geburt des Herrn. Vielleicht liegt dem ja nur ein Verständnisproblem zugrunde, weil sie Fest der Besinnung mit Fest der Besinnungslosigkeit verwechseln. Denn wenn der Großteil der Menschen auf Erden unterm Tannenbaum besinnlich „Es ist ein Ros’ entsprungen“ anstimmt, gibt sich der britische Fußballer alle erdenkliche Mühe, die Besinnung auszuschalten: die eigene durch exzessiven Konsum von diversen Alkoholika, die der Mit-/Gegenspieler durch mit maximaler Wucht ausgeführte Schläge der Fäuste. Beides ist in der Regel von Erfolg gekrönt. (…) Im Grunde gilt, was ein Strafrichter andernorts unter Körperverletzung einordnen würde, drüben auf der Insel als eine Spielart des british sense of humour. Wie beispielsweise diese hintergründige Debatte mit einem Teamkollegen, bei der Joey Barton von Manchester City kürzlich das letzte Wort behielt und dem Kontrahenten eine Zigarre aufs Auge drückte. Eine brennende. O du fröhliche.“

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

113 queries. 0,608 seconds.