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Bundesliga

Etwas vom Glanz der großen Fußballwelt zurück

Oliver Fritsch | Donnerstag, 20. Januar 2005 Kommentare deaktiviert für Etwas vom Glanz der großen Fußballwelt zurück

Rudi Völlers Einstellung als Sportdirektor Leverkusens – Michael Horeni (FAZ 19.1.) ist skeptisch: “Bayer gewinnt mit Völler etwas vom Glanz der großen Fußballwelt zurück. Wie stark jedoch der Sportdirektor den Klub sachlich und fachlich voranbringen wird, ist eine weit spannendere Frage. Das Geld sitzt in Zeiten der Konsolidierung längst nicht mehr so locker wie ehedem, was auch andere Qualitäten eines Sportchefs nötig machen wird, als mit Sympathiebonus und ausgezeichneten Kontakten durch die Fußballwelt zu schlendern.“

Die Zeit der übervollen Taschen ist bei Bayer vorbei

Christoph Biermann (SZ 19.1.) deutet die Worte Wolfgang Holzhäusers: „Ein wenig, so machte es den Eindruck, wand er dem neuen Sportdirektor aber Stacheldraht ins Blumenbouquet. „Die Ikone des Weltfußballs“, sprach der Geschäftsführer, werde nun „die Verantwortung für den sportlichen Erfolg und Misserfolg übernehmen“. Der Adressat für Nachfragen zu Krisenzeiten ist damit schon frühzeitig benannt. Ganz so kuschelig wie es bei seiner Vorstellung klang, wird es für Völler sowieso nicht werden. Zwar wird er mit großen Kompetenzen ausgestattet, aber die Zeit der übervollen Taschen ist bei Bayer vorbei.“

Keine Überraschung

Gregor Derichs (FAZ 19.1.) ergänzt: „Zahlreiche Angebote aus dem In- und Ausland für eine Trainer- oder Manager-Tätigkeit hatte Völler erhalten. Vor allem Olympique Marseille soll sich intensiv um seine Dienste bemüht haben. Daß Völler sich für die bodenständige Lösung entschied, ist keine Überraschung.“

Ein Abzockerimage wird man schwerer wieder los als eine abgefangene Flanke

Jan Christian Müller (FR 20.1.) warnt vor den Folgen der gescheiterten Verhandlung zwischen Timo Hildebrand und dem VfB Stuttgart: “Das Scheitern der Verhandlungen birgt Risiken für beide Seiten: Beim VfB könnten unzufriedene Jungstars zurückbleiben, die in nicht allzu ferner Zeit auf einen vorzeitigen Abschied drängen und das dynamisch gewachsene Umfeld sabotieren. Hildebrand seinerseits hat in dem Spiel eine viel schlechtere Figur abgegeben als zwischen den Pfosten. Ein Abzockerimage wird man schwerer wieder los als eine abgefangene Flanke.“

Der VfB muß nach einem neuen Markenzeichen suchen

Roland Zorn (FAZ 20.1.) sucht nach der Ursache des Scheiterns: „Hildebrand wollte, soviel sagen alle, die ihn gut kennen, eigentlich auf dem Wasen bleiben. (…) Daß der Spieler selbst bei dem inzwischen monatelangen Hin und Her um die Modalitäten der Vertragsverlängerung nicht entschlossen eingriff, als die Sache auch für ihn zu kippen drohte, überraschte diejenigen, die dem Torwart mehr Unabhängigkeit zugetraut hätten. Mag Hildebrand auch einen schneidigen und in der Szene nicht besonders beliebten Berater haben und am Ende von einem Ultimatum des VfB unter Druck gesetzt worden sein, so hätte es ihm doch jederzeit freigestanden, sich von den Fesseln seiner Einflüsterer oder Einschüchterer zu befreien und ein deutliches Ja-Wort an die Adresse seines Heimatklubs zu richten. (…) Der Klub muß nach einem neuen Markenzeichen suchen – und wirkt dabei im Moment ein bißchen desillusioniert.“

Genug von Gefeilsche und Gepoker

Gibt es dennoch einen Gewinner dieser Partie, Martin Hägele (SZ 20.1.)? „Womöglich wird man in ein paar Jahren einmal sagen, dass der Seiteneinsteiger Staudt erst in den Januartagen 2005 zu einem richtigen VfB-Präsidenten geworden ist, auf den die momentan rund 26 000 Mitglieder und zwei, drei Millionen Sympathisanten stolz sind. Weil Staudt ein anderes Bild abgibt als sein Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder. Der hatte sich einst von Dusan Bukovac den Jahrhundertvertrag mit Krassimir Balakov aufdrängen lassen; an den Millionen-Verpflichtungen gegenüber seinem bulgarischen Regisseur wäre der VfB fast erstickt. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Staudt genug hatte von Gefeilsche und Gepoker. Das lag auch daran, dass ihm durch den Kopf ging, dass es beim Bayern München keine Verträge mit Ausstiegklauseln und sonstigen Vereinbarungen gibt, die dem ursprünglichen Sinn eines Kontrakts entgegenstehen. Uli Hoeneß würde derlei Ansinnen als Beleidigung empfinden und den Agenten mitsamt Klienten auf die Säbener Straße setzen.“

Vermutlich ist Hildebrand schlecht beraten

Was macht Hildebrand nun, Michael Rosentritt (Tsp 19.1.)? „Vielleicht will Hildebrand ins Ausland wechseln, wo noch mehr Geld gezahlt wird. Womöglich will er nur zu einem großen Verein, der um Titel spielt und so seine Chancen auf das deutsche WM-Tor 2006 erhöhen? Oder will der 25-Jährige im Torwartduell Kahn/Lehmann nur etwas Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Vermutlich ist es ganz anders, und Hildebrand wird schlecht beraten.“

Christoph Kneer & Michael Kölmel (BLZ 20.1.) spekulieren: „Es darf verwundern, dass der Name Hildebrand nur dezent durch den sensationslüsternen britischen Blätterwald rauscht. Insider werten dies als Indiz dafür, dass doch sein könnte, was offiziell nicht sein darf: dass Hildebrand doch noch beim FC Bayern unterkommt, bei seinem Förderer Felix Magath. In München sehen sie längst, dass Kahn in die Jahre gekommen ist, und dies ist die vielleicht letzte Gelegenheit, um in dem 25-jährigen Hildebrand den Torwart der Zukunft ablösefrei zu engagieren. Noch dementieren beide Seiten, was damit zusammenhängen könnte, dass man erst Kahn einen reibungslosen Abgang ermöglichen müsste; er müsste einen Wechsel als Herausforderung begründen und so elegant den Weg freimachen für Hildebrand, der dann auch der naheliegende Kandidat für einen Stammplatz im Nationalteam wäre.“

Atmosphärische Wölkchen, deren Wirkung man noch nicht kennt

Jörg Marwedel (SZ 19.1.) spürt Disharmonie in Hannover: „Hannover 96 ist zweieinhalb Jahre nach dem Aufstieg dabei, eine feste Größe in der Bundesliga zu werden. (…) Doch ganz so unbeschwert wie gedacht, ist das Klima nicht mehr. Aufgezogen sind ein paar atmosphärische Wölkchen, deren Auswirkungen man noch nicht kennt. Ausgelöst worden sind sie: durch den Erfolg. Denn in Hannover erfährt man gerade, wie teuer ein dauerhafter Aufschwung in diesem Geschäft zu stehen kommt. Es begann damit, dass der in seiner Position gestärkte Trainer Lienen sich daran störte, dass seine Vertragsverlängerung schon vor konkreten Verhandlungen offenbar als Selbstgänger betrachtet worden waren. Also teilte Lienen vor dem Trainingslager in Jerez mit, er werde dort keineswegs mit Manager Ilja Kaenzig Vertragsgespräche führen, da die entscheidende Person der Präsident sei. Beobachter werteten das als Gerangel zwischen den beiden sportlichen Leitern, die nicht immer auf einer Wellenlänge lägen.“

Richard Leipold (Tsp 19.1.) beschreibt Mönchengladbacher Hierarchie: “Rund um den neuen Borussia-Park heißt es, Advocaat habe alle sportliche Gewalt an sich gerissen. Hochstätter, lange ein zuweilen undurchschaubarer Strippenzieher in der Klubführung, wirkt bloß wie ein ausführendes Organ.“

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