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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Champions League

Fußball de luxe

Oliver Fritsch | Dienstag, 22. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Fußball de luxe

Im Achtelfnale treffen die Besten Europas aufeinander – Roland Zorn (FAZ 22.2.) reibt sich die Hände: „Seit ihrer Gründung 1992 hat die anfänglich wegen der Einführung von Gruppenspielen mißtrauisch beäugte Champions League als Nachfolgerin des Europapokals der Landesmeister einen langen Weg hinein ins gleißende Licht zurückgelegt. Heute halten nur noch ignorante Nostalgiker die Rückkehr zum Status quo ante für erstrebenswert. Die Verhältnisse sind längst so weit geklärt, daß an der Faszination der Champions League, ob in der Gruppenphase oder der anschließenden K.-o.-Runde, nicht mehr zu rütteln ist. (…) Für die Erstbesten und nachfolgenden Mitgewinner der höchstrangigen Vereinskonkurrenz der Welt bleibt noch immer ein großer Preis übrig, verziert mit viel Prestige. Der Fußball de luxe, der nun wieder zwischen Madrid und London rollt, lohnt sich also für alle, die daran teilhaben: sei es aktiv im Stadion oder passiv am Fernsehschirm.“

NZZ: „ein optimistisches deutsches Trio“

Duell zweier grundverschiedener Fußballkulturen

Bayern München trifft auf Arsenal – Michael Horeni (FAZ 22.2.) berechnet den Stellenwert für Verein und Torwart: „Ob die Bayern eine Saison für eine normale, eine sehr gute oder eine herausragende halten, entscheidet der europäische Pokalwettbewerb. Aber Oliver Kahn schweigt. Und trainiert. Denn das Achtelfinale gegen den FC Arsenal, dieses Duell zweier grundverschiedener Fußballkulturen auf höchstem Niveau, ist nicht nur wegweisend für den FC Bayern in dieser Spielzeit, es ist auch der pikante Höhepunkt um das Duell im deutschen Tor zwischen Kahn und seinem Herausforderer Jens Lehmann. Aber darüber möchte Kahn kein Wort verlieren. Diese betonte Zurückhaltung des Kapitäns unterstreicht um so mehr die Bedeutung der Partie für ihn.“

SZ: „Vor dem Duell mit Jens Lehmann hat sich Oliver Kahn aufs Wesentliche besonnen: immer weiter trainieren“

Binnensicht

Christof Kneer & Andreas Lesch (BLZ 22.2.) geben zu bedenken: „Es ist eine scheußlich langweilige Debatte, nicht nur, weil das Duell zwischen Kahns FC Bayern und Lehmanns FC Arsenal nicht entscheiden wird, wer 2006 das Tor bewacht. Diese Debatte braucht auch deshalb keiner, weil sie aus einer deutschen Binnensicht heraus geführt wird, so, als starre die Welt gebannt auf den Ausgang des Duells.“

Welt-Interview mit Jürgen Klinsmann über das Torwart-Duell

Wie eine schwarze Mauer

Erik Eggers (Tsp 22.2.) teilt den Eindruck Klaus Augenthalers von der Atmosphäre in Liverpool: „Wenn der Bayer-Trainer über die Leidenschaft der Fans und der Spieler des FC Liverpool spricht, dann aus eigener Erfahrung. 1981 verlor er mit Bayern München im Halbfinale des Landesmeister-Wettbewerbs beim englischen Rekordmeister – und schied aus. Das Publikum war damals fanatisch, daran hat sich bis heute nichts geändert. Auf der legendären Tribüne „The Kop“ – benannt nach einem Hügel im Burenkrieg, den die Engländer unter schweren Verlusten eroberten – stehen die Fans wie eine schwarze Mauer und singen immer noch inbrünstig die inzwischen weltberühmte Hymne „You’ll never walk alone“. Seit 28 Jahren (!) hat kein deutsches Team auch nur ein Tor erzielt an der Anfield Road.“

Geschichte seines persönlichen Scheiterns

Raphael Honigstein (FR 22.2.) beschreibt die Eitelkeit Thierry Henrys: „Henry wird sich heute die Stutzen bis über die Knie hochziehen, aber das hat gar nichts mit der beißenden Kälte im Olympiastadion zu tun. Es ist eine dem gemeinen englischen Fan etwas suspekte, modische Marotte, Teil der Ästhetik, des Gesamtkunstwerks auf der grünen Leinwand – die außerordentliche Begabung des französischen Stürmers wird nur von seinem Sendungsbewusstsein übertroffen. Vornehm blasiert wie ein Großstadt-Dandy auf Besuch in der Provinz steht er gerne an der linken Außenlinie, um dort auf den Ball und das Scheinwerferlicht zu warten. (…) Trotzdem ist gerade die rätselhafte Erfolglosigkeit von Arsenal in der Königsklasse die Geschichte seines persönlichen Scheiterns.“

Die englische Berichterstattung ist von Fachverstand geprägt

Dietmar Hamann mit Christian Eichler (FAZ 22.2.)
FAZ: Man muß im Archiv weit zurückblättern, um eine Geschichte über Sie zu finden. Fühlen Sie sich zuwenig beachtet?
DH: Nein, ich bin frei von Neid oder persönlichen Eitelkeiten. Ich hatte nie ein Problem damit, mich unterzuordnen. Das ist erforderlich für den Erfolg des Teams. Daran scheitern viele Mannschaften.
FAZ: Als Stürmer, Spielmacher oder Torwart bekommt man mehr Aufmerksamkeit. Fällt die Rolle des Mannes vor der Abwehr eher Fachleuten als Fans auf?
DH: In England sind Zuschauer viel dankbarer für die Leistung von Defensivspielern. Für gute Tacklings gibt es Applaus. Man schätzt es, wenn jemand alles gibt. Das hat auch mit der Berichterstattung zu tun, die von viel Fachverstand geprägt ist. Es wird tiefgründiger analysiert. Fragen drehen sich rein ums Spiel. Deshalb wird die Rolle des defensiven Mittelfeldspielers gewürdigt. (…)
FAZ: Entschädigt die Erinnerung an die WM 2002 für ein Verpassen der WM 2006?
DH: Das war eine wunderschöne Zeit in Asien. Aber sportlich bleibt in meinem Kopf immer das Schlechte hängen. Das ist auch gut so, sonst bildet man sich noch was darauf ein. Wenn ich ans Finale denke, dann immer an die Szene vor Ronaldos Tor – hätte ich den Ball nicht verloren, hätte Olli Kahn den Fehler nicht machen können. Und dann meine Torchance: Ich spürte einen Brasilianer rangrätschen und hatte vielleicht unbewußt Angst vor einer Verletzung. So rutschte mir der Ball leicht über den Fuß und ging vorbei.

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