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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Champions League

Hervorragend, ausserordentlich, faszinierend, erinnerungswürdig

Oliver Fritsch | Freitag, 27. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Hervorragend, ausserordentlich, faszinierend, erinnerungswürdig

Felix Reidhaar (NZZ 27.5.) applaudiert: „Der Final von Istanbul war einer der aufwühlendsten, merkwürdigsten und emotional ergreifendsten, seit 1956 europäische Klubwettbewerbe eingeführt wurden. …der beste Final seit langem, bestimmt seit die Champions League existiert. Hervorragend wegen der spielerischen, kämpferischen und athletischen Qualität; ausserordentlich wegen der Torfolge, faszinierend dank der typisch britischen Ambiance mit fairen Fans in und neben der Arena, erinnerungswürdig, weil nicht ein Hauch von Polemik den Showdown umgab.“

Zwei großartige Mannschaften

Jens Weinreich (BLZ 26.5.) schreibt entzückt: „Dieses Finale der europäischen Zasterliga wurde dadurch geprägt, dass zwei großartige Mannschaften phasenweise aus dem ihnen auferlegten taktischen Korsetts ausgebrochen sind oder ausbrechen mussten. (…) Nun hat also Milan Baros, der beste Spieler der EM 2004, endlich den großen internationalen Titel, den er verdient.“

Tsunami am Bosporus

Tobias Schächter (taz 27.5.) schildert die Naturgewalt Liverpool: „Für manche Dinge im Leben gibt es keine Erklärungen. Sie brechen über die Menschen herein und lassen sie ratlos zurück. Dass die Engländer einen hoffnungslos scheinenden 0:3-Rückstand in nur sechs Minuten drehten, ist eine der spektakulärsten Volten in der Geschichte großer Fußballspiele. „Sechs Minuten des Wahnsinns“, nannte Carlo Ancelotti die Phase zwischen der 54. und der 60. Minute, die den Lombarden wie ein Tsunami am Bosporus vorkommen musste – und Milan zerstört zurückließ. So zerstört fühlten sich zuletzt vielleicht die Bayern, als sie vor sechs Jahren beim Finale von Barcelona zusehen mussten, wie Manchester in den letzten Sekunden ein 0:1 in ein 2:1 verwandelte. (…) Dass die Liverpooler Spieler dieses Wunder Rafael Benitez zuschrieben, strickt zwar weiter an der Legende des Spaniers, der sich mit diesem sensationellen Triumph in seinem ersten Jahr an der Anfield Road in die Ahnenreihe der legendären Trainer an der Mersey einschreiben konnte, ganz der Wahrheit entspricht es nicht. (…) Die Umstellungen waren eher von der Angst vor einem Debakel beseelt als von der Hoffnung auf eine Wende.“

SZ: Dietmar Hamann, der heimliche Held

Den Kopf nicht frei

Birgit Schönau (SZ 27.5.) deutet Berlusconis Miene und Worte: „Die Fernsehkameras von Berlusconis Sender Mediaset hatten in der ersten Halbzeit keine Gelegenheit ausgelassen, den Großen Kommunikator jubelnd und bei der Entgegennahme von Glückwünschen zu zeigen. Als Liverpool den Ausgleich schaffte, rückte Berlusconis Stellvertreter ins Bild – Galliani, der Mann fürs Grobe. Nach besiegelter Niederlage diktierte Berlusconi den Agenturen: „Ich habe noch nie jemanden entlassen.“ Abgesehen von einigen aufmüpfigen Journalisten und ein paar Trainern, die dazu neigten, wichtige Spiele zu verlieren. Kann Carlo Ancelotti also beruhigt sein? Ihm war, wie vor jedem großen Spiel, vom Chef persönlich eingeschärft worden, mindestens zwei Stürmer zu bringen. Berlusconi mag keinen Defensivfußball. Brav (und wider besseres Wissen) hat Ancelotti den Auftrag ausgeführt. Nach dem ersten Anschlusstreffer hätte Ancelotti sein Team komplett umstellen müssen, um die Übermacht der Engländer im Mittelfeld aufzufangen. Er hat nicht schnell genug reagiert. Ein Trainer, den man für das politische Image seines Arbeitgebers verantwortlich macht, hat den Kopf nicht frei wie sein Liverpooler Kollege Benitez, der nur an das Ergebnis auf dem Spielfeld denken muss.“

Nachspiel zum Endspiel

Wird Liverpool, Fünfter der Premier League, nächstes Jahr im Uefa-Cup spielen müssen? Michael Horeni (FAZ 27.5.) kommentiert: „Darauf muß man erst einmal kommen. Es ist seit jeher einer der größten Reize von Meisterschaften und Pokalwettbewerben in allen Sportarten, daß die Sieger von gestern die Herausforderung von morgen zu bestehen haben. In der ansonsten komplett reglementierten Geldmaschine Champions League tut sich jedoch ausgerechnet in dieser zentralen Frage eine seltsame Regelungs- und Gerechtigkeitslücke auf. (…) Das Nachspiel zum Endspiel wird spannend. Aber sicher bleibt es ohne weiteren großen Sieg für den Fußball.“

Pressestimmen aus Italien und England, FR

Fotoserie vom Finale, faz.net sueddeutsche.de

86 Zuschauer

Im Tagesspiegel (26.5.) liest man vor dem Finale der Royal League: „Die Spiele werden live im Fernsehen übertragen, doch der sportliche Wert der Royal League ist begrenzt. Von der ersten Saison werden vor allem Bilder von einsamen Zuschauern auf verschneiten Tribünen bleiben und von Spielern, die auf vereisten Böden umherrutschen, während ihnen der Wind den Schnee waagerecht ins Gesicht bläst. Dank Rasenheizung wurde im Dezember das Spiel Tromsö gegen den FC Kopenhagen im Freien auf Naturrasen ausgetragen – 500 Kilometer nördlich des Polarkreises. Ein anderes Heimspiel Tromsös musste wegen Stadionumbauten in einer Halle mit Kunstrasen im 400 Kilometer entfernten Bodö gespielt werden. 811 Zuschauer wollten den Kick sehen, ein Vielfaches der Kulisse, die sich in Schweden zur Vorrundenpartie Halmstads BK gegen Odense versammelte. Der Platz in Halmstad war wegen starken Schneefalls unbespielbar geworden, weshalb die Begegnung kurzerhand in die Stadt Örebro verlegt wurde. Es kamen 86 Zuschauer.“

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