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Bundesliga

Wiese der Ahnungslosen

Oliver Fritsch | Montag, 30. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Wiese der Ahnungslosen

Die Fehlentscheidungen Florian Meyers, für Christoph Biermann (SZ 30.5.) ein Grund, sein Plädoyer für den Videobeweis zu erneuern: „Meyer ging weniger beschadet aus dem Spiel, als man vermuten konnte. Meyer überzeugte in der B-Note, die sich aus Auftreten und Haltung ergibt. Es wird auch niemanden geben, der Vermants Parade in Echtzeit sofort gesehen haben dürfte. Pizarros Abseitstor und Ailtons Sturz im Strafraum bedurften ebenfalls der Analyse durch Fernsehbilder, und damit sind wir beim eigentlichen Ärgernis. Den Zuschauern zu Hause und in einigen Bereichen des Stadions stehen diese inzwischen immer zu Verfügung, doch das Spielfeld bleibt eine Wiese der Ahnungslosen. Das Tempo im Spitzenfußball, das ständige Surfen am Rand von Grenzen wie etwa beim Abseits, macht die Arbeit der Schiedsrichter zunehmend schwerer. Immer drängender wird die Notwendigkeit, dass sie bei der Wahrheitsfindung auf elektronische Mittel zurückgreifen können. Dem Pokalfinale haben die Fehler letztlich nicht geschadet. Vielleicht wurde es sogar spannender und aufregender als es sonst gewesen wäre, während sich die Kunstfehler in die Kunst des Fehlermachens verwandelten. Wie frustrierend aber wäre es gewesen, hätte Meyer nicht das Glück des Freundlichen gehabt.“

Menschlich

Das also ist Fußball-Gerechtigkeit, Stefan Hermanns (Tsp 30.5.): „Dass Meyer die Abseitsstellung von Hasan Salihamidzic übersehen hatte, war eine der glücklichsten Fehlentscheidungen in der Geschichte des deutschen Fußballs. Dreimal waren die Bayern zuvor benachteiligt worden, und man muss sich die pflichtgemäße Erregung der Schalker ins tausendfach gesteigerte vorstellen, wenn die Bayern verloren hätten. Konzessionsentscheidungen werden solche ausgleichende Ungerechtigkeiten genannt, was impliziert, dass der Schiedsrichter bewusst falsch entschieden hat. In der Tat war Meyer zur Pause von Hoeneß darauf hingewiesen worden, dass er dreimal daneben gelegen hatte. Dass er im Zweifel nicht ein viertes Mal gegen Bayern entscheiden würde, ist unter dieser Voraussetzung nur allzu menschlich.“

Gift, Galle, Bosheiten, Fouls

Frank Hellmann (FR 30.5.) vergleicht das Pokalfinale mit dem Champions-League-Endspiel: „Gerade die nach internationalen Meriten strebenden Bayern sollten sich das Finale furioso in Istanbul als Lehrbeispiel vor Augen führen. Dort war zu bestaunen: Technik und Tempo, Finesse, Raffinesse und Fairness. Kurzum: ein faszinierender Fußballkrimi. In Berlin zu begutachten: Gift und Galle, Bosheiten, dazu Fouls und fehlerhafte Pfiffe, die den Genuss am schönen Spiel verdarben und mit einer falschen Tatsachenentscheidung endeten. Genauso ärgerlich wie der Fakt, dass zuvorderst einige Balltreter auf königsblauer Seite die One-Touch-Strategie – Kombinationsfußball im Geschwindigkeitsrausch – nicht beherrschen. Dass lässt für Schalkes internationale Ambitionen nicht viel Gutes erahnen.“

Dilemma

Andreas Lesch (BLZ 30.5.) wünscht sich mehr Konkurrenz für die Bayern: „Das Pokalfinale hat noch einmal das Dilemma aufgezeigt, vor dem dieser Klub steht: Er weiß kaum mehr, an welchem Liga-Rivalen er sich orientieren, reiben, messen soll.“

Vorfreude

Ein paar Adjektive und Superlative von Roland Zorn (FAZ 30.5.): „Es war eine Sinfonie in Blau und Rot, ein wunderbarer Sommerabend der Emotionen, der rückhaltlosen Begeisterung und Anfeuerung für die eigene Mannschaft. Als sich im Berliner Olympiastadion die beiden besten, größten und wohl auch populärsten deutschen Klubs zum Duell trafen, weckte allein die Inszenierung der Massen so etwas wie Vorfreude auf die Weltmeisterschaft.“

FAZ-Spielbericht und Bildserie

FR-Spielbericht

Stimmen zum Spiel, sueddeutsche.de

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