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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Parallelität

Oliver Fritsch | Montag, 29. August 2005 Kommentare deaktiviert für Parallelität

Axel Kintzinger (FTD 29.8.) stört sich an Analogien zwischen Politik und Fußball: „Mitunter kann ja der Eindruck entstehen, mit der Parallelität von Fußball und Politik werde es in letzter Zeit übertrieben. Etwa, wenn Otto Schily öffentlich seine fußballerische Vergangenheit ausbreitet. Torwart sei er also gewesen – und wir dachten immer nur an Cello, Flick-Ausschuss und Terrorabwehr. Und der Fußball selbst? Mischt sich, in der Person von Uli Hoeneß, talkrundend in die Politik ein. Wenn der Bayern-Manager mit seinem brüderlichen Berliner Konterpart nach dem Spiel über die Vereinsgrenzen hinweg analysiert – kommt einem da nicht Hans-Jochen Vogel in den Sinn und dessen Bruder Bernhard? Selbst das Geschehen auf dem Rasen erinnert aktuell an die Politik, nehmen wir nur das Problem in der deutschen Innenverteidigung: Christian Wörns packt es einfach nicht, aber soll es etwa Robert Huth richten? Gott bewahre. Das ist ja wie die Wahl zwischen, richtig: Schröder und Merkel.“

Trend verschlafen

Deutsche Abwehr, Fußball-Entwicklungsland – ein Hilferuf von Markus Lotter (WamS 28.8.): „1985 bekam Uli Stielike unerwarteten Besuch. Vor der Eingangstür seines Hauses im Madrider Nobelviertel La Moreleja stand Carlos Bilardo. Der damalige Trainer der argentinischen Nationalmannschaft bat um Einlaß – und um eine Lektion. Der Deutsche in Diensten von Real Madrid sollte doch bitte erläutern, wie man erfolgreich eine Defensive organisiert, ohne als freier Mann 20 Meter hinter der eigenen Abwehr zu agieren. Leider ist Stielike ein gutmütiger Mensch, und so besiegten die Argentinier Deutschland im Jahr darauf im Endspiel der WM mit 3:2. Auf die Idee, bei Problemen mit der eigenen Abwehr einen Deutschen zu konsultieren, würde 20 Jahre später wohl niemand mehr kommen. Schonungslos führten die Niederländer der Auswahl des DFB mit ihrem Drei-Mann-Sturm vor, daß ausgerechnet das Mutterland der knochenharten Manndecker erhebliche Probleme hat, die gegnerische Offensive in den Griff zu bekommen. Der Mangel an souveränen Defensivakteuren mit internationaler Klasse ist frappierend, überraschen kann er allerdings niemanden. Die Verknappung ist logische Konsequenz und Quittung dafür, daß hierzulande eine spieltaktische Entwicklung verpaßt wurde. Der Libero und der wadenbeißende Vorstopper sind Geschichte, der moderne Abwehrmensch beherrscht die Viererkette. Deutschland hat den Trend verschlafen und spielt, was die Defensive anbelangt, im Vergleich mit den aktuellen Fußball-Hochkulturen im Neandertal.“

Überheblich

Philipp Selldorf (SZ 29.8) sieht und hört Wolf-Dieter Poschmann im aktuellen Sportstudio und ballt die Fäuste: „Er bestätigte in allen Formen der TV-Kommunikation – Monolog, Dialog und Debatte – die Vorbehalte gegen seine journalistische Eignungen. Mit fast jeder Kommentierung der Spielberichte aus der Bundesliga lag Poschmann daneben, er verdrehte Tatsachen und Trends ins Gegenteil und offenbarte ein arrogantes Desinteresse an den Zusammenhängen. Dazu kommt, dass sich Poschmann anmaßt, ein souveräner Aphoristiker des Ballgeschehens zu sein und als humoriger Plauderer glänzen zu wollen. Zum Opfer dieser überheblichen Attitüde geriet Roy Makaay, der sich als Poschmanns Studiogast unmotivierte und ausgesprochen unverschämte Wohnwagen- und Autobahnwitze gefallen lassen musste. Ernsthaft problematisch wurde es dann, als Poschmann ans Werk ging, ‚ein wenig Licht’ in die Doping-Affäre Lance Armstrong zu bringen.“

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