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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Fast logisch

Oliver Fritsch | Samstag, 17. September 2005 Kommentare deaktiviert für Fast logisch

Jan Christian Müller (FR 17.9.) beurteilt die Entlassung Klaus Augenthalers: „Dass etwas Grundlegendes nicht stimmt im Innen-Verhältnis bei Bayer, wissen Insider schon seit geraumer Zeit. Finanzfachmann Holzhäuser tickt völlig anders als Sportchef Völler, der den notwendigen Sparkurs – nach der verschwenderischen Ära seines Freundes Reiner Calmund – aber loyal unterstützt und damit noch tiefere Furchen in Augenthalers Gesicht gezogen hat. In ihrer Einschätzung über die Qualität des Personals waren sich die drei Führungskräfte derart uneinig, dass die Beurlaubung des Trainers fast logisch kommen musste. Holzhäuser und Völler meinen nämlich, dass die Mannschaft kaum weniger Potenzial hat als etwa Werder Bremen oder der Hamburger SV. Der emotionslos daherkommende Augenthaler, so die Botschaft, habe dieses Potenzial nicht mehr wecken können.“

Defensivstil

Sven Goldmann (Tsp 17.9.) bewertet den Trainer Rudi Völler: „Bei der Nationalmannschaft hatte Völler zunächst Erfolg, weil dort so ziemlich jeder Trainer nach Erich Ribbeck erfolgreich gewesen wäre. Mit einem schwer zu ertragenden Defensivstil führte er die Deutschen bei der WM 2002 ins Finale. Bayers Strategie war es über Jahre, den spröden Charme der Stadt mit Fußballkunst aufzuhübschen. Es spricht einiges dafür, dass in Leverkusen bald auch der Fußball nicht mehr schön sein wird.“

FAZ: Augenthalers Nachfolger soll positiver sein
Tsp: einsam an der Seitenlinie
SZ: atmosphärische Störungen im Verhältnis der handelnden Personen

Chronisch unterbewertet

Roland Zorn (FAZ 17.9.) dreht den Scheinwerfer auf Thomas von Heesen: „Der Bundesliga-Trainerneuling scheint weniger eitel als sein manchmal zur Selbstinszenierung neigender Vorgänger Uwe Rapolder. Vielleicht hat die jenseits von Ostwestfalen noch kaum wahrgenommene Arbeit des früheren Mittelfeldstars des Hamburger SV aber auch damit zu tun, daß der Klub, dem Tausendsassa von Heesen seit 1994 in den unterschiedlichsten Jobs – Spieler, Sportdirektor, Trainer (vorher schon zweimal), Geschäftsführer Sport – verbunden ist, zu den grau unterlegten Adressen in der obersten deutschen Fußballklasse zählt. Daran hat auch das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokalwettbewerb der vergangenen Spielzeit sowie der vom Klassenverbleib gekrönte spielerische Aufschwung der Schwarz-Weiß-Blauen unter Rapolder nichts ändern können. Von Heesen, noch ohne Bundesliga-Trainerlizenz, konnte an den ersten vier Spieltagen zumindest die Hoffnung nähren, daß der chronisch unterbewertete Verein auch in dieser Saison sein Erstligazertifikat behalten könnte.“

Spröde

Frank Heike (FAZ 17.9.) schildert die Art Ewald Lienens: „Lienen will, daß alle Spieler auf dem ganzen Feld sehr laufintensive Abwehrarbeit verrichten. Es ist ein ziemlicher Spielverderber-Fußball, den Hannover 96 unter Lienens Anleitung praktiziert, und es gibt genug Kritiker. Doch man kann den Fußball auch clever nennen. (…) Aber die Zuschauer honorieren den Fußball der Marke Lienen nicht. Die schlechten Zuschauerzahlen drücken dem Klub aufs Gemüt. Vor allem die betuchteren Fans wünschen sich weniger Minimalismus und mehr Unterhaltung. Lienen wird vom pragmatischen Kick nicht abweichen, denn im neuen Präsidenten Götz von Fromberg hat er einen Unterstützer (auch Vorgänger Kind fand im Grunde Punkte wichtiger als die Unterhaltung). Lienen treffe in seiner distanzierten Art den Nerv der Hannoveraner, sagte von Fromberg jüngst und meinte wohl, daß die Niedersachsen ähnlich spröde seien wie der immer mißtrauische Coach.“

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