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Interview

So eine Geschichte, die den Trainer schwächt, würde es bei den Bayern nicht geben

Oliver Fritsch | Montag, 19. September 2005 Kommentare deaktiviert für So eine Geschichte, die den Trainer schwächt, würde es bei den Bayern nicht geben

Ralf Rangnick mit Richard Leipold (FAS 18.9.)Ok
FAS: Rudi Assauer hat die erste Halbzeit in Eindhoven als sportliche Katastrophe bezeichnet. Ärgert Sie das?
RR: Ich bin lange genug im Geschäft, um zu wissen, welche Worte er benutzt. Ich benutze andere Worte. Aber das ist kein Problem. Der Manager ist lange genug dabei, um zu wissen, welche Wirkung seine Worte auf die Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Trainer hat. Alles, was er sagt oder was ich sage, wird gegeneinander abgewogen und manchmal gegeneinander ausgespielt. Wenn der Manager von einer Katastrophe spricht, wird das nur gegen den Trainer verwendet, nach dem Motto: Da stimmt was nicht zwischen den beiden. Das finde ich absurd. Die Meinung, daß ich mit Assauer nicht zurechtkomme, herrscht hier seit meinem ersten Arbeitstag. Deshalb ist es völlig wurscht, was ich jetzt dazu sage. Es ist nicht meine Aufgabe, die Aussagen des Managers zu bewerten. Ich habe überhaupt kein Problem mit Rudi Assauer. Aber es wird immer wieder so behauptet. Als ich hier anfing, wurde die Frage gestellt: Assauer und der Professor Rangnick, geht das? Jetzt bin ich ein Jahr hier, und die Frage lautet: Wie lange geht das noch?
FAS: Sie haben vor, noch eine Weile zu bleiben?
RR: Wenn Sie das den Klaus Augenthaler vor einer Woche gefragt hätten, hätte er vermutlich gesagt: ja. Jetzt ist er entlassen. Wir sind innerhalb von zehn Monaten von Platz 15 auf Platz 2 durchgestartet und waren im Pokalfinale. Dann haben wir den Ligapokal gewonnen und in der Bundesliga zum Start zweimal gewonnen und zweimal unentschieden gespielt. In dieser Woche haben wir es gewagt, gegen eine Nullifaxtruppe wie Eindhoven zu verlieren, die in der vergangenen Saison fast das Finale der Champions League erreicht hätte. Ich bin jetzt bewußt ein bißchen zynisch. Und dann wird die Trainerfrage gestellt. Das ist schon merkwürdig.
FAS: Kann jemand wie Sie auch ein wenig amüsiert sein über manche Kampagne?
RR: Amüsiert ist sicher nicht das richtige Wort. Das Ganze ist grotesk. Es geht nur noch um das Bedienen des Klischees, daß der Trainer sich hier um alles mögliche kümmert, was nicht mit der Mannschaft zu tun hat. Aber um was kümmere ich mich abseits des Trainings? Um nichts. Es wird kolportiert, ich befaßte mich zuviel mit Details, mit Flügen oder Hotels, und der Manager mag das nicht. Daß solche Dinge, wenn sie denn stimmten, nach außen dringen, ist unprofessionell. Aber ich habe mit dem Buchen von Flügen und Hotels, mit einer einzigen Ausnahme, und die noch auf Wunsch des Vereins, nichts zu tun. Das Klischee lebt, es ist nicht totzukriegen. Wenn daraus gestrickt wird, Trainer und Manager ticken unterschiedlich, was soll ich da noch machen? So eine Geschichte, die den Trainer schwächt, würde es bei den Bayern nicht geben.
FAS: Schalke kann also auch außerhalb des Platzes vom FC Bayern lernen?
RR: Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, daß dort nicht solche Sachen über den Trainer kolportiert werden.

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