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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Fußball ist mehr als symbolischer Krieg

Oliver Fritsch | Montag, 28. November 2005 Kommentare deaktiviert für Fußball ist mehr als symbolischer Krieg

Ein letztes Geleit für George Best – Raphael Honigstein (SZ) verkündet Bests Botschaft: „Verfolgt von einem halben Dutzend Klopper und Treter schwebte er, die Gesetze der Schwerkraft missachtend, mit dem Ball am Fuß über den schlammigen Boden; jede vergebliche Grätsche wurde Teil der wundersamen Choreographie. Fußball war mehr als symbolischer Krieg, das erzählte sein Spiel. Fußball konnte ein Tanz sein, der einem das Herz erwärmt. Soviel Sinnlichkeit hatte man auf englischen Plätzen seit Stanley Matthews, dem letzten großen Dribbler der Nachkriegsjahre, nicht mehr gesehen. Er verkörperte den Geist und die Exzesse der 68er, passte mit seiner begnadeten Technik in fußballerischer Hinsicht aber doch nicht in seine Zeit. Er war ihr weit voraus. Ein Fußballer musste laufen, kämpfen, laufen, kämpfen, und er musste einstecken können. Grenzenlose Fantasie sah das Berufsbild in Großbritannien nicht vor. Selbst die eigenen Fans gröhlten schon mal: ‚Wo ist deine Handtasche, Georgie?’ Individuelle Kunst hatte in ihren Augen etwas Weibisches; die Verteidiger fuhren ihm reihenweise ungestraft von hinten in die Beine. In einem Länderspiel für Nordirland wurde er von Schotten 1970 so lange gefoult, bis er den Schiedsrichter aus Frust mit einer Hand voll Schlamm bewarf und vom Platz flog. Ein stummer Hilfeschrei, eine eloquente Anklage – gegen die das Spiel zerstörende Kombination aus Brutalität und Matsch.“

Inbegriff des mit Makeln behafteten Genies

Was hat George Best den Briten gesagt, was sagt er ihnen heute? Gina Thomas (FAZ): „In seiner Heimat Nordirland verehrten Loyalisten und Nationalisten den Belfaster Protestanten gleichermaßen, und sosehr die moralisch Entrüsteten den Zeigefinger erhoben und den Kopf schüttelten über den Champagner und die vielen Blondinen, blieb George Best ein Idol, wohl nicht zuletzt, weil er alles im Übermaß tat. Er habe immer mehr haben wollen, als er hatte, gestand er einmal – mehr Mädchen, mehr Alkohol, mehr Erfolg. Er wußte, daß er seine Gesundheit und sein Talent aufs Spiel setzte. Er konnte nicht anders, und er wollte es nicht anders. Gebrochene Helden schmeicheln sich mitunter tiefer in die Herzen ein, weil sich ihre Anhänger trösten können, daß auch Superstars Schwächen haben. George Best war der Inbegriff des mit Makeln behafteten Genies. Sein Arzt hat ihn jetzt als Beispiel zitiert für den Irrweg, den die Regierung mit der Lockerung der Pub-Öffnungszeiten gehe. Sein Schicksal zeigt aber auch, wie wenig das Gesetz die Menschen vor sich selber schützen kann.“

taz: Eisen-Uli, erst abgesoffen, jetzt ein Bayern-Fan – Uli Borowka, einst harter Verteidiger bei Mönchengladbach, will in Berlin wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen

FAZ: das Ringen der Fernsehsender um die Fußballrechte

WamS: Mit dem Verkauf von Fanartikeln nimmt der deutsche Fußball erstmals mehr als 100 Millionen Euro ein, einen großen Teil durch das Weihnachtsgeschäft

NZZaS: Der türkische Fussball signalisiert nach dem Spiel gegen die Schweiz Reue

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