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Bayern dominiert die Liga nicht nur sportlich, sondern auch in der Meinungsbildung

Oliver Fritsch | Dienstag, 29. November 2005 Kommentare deaktiviert für Bayern dominiert die Liga nicht nur sportlich, sondern auch in der Meinungsbildung

Heribert Bruchhagen im Interview mit Thorsten Jungholt (WamS) über die Diskursmacht der Bayern und die TV-Rechte-Verhandlung
WamS: Die Liga ist eine Zweiklassengesellschaft. Und die Bayern wollen die betonieren, indem sie fordern, daß die Mehreinnahmen aus dem neuen TV-Vertrag ab 2006 nur unter wenigen Topklubs verteilt werden. Was halten Sie davon?
HB: Es hat jetzt keinen Sinn über die Verteilung der TV-Gelder zu reden. Das ist allein Karl-Heinz Rummenigge vorbehalten. Ich respektiere die Handlungshoheit der DFL in dieser Sache.
WamS: Haben Sie Verständnis dafür, daß der Bayern-Vorstandschef diese Debatte begonnen hat, bevor überhaupt feststeht, ob es Mehrerlöse gibt?
HB: Das macht dem Verhandlungsführer der DFL, Christian Seifert, sein Geschäft nicht leichter, genauso wenig wie Rummenigges Forderung, die Sportschau müßte bleiben. Ich habe mich ja auch schon als Freund der Sportschau zu erkennen gegeben, einfach auf Grund ihrer Funktion als gesellschaftlich etabliertes Forum, das uns den Nachwuchs an den Fußball heranführt. Dennoch sage ich: Ich werde das Verhandlungsergebnis der DFL akzeptieren, auch wenn es anderes ergibt. Denn ich weiß, daß ich nur eines von 36 Mitgliedern des Ligaverbandes bin.
WamS: Was halten Sie von dem Vorstoß der DFL, die zur kommenden Saison vereinbarte Reduzierung auf drei Nicht-Uefa-Ausländer zu kippen und auf Sicht die Beschränkung komplett aufzuheben?
HB: Ich finde, es gibt für eine solche Beschränkung ebenso eine Berechtigung wie für den Plan der Uefa, eine gewisse Zahl von im eigenen Verein ausgebildeten Spielern vorzuschreiben. Wir würden alle diese Vorgaben gern erfüllen. Aber ich habe schon im April einen Brief an DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus geschrieben, in dem ich prophezeit habe, daß diese Vorlagen von den großen Vereinen vom Tisch gewischt werden. So ist es jetzt gekommen, weil eine Beschränkung es erschweren würde, in der Champions League zu konkurrieren. Aber ich warne: Der globale Markt hilft nur den Großen, wie zum Beispiel dem FC Bayern.
WamS: Warum melden sich die kleinen Vereine nicht lauter zu Wort?
HB: Weil sie sich nicht trauen. Bayern dominiert die Liga nicht nur sportlich, sondern auch in der Meinungsbildung. Wer sollte aus der Zweiten Liga oder aus dem unteren Bereich der Bundesliga gegenteilige Positionen formulieren?
WamS: Vielleicht denken Ihre Kollegen einfach anders. Warum sonst sind Sie mit Ihrem Antrag, die Erste und Zweite Liga auf jeweils zwanzig Klubs aufzustocken, mit 10:19 Stimmen gescheitert? Da haben auch einige Zweitligisten gegen Sie gestimmt.
HB: Die Ankündigung der Bayern, dann neu über die Verteilung der TV-Gelder zur reden, hat gereicht, die Zweite Liga zurückzucken zu lassen. Ich will das Rummenigge gar nicht vorwerfen, er vertritt die Interessen seiner Bayern und der großen Vereine, das ist seine Aufgabe. Aber ich verstehe nicht, warum das nicht jeder Klub so handhabt.

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