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Bundesliga

1. FC Kaiserslautern–Schalke 04 0:2

Oliver Fritsch | Dienstag, 31. Januar 2006 Kommentare deaktiviert für 1. FC Kaiserslautern–Schalke 04 0:2

Richtiger Ton

Hartmut Scherzer (FAZ) deutet die Aussagen der Trainer nach dem Spiel und fasst sie unter dem Titel „ein Fisch namens Slomka und ein heulender Wolf“ zusammen: „‚Alles wird nur gegen uns gepfiffen.’ Die Aussage Wolfs bezog sich auf Schiedsrichter Peter Sippel, der das Handspiel Ebbe Sands vor dem 1:0 hatte durchgehen lassen. Dem neuen Kollegen Mirko Slomka half diese Szene, aber auch ein schwacher Gegner, zum siegreichen Einstand. Der überraschend zum Cheftrainer beförderte frühere Assistent Ralf Rangnicks sammelte neben erster Anerkennung sicher auch Sympathiepunkte, als er vor laufender Kamera den Ärger Wolfs nachvollziehen konnte. Der mit Skepsis betrachtete Nachfolger solcher Trainer-Koryphäen wie Huub Stevens und Jupp Heynckes wertete den Erfolg dennoch als eine ‚Supergeschichte’. Nun kann Slomka das Stigma des Platzhalters für einen Prominenten nach der laufenden Saison schnell loswerden, gemäß dem Anliegen Rudi Assauers: ‚Er ist wie ein Fischlein ins kalte Wasser geworfen worden. Nun laßt ihn doch mal arbeiten bis zum Saisonende.’ Die Arbeit des Außenseiters könnte ja die Schalker Ambitionen auf einen Platz für die Champions League durchaus noch erfüllen. Ein vielversprechender Anfang des mutigen Experiments ist jedenfalls gemacht.“ Auch Frank Hellmann (FR) achtet auf den neuen Schalker Trainer: „Slomka ist nicht nur ein netter Herr mit guten Manieren, sondern auch einer, der beim ersten Mal als Alleinverantwortlicher schwer erziehbarer Fußballprofis offenbar den richtigen Ton getroffen hat.“ Tobias Schächter (SZ) interpretiert Wolfs Schiedsrichterschelte: „Wolfs Strategie, den FCK in die Rolle des Benachteiligten zu stellen, um ihn im Kampf gegen den Abstieg in Solidarität zu einen, ist nur folgerichtig. Allein die Leistung gegen schwache Schalker gab keinerlei Anlass, den Glauben an den Klassenerhalt zu stärken.“

Arminia Bielefeld–Werder Bremen 0:1

Gefestigt in der Wahl der Worte

Richard Leipold (FAZ) legt den Bremer Sieg aus: „Die Bremer können den Anspruch ableiten, im Interesse der Liga den Bayern Konkurrenz zu machen, soweit es bei acht Punkten Rückstand noch möglich ist. Das einzige, was Werder im Kampf gegen die Langeweile Mut machen dürfte, ist vorerst die Erkenntnis, eine Partie wie diese ohne Glanz und Gloria, ja ohne Leidenschaft gewinnen zu können. Hierin ähnelte der Bremer Gegenentwurf ausnahmsweise dem Schema der Bayern, denen es an schlechten Tagen nicht fremd ist, ihre Widersacher, mögen sie noch so tapfer sein, mit geringem Aufwand in die Schranken zu weisen. Ob diese Ähnlichkeit rein zufällig ist? (…) So holprig ihre Taten auf dem Fußballplatz anmuteten, so gefestigt zeigten sich die Bremer bei der Wahl ihrer Worte. ‚Viele fürchten einen Alleingang der Bayern’ sagt Klaus Allofs, ‚aber manchmal wird eben auch Bremen Meister.’“

FR: Thomas von Heesen will Arminia Bielefeld trotz beschränkter Möglichkeiten vom Fahrstuhlteam zum festen Teil der Bundesliga entwickeln

Das interessanteste Projekt, das die Bundesliga derzeit zu bieten hat

Ein Loblied auf Bert van Marwijk – Michael Wulzinger (Spiegel): „Noch vor anderthalb Jahren galt das Team der Borussen selbst bei den eigenen Anhängern als eine Ansammlung von ‚Scheiß-Millionären’ und Spezialisten im Abzocken, die sich, befeuert von den enthemmten Vereinsbossen Gerd Niebaum und Michael Meier, die Taschen vollstopfen konnten. Niemals zuvor waren Habgier, Größenwahn und Dilettantismus in der Branche eine derart monströse Allianz eingegangen. Doch nun steht Dortmund als Beleg dafür, wie schnelllebig das Geschäft mit dem Ball ist – und wie rasch sich Krisen- und Untergangsszenarien in der Gefühlswelt der Bundesliga zu Erfolgsgeschichten wandeln. Eben weil die börsennotierte Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA trotz aller Fortschritte bei der Sanierung noch jahrelang an strikte finanzielle Auflagen durch ihre Gläubiger gebunden sein wird, erstrahlt van Marwijks Wirken in einem noch grelleren Licht: Es ist das interessanteste Projekt, das die Bundesliga derzeit zu bieten hat. Denn keine Mannschaft ist jünger als die des BVB; keine Mannschaft hat mehr Talente aus dem eigenen Nachwuchs übernommen; und keine Mannschaft bietet ihren Fans mit den Biografien ihrer Youngster derart pralle Identifikationsmöglichkeiten. (…) Zuletzt war es der VfB Stuttgart unter Felix Magath, der den Nachweis erbrachte, dass Vereine trotz ärgster finanzieller Sorgen durchaus zu Großem fähig sind. Auch bei den Schwaben herrschte damals die pure Not, die Magath mit seinen vielgepriesenen ‚jungen Wilden’ wie Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Philipp Lahm, Andreas Hinkel oder Aliaksandr Hleb geschickt kompensierte. Mehr noch: Alle wurden Nationalspieler. Der Coach aus Holland scheint auf einem ähnlichen Weg. Wie Magath hat er sich mit konsequent vertretenen Entscheidungen bei den Spielern Respekt verschafft; wie Magath geht er mit seiner Mannschaft in jeder Übungseinheit an das Limit; wie Magath beobachtet und entschlüsselt er auch die versteckten Botschaften und Gesten in der Kabine; und wie Magath gehört van Marwijk zu den Trainern, die ihre taktischen Vorstellungen klar definiert haben.“

NZZ: Mönchengladbachs langer Weg zurück

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