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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Internationaler Fußball

Fußballmärchen

Oliver Fritsch | Dienstag, 31. Januar 2006 Kommentare deaktiviert für Fußballmärchen

Christian Eichler (FAZ) wundert sich über den Erfolg Angolas: „Angola hat eine schön anzusehende Elf: fröhlich offensiv, technisch gewitzt, stets um Tempo bemüht, um direktes Spiel, schnelles Abgeben. Und doch wirkt es mitunter wie ein brillantes A-Jugendteam, eines, dem noch die Abgebrühtheit fehlt: die vor dem eigenen und die vor dem gegnerischen Tor. Angola ist eines der Wunder, wie sie selbst der Fußball nur selten schafft. Nach der Unabhängigkeit von Portugals Kolonialmacht 1975 begann ein Bürgerkrieg um die reichen Bodenschätze des Landes, der 26 Jahre dauerte und eine Million Menschen das Leben kostete. Der Ligabetrieb wurde im Krieg aufrechterhalten. Doch reiste man nur per Flugzeug zu Auswärtsspielen, weil Busfahren zu gefährlich war – und immer die Angst im Gepäck. Von einer Nationalelf, die den Namen verdiente, konnte man nur träumen. Nur zweimal bei 24 Afrika-Cups konnte Angola überhaupt teilnehmen. Wer konnte, floh. Über vier Millionen taten es, meist nach Portugal. Als endlich die Waffen schwiegen, begannen Trainer Alhinho und sein Nachfolger Oliveira, dort Spieler angolanischer Herkunft zu suchen. Heraus kam das Team, das 2005 gegen den Giganten Nigeria das Fußballwunder schaffte und sich für die WM qualifizierte. Es besteht fast ausschließlich aus Spielern, die noch in Angola leben oder als Flüchtlinge bei unterklassigen Klubs in Portugal landeten. (…) Angolas Fußballmärchen: ein Team der Überlebenden.“

zeit.de: Togo, das unbekannte Land

Torautomat, Geldmaschine, Raffzahn, Latin Lover, Muttersöhnchen

Peter Hartmann (NZZ) hat einige Etiketten für Christian Vieri parat: „In Ungnade gefallen ist am Hofe des obersten Sachverständigen Berlusconi der vermeintliche Torautomat Christian Vieri, genannt ‚Bobo’, der in der Vorrunde ein einziges Tor für die AC Milan zustande gebracht hat. Der bestverdienende Zocker des Calcio ist nur ein paar Ferrari-Minuten über die Grenze gefahren, nach Monaco. Die Wanderniere (Vieri spielte mit Prato, Torino, Pisa, Ravenna, Atalanta, Juventus, eine Saison auch bei Atletico Madrid, dann mit Lazio, Inter und Milan) hat einen einzigen Titel gewonnen, 1997 die Meisterschaft mit Juventus. Als die Geldmaschine Vieri 1999 für die Rekordsumme von 46,5 Millionen Euro von Lazio zu Inter wechselte, geisselte der Vatikan den Vorgang als ‚menschenverachtenden Sklavenhandel’. Der Inter-Besitzer Massimo Moratti liess sich Vieris sechsjähriges Gastspiel eine Lohnsumme von 35 Millionen Euro kosten, in Wahrheit das Doppelte, weil er auch für die Steuern aufkam, und gab ihm letzten Sommer noch eine Abfindung von 9 Millionen mit auf den Weg hinüber zum Stadtrivalen. Dort sass er häufig nur auf der Bank. Seinen Platz nimmt jetzt der Brasilianer Marcio Amoroso ein. Vieri pflegt in den Discos – einen Nachtklub besitzt er selber – den Ruf als Latin Lover, und als ihn die Journalisten nach der EM 2004 als Versager anprangerten, verhöhnte er sie: ‚Ich bin so männlich wie ihr alle zusammen.’ Nun rufen sie ihm hinterher: ‚Wo du hingehst, ist uns egal, aber in der Nationalmannschaft hast du keinen Platz mehr’ (Corriere della Sera). Der Raffzahn Vieri, enthüllte das gleiche Blatt, sei in der Realität ein Muttersöhnchen, das die Millionen brav seiner französischen Maman Nathalie abliefert, die das Geld in Immobilien an der Riviera, in Mailand, Sydney und Madrid anlegt.“

NZZ: Chelseas Zukunftsplan

NZZ: Sporting Lissabon im Aufwind

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