indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2006

Eine Art Kartenrechtsbeauftragter der Vereinten Fußballnationen

Oliver Fritsch | Dienstag, 28. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Eine Art Kartenrechtsbeauftragter der Vereinten Fußballnationen

Eine Privatperson verklagt das WM-OK. Hintergrund: Das OK weigert sich, das Ticket, das er auf Ebay ersteigert hat, auf seinen Namen umzuschreiben. Mario Kaiser (Spiegel) berichtet aus dem Gerichtssaal: „Björn Kracht hätte sagen können, er sei mit dem Verkäufer verwandt und dass er die Karten ohne Aufpreis erworben habe. Deutschland wird bei dieser Weltmeisterschaft ein Land der Schwestern und Halbbrüder sein, der Großneffen und Schwippschwager, eine große inzestuöse Familie, in der jeder mit jedem verwandt ist, ein modernes Island. Doch Kracht machte einen Fehler: Er sagte dem OK die Wahrheit. Das OK witterte Bereicherung, und Bereicherung, das weiß man, ist für die Fifa ein abscheulicher Vorgang, besonders bei Weltmeisterschaften. Das OK verwies auf seine allgemeinen Geschäftsbedingungen und lehnte es ab, die Karten auf Kracht und seine Lebensgefährtin umzuschreiben. Kracht insistierte und schickte Faxe. Doch gegen die Funktionäre des DFB kommt niemand an, nicht einmal Jürgen Klinsmann. Also klagte Kracht. Er dachte wohl, diese Angelegenheit betreffe nur ihn und den DFB. Aber auf Kracht ruhen die Hoffnungen Tausender Fußballfans weltweit, die bei den Kartenverlosungen leer ausgingen. Auf den Straßen Porto Alegres wird man bald vielleicht seinen Namen rufen, er wird sanfter klingen auf Portugiesisch. Kracht ist jetzt eine Art Kartenrechtsbeauftragter der Vereinten Fußballnationen. (…) Kracht sagt leise: ‚Ich wollte nicht so eine Welle machen.‘ Er will nur ein Fußballspiel sehen. Aber eine Weltmeisterschaft ist kein Spiel, das sollte er wissen.“

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

110 queries. 0,454 seconds.