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Bundesliga

Versöhnung

Oliver Fritsch | Samstag, 13. Mai 2006 Kommentare deaktiviert für Versöhnung

Oliver Trust (FAZ) schildert die Stimmung in Kaiserslautern vor dem Spiel in Wolfsburg: „Eine Mannschaft hat den Teamgeist wiederentdeckt und stellt ihn deutlich zur Schau. Sie kehrt heraus, wie sehr sich die Gefühlswelt der Pfälzer wandelte, seit auch die vielen jungen Spieler mitwirken und mit ihrer Unbekümmertheit auch die Älteren beflügelten. Es bleibt aber der Zweifel, daß diese Aufbruchstimmung zu spät kommen könnte.“ Tobias Schächter (SZ) weist auf die Gefahr hin, die in Kaiserslauterns Abstieg liegt: „Tradition gegen Retorte, so wird dieses Spiel von vielen Fans wahrgenommen, die Sympathien liegen auf Seiten der Lauterer. Auch das ist eine unerwartete Wendung für den jahrelang als Chaosklub aus der Provinz wahrgenommenen FCK. Selbst im Falle des Abstiegs besteht die Chance auf Versöhnung zwischen dem Klub und seinen leidgeprüften Anhängern. ‚Auswärtssieg, Auswärtssieg‘, riefen die Fans nach dem 1:1 gegen die Bayern ihrer Mannschaft hinterher, so laut, wie man es seit dem Gewinn der letzten deutschen Meisterschaft 1998 nicht mehr gehört hat. Dieser Stimmungswandel ist vielleicht noch erstaunlicher als die Tatsache, dass der Klub überhaupt noch die Chance hat, dem Abstieg zu entgehen. Es sind die Talente aus dem eigenen Nachwuchs, die der Mannschaft neues Leben und dem Publikum wieder ein Gefühl der Identifikation geschenkt haben. (…) Während der VfL bei einem Abstieg noch mindestens ein Jahr lang die üppigen Alimente des VW-Konzerns erwarten darf, ginge der FCK mit einem Etat von nur neun Millionen Euro in die Zweitligasaison und vieles, wie zum Beispiel die Bewertung der im Sommer endenden Ära des Vorstandsvorsitzenden Rene C. Jäggi, würde erneut hinterfragt werden.“

Geringer Gegenwert

Achim Lierchert (FAZ) befaßt sich mit den möglichen wirtschaftlichen Folgen eines Wolfsburger Abstiegs: „Die Aussichten im Abstiegsfall sind alles andere als rosig, weil es erhebliche finanzielle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen gäbe. Mit einem Gesamtetat von 53 Millionen Euro plant man die neue Saison – in der ersten Liga. Für die zweite Liga stünde weniger als die Hälfte dieser Summe zur Verfügung. 26 Millionen Euro aber kostete in dieser Saison allein schon das Gehalt für das kickende Personal, und im Kader laufen bis auf drei Ausnahmen keine Verträge aus; alle Vereinbarungen besitzen auch für die zweite Liga Gültigkeit. Um kostendeckend arbeiten, ja um überhaupt den Betrieb aufrechterhalten zu können, müßten Gehälter gekürzt und ein deutlicher Transferüberschuß erzielt werden. Spieler wie Klimowicz, Hanke, D‘Alessandro, Hofland oder Jentzsch wären womöglich unter Wert abzugeben. Zweites Problem: Geldgeber Volkswagen würde einen Teil der Verkaufserlöse einfordern, weil er den Fußball in den vergangenen Jahren deutlich über die vereinbarte Summe von gut 20 Millionen Euro pro Jahr unterstützt hat – was konzernintern kaum weiter zu rechtfertigen ist. Drittens müßte zugleich vom VfL das klare Signal an den Sponsor geschickt werden, daß eine sofortige Rückkehr in die Bundesliga mit einem neuformierten, weniger teuren Kader im kommenden Jahr machbar sei. Denn nur dann würde Volkswagen, dessen Finanzspritzen landläufig als Allheilmittel im Wolfsburger Fußball gelten, überhaupt noch einmal in größerem Maße zahlen. Und nur mit diesem Geld blieben in der schmucken Arena auch in der nächsten Spielzeit die Lichter an.“ Jakob Kirsch (FR) ergänzt: „Klare Bekenntnisse für eine dauerhafte Unterstützung bleiben aus dem Konzern aus. Es heißt, der Geldgeber würde beim Abstieg nur noch ein Jahr lang mitspielen. Bisher pumpt der Autobauer rund 24 Millionen in den arg strapazierten Etat von immerhin 53 Millionen, wovon die Hälfte an den überbezahlten Profikader fließen. Die stolze Summe von VW ist deklariert als Beitrag für Trikotwerbung, Sponsoring und Namensrechte – doch der Gegenwert ist in dieser Saison gering.“

Ewiges Liberotum

Christof Kneer (SZ) beobachtet Klaus Augenthaler beim Haare raufen: „Es gab eine Zeit, da galt Augenthaler als kommender Bayern-Trainer. Er hat dort eine Ära geprägt, er war ein außergewöhnlicher Mannschaftskapitän und schon als Spieler ein halber Trainer, und er hat sich für die große Aufgabe richtig schön warmtrainiert. Er war Trainer in Graz, Nürnberg und Leverkusen, immer ist er eine Stufe hinaufgeklettert, aber ein Karriereplan kann das schon deshalb nicht gewesen sein, weil ein Karriereplaner den Standort Wolfsburg wohl großräumig umfahren würde. (…) Abhängig sein, das ist es, was Augenthaler wahnsinnig macht. Man hat ihm nur zusehen und zuhören müssen in den letzten Wochen. Augenthaler ist ein anerkannter Trainer, er hat ein Auge für Spieler und eine Autorität, die sich aus seiner Sportlervita ableitet, aber möglicherweise hat ihn gerade sein ewiges Liberotum an einer größeren Trainerkarriere gehindert. Es ist nicht immer einfach, wenn man weiß, wie’s besser geht, man flüchtet sich dann gern in Ironie. Manchmal hat Augenthaler Sätze gesagt, die Spielern und Vorgesetzten nicht sehr gefallen haben, und womöglich hat ihn das den Job in Leverkusen gekostet.“

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