indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Deutschland – Schweden 2:0

Oliver Fritsch | Montag, 26. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Deutschland – Schweden 2:0

Das Ende des rumpelfüßigen Grauens

„War das Brasilien, verkleidet in deutschen Trikots?“, fragt die Stuttgarter Zeitung, sich die Augen reibend. „Nein, es war das neue Deutschland, verkleidet als das alte.“ Die FAZ feiert eine „rauschhafte Renaissance der deutschen Mannschaft“, die SZ erlebt „das Ende des rumpelfüßigen Grauens“ als Befreiung von Jahren (oder sind es Jahrzehnte?) der Entsagung schönen deutschen Fußballs. Der Sieg gegen Schweden verleitet die deutsche Presse dazu, über die Zäune auf das Spielfeld zu hüpfen. Marko Schumacher (StZ) ringt nach Luft: „Es ist lange her, dass eine deutsche Nationalmannschaft über einen solch grenzenlosen Glauben in die eigene Stärke verfügt hat. Und es ist noch viel länger her, dass eine deutsche Mannschaft einen solch atemraubenden Fußball gespielt hat, der nicht mehr das Geringste zu tun hat mit jener destruktiven Spielweise, die den Deutschen lange Zeit eigen war.“

Deutschland Hotspurs

Christof Kneer (SZ) beschreibt die Prägung, die Jürgen Klinsmann auf der Mannschaft hinterläßt: „Klinsmann hat bei vielen Vereinen gespielt, die ihn glücklich machten, weil sie ihn gut entlohnten. Glücklich wegen Fußball wurde er im Grunde aber nur in Tottenham, bei einem Verein, der sich Hotspurs nennt. Hotspur heißt übersetzt Heißsporn, man könnte auch sagen: Klinsmann. Eine Mannschaft ist immer auch das Spiegelbild ihres Trainers, und Klinsmann hat sich jetzt eine Mannschaft nach seinem Bilde geformt. Er kann jetzt endlich so spielen lassen, wie er das als Spieler gern gehabt hätte. Die Deutschland Hotspurs können leider keine Rücksicht darauf nehmen, dass Fußballspiele aufgrund einer weltweit gültigen Absprache mit einem Abtasten beginnen und einem Verwaltungsakt enden. Die Klinsmann Hotspurs sind so radikal wie ihr Trainer, sie schießen ihre Tore gerne an den Rändern des Spiels: ganz spät, wie gegen Polen; oder ganz früh wie gegen Costa Rica, Ecuador und Schweden, die wie in der Vorrunde abwartend starten wollten und aus dem Spiel waren, bevor es für sie begann.“ Auch Andreas Lesch (BLZ) sichtet Klinsmanns Spuren: „Klinsmanns entscheidende Leistung ist, dass er der Mannschaft einen fast übersinnlichen Glauben in die eigene Stärke vermittelt. Speziell die jungen Spieler beten voller Überzeugung die Sätze nach, die er ihnen vorgibt. Es ist nicht so, dass Klinsmann die Sprache der Spieler spricht – vielmehr sprechen die Spieler die Sprache des Trainers.“

Es macht viel mehr Spaß als der alte Stiefel

Peter Unfried (taz) wirft alle Bedenken gegen Klinsmanns amerikanischen Arbeitsstil über Bord: „Klinsmann hat ein Team mit Perspektive zusammengestellt – auf und neben dem Rasen. Klinsmanns Arbeit ist nach vorn orientiert, nicht nach hinten. Er weiß, was er will, die anderen wissen und wollen es im Prinzip auch. Er hat den traditionell dösenden Laden DFB nicht wie angekündigt auseinander genommen. Aber er hat ihn DFB sein lassen und daneben eine neues System und eine neue Elite installiert. Für Deutschland, das Land, ändert sich nichts. Die Analogie ist freilich anwendbar: Ein Betrieb kann besser sein, wenn neues Know-how einfließt, wenn die Verfilzung reduziert wird, wenn – Entschuldigung – bessere Kräfte und Ideen die verbrauchten ersetzen. Wenn kreativ-innovative Dynamik nach vorne weist. Kurz: Wenn Leute sich gezielt so richtig den Arsch aufreißen. Das klingt hart, klar, aber anders geht das nicht mehr. Die Pointe, die wir in diesen Tagen erzählt bekommen, ist: Es macht viel mehr Spaß als der alte Stiefel.“

Auf Augenhöhe mit dem Titelkandidaten

Jan Christian Müller (FR) blickt mit Zuversicht auf das Viertelfinale voraus: „So viel Ausdruck und Hingabe war lange nicht mehr im Spiel einer deutschen Nationalmannschaft. Niemand kann vorhersagen, ob das reicht gegen eine abgebrühte und hochtalentierte argentinische Ausnahmemannschaft bestehen zu können. Eins aber ist gewiss: Eine Niederlage würde von den Fans nicht, wie vom Bundestrainer formuliert, als ‚Katastrophe‘ empfunden.“ Michael Horeni (FAZ) fügt nüchtern hinzu: „Der insgesamt überzeugende, in der ersten halben Stunde rauschhafte Auftritt deutete die überragenden Möglichkeiten an, die Klinsmanns junge Mannschaft in Zukunft besitzt. Aber so erfreulich die deutsche Fußball-Gegenwart auch erscheint – eine Klasse für sich stellt die Nationalelf noch nicht dar. Selbst nach dem verschossenen Elfmeter der Schweden strahlte das Team lange keine defensive Sicherheit aus; in der Offensive imponierte die Mannschaft aber wie seit endlosen Zeiten nicht mehr. Vor dem Duell mit Argentinien hat sie keineswegs die Favoritenrolle übernommen – trotz des Heimvorteils, trotz des Publikums, das die Spieler auf einer Woge der Begeisterung trägt. Doch Deutschland darf sich auf Augenhöhe mit dem Titelkandidaten aus Südamerika fühlen, und das ist viel mehr, als vor dem Turnier erwartet werden durfte.“

Klaus Theweleit (taz): „Ich habe meine Meinung geändert: Zwei triftige Gründe, warum die Klinsmannschaft Argentinien auch ohne Schiedsrichterhilfe schlagen wird

Keine symbolhaften Chefattitüden

Die Einzelkritik hebt vier Spieler hervor: Miroslav Klose, Lukas Podolski, Michael Ballack und Arne Friedrich. Die SZ schwärmt von Klose: „Es ist eine kleine Ungerechtigkeit, dass er keinen offiziellen Anteil an den beiden Treffern des aufregend explosiven Podolski gutgeschrieben bekommt. Unglaubliche Leistung. In dieser Verfassung für die Bundesliga unhaltbar.“ Auch Podolski wird gebusselt: „Alles, was er aufgrund seines unfertigen Stils und seiner Unreife als junger Fußballer in den vergangenen Wochen bei der Nationalelf und in den vergangenen Monaten beim 1. FC Köln falsch gemacht hat, hat Lukas Podolski in diesem Spiel abgelegt: Er bewegte sich intelligent, nahm effektiv am Pressing teil und half beim Spielaufbau. Nebenbei schoss er zwei Tore. Podolski entwickelt sich in höchstem Tempo weiter und braucht sich auch vor den superprofessionellen argentinischen Verteidigern nicht zu fürchten.“

Michael Ballack, den Karl-Heinz Rummenigge kürzlich als „ganz guten Kopfballspieler“ verunglimpft hat, kann heute die Ehrerbietungen der Presse entgegennehmen. Die SZ adelt ihn als Zentrum der deutschen Mannschaft: „Die Rückversetzung von Ballack ins tiefere Mittelfeld ist das wichtigste Geheimnis des deutschen Aufschwungs. In Anwesenheit von Stefan Effenberg, der als Guru fürs Fernsehen im Stadion war, hat Ballack nachgewiesen, dass er niemals ein so genannter Führungsspieler sein wird wie es Stefan Effenberg war. Das ist aber auch gut so. Ballack braucht keine symbolhaften Chefattitüden und kein schlechtes Benehmen, um seine natürliche Autorität zur Geltung zu bringen.“

FR-Interview mit Ballack

Der herthanische Rückpassautomat

Kritik gilt weiterhin dem Außenverteidiger Arne Friedrich. Die FAZ mag gar nicht an das Viertelfinale denken: „Wenn es auch für den Fußball gilt, dass eine Kette an ihrem schwächsten Glied bricht, dann muss Klinsmann sein Augenmerk auf die Position des rechten Außenverteidigers richten: Arne Friedrich fiel auch gegen Schweden wieder ab. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die quirligen Argentinier auf den Berliner zulaufen. Unwillkürlich kommt einem das Bild eines Skiläufers und einer Slalomstange in den Sinn.“ Die SZ spottet: „Arne Friedrich, der herthanische Rückpassautomat hemmt in dieser Verfassung den Lauf der Dinge. Schockierender Zustand. Beherrscht den tödlichen Pass – aber nur in der Form des Fehlpasses. Konnte froh sein, dass Michael Ballack nicht tätlich wurde gegen ihn nach dem furchtbarsten von etlichen Missgeschicken.“

Die Revolution hat begonnen

Noch mehr Lob hören die deutsche Elf und Jürgen Klinsmann aus dem Ausland. Die spanische Tageszeitung El País gibt alle Vorbehalte gegen das deutsche Spiel auf und erkennt in Klinsmann den Retter und Revolutionär: „Deutschland hat die Revolution ausgerufen. Es hat sich gegen das alte Spielsystem, das eine versteinerte Kraft darstellte, erhoben. Und das mitten in den Verdächtigungen und Kritiken gegenüber Klinsmann, dem Mann, der dem Establishment trotzt. Der Sprung ist von so einem solchen Kaliber, daß man von einer Neugründung des deutschen Fußballs sprechen kann, der in den letzten Jahren vor einem gewaltigen Abgrund stand. Klinsmann hat zwei Jahre lang in der Kritik der konservativen Kreise gelebt. Wenn es nach den Koryphäen der Führungsriege gegangen wäre, würde Deutschland weiter in seiner abgeschlossenen Welt aufgestellt bleiben: mit einem robotisierten Fußball und abgenutzten Ideen, mit seinen alten Liberos schön nah beim Torwart, mit zwei Hundertschaften, die den Libero schützen, mit den Dumpfbacken, die bereit sind, von irgendwo eine Flanke zu schlagen, mit einem selbstlosen Defensivverbund, um eine Mannschaft voller Verteidiger aufrechtzuerhalten, mit einem Kran im Angriff, der angespielt wird und mit seinem unbeweglichen Körper nicht klarkommt. (…) Und unter dem allen der schädliche Fingerabdruck von Bayern München – der Mannschaft, die versucht, jegliches Bestreben nach einem Wettbewerb in der Bundesliga kaputtzumachen – und seinen Gurus Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge. Klinsmann ist ein Mann mit Überzeugungen. ‚Es macht mir nichts aus, mit Beckenbauer zu diskutieren und mir seine Meinung anzuhören, aber ich gehöre nicht zu denen, die nur ja und Amen sagen‘, sagte er kürzlich. Der Nationaltrainer stand fast alleine da in einem Kampf, den man schon verloren glaubte. Es wurde bereits sein Rücktritt angekündigt. Es wurde ein Notfallkabinett einberufen, das nichts weiter als ein neues Druckmittel gegen ihn darstellte. Er wurde als inkompetent und faul angeklagt. Er wurde attackiert, weil er in Kalifornien lebt, weil er einen amerikanischen Fitnesstrainer angestellt hat, weil er nicht wie eine Marionette handelte. Nie zuvor hatte sich Deutschland so deprimiert gefühlt wie vor der WM. Als Verlierer etikettiert und ohne Hoffnung gingen sie ins Turnier. Passiert ist das Gegenteil. Mit einem neueren Fußball, in dem die Einflüsse von Barca, Arsenal und Milan evident sind, ist die Mannschaft zugleich unaufhaltsam und attraktiv. Deutschland spielte seine beste Partie in dieser WM. Seine beste Partie in vielen Jahren. Eine Partie, die seinen Rivalen als Botschaft dient und der Zukunft als Symbol. Es wird schwierig sein, in die Vergangenheit zurückzukehren, die die alte Nomenklatur verteidigt. Die Revolution hat begonnen.“

Über das Verhältnis zwischen Ballack und Klinsmann lesen wir: „Ballack, der sich seiner Wichtigkeit bewußt ist, hatte alle Sonderrechte bei den früheren Trainern. Er konnte machen, was ihm gerade in den Sinn kam, ohne seine Stellung im Team in Gefahr zu bringen. Er war der Beste und hatte das Recht zu spielen. In dieser Rolle blieb er bis zum ersten Spiel. Klinsmann nahm ihn aufgrund seiner körperlichen Verfassung aus dem Team. Ballack protestierte, erhielt die Unterstützung durch die Medien und hielt sich für den Sieger in diesem Machtkampf. Er hat sich geirrt. Deutschland gewann die erste Begegnung mit Toren und sehr gutem Spiel. Und Ballack kam unter anderen Bedingungen ins Team zurück – unter denen, die Klinsmann aufgestellt hat. Das Bemerkenswerteste ist, daß Ballack spielt wie nie. Er nimmt am Spiel in einem bislang unbekannten Ausmaß teil, ohne dabei seinen Torinstinkt aus den Augen zu verlieren. Und davon, dass er gut spielt, profitiert das ganze Team.“ (ag)

Die legitime Freude eines Volkes in Feierstimmung

Weniger begeistert, aber ebenso erstaunt wird der Erfolg der deutschen Mannschaft in Italien betrachtet; vom „Deutschland-Effekt“ (La Repubblica) ist bereits die Rede, und erstaunlicherweise ohne die üblichen „Panzer“-Etiketten. Dem Schweden-Spiel widmet der Corriere della Sera eine Doppelseite mit dem Aufmacher: „Ein Land im Delirium. Deutschland liegt Podolski zu Füßen“ und zitiert die Bundeskanzlerin: „Diese Mannschaft glaubt an sich selbst und kann noch weit kommen!“ Kommentator Roberto Perrone fügt skeptisch hinzu: „Dazu muß sie aber auch beim Finale auf eine fröhliche Schwedenmannschaft stoßen, die prinzipiell auf Distanz zu der Zone geht, in der sich gerade der Ball befindet. Zwei Tatsachen sollten berücksichtigt werden (das sagen wir, die wir gerade dabei sind, unsere Nationalmannschaft zu zerfleischen): zum ersten die Leichtgewichtigkeit der bisherigen Gegner, zum zweiten die ‚kleinen Hilfen’ der Schiedrichter. (…) Deutschland also. Ballack hat noch kein Tor geschossen und wird langsam nervös. Bestes Einvernehmen zwischen Klose und Podolski. Im Ganzen eine nicht unbesiegbare, aber solide und vor allem entschlossene Mannschaft. Wenn sie nicht noch jemand Stärkeren findet, frißt sie alle Schwächeren.“ Ein kleiner Artikel mit dem Titel „Poldi, der polnische Totti“ widmet sich Podolskis Irritation über den Radiosender EinsLive: „Sprechen wir einmal von diesem Deutschland der polnischen Immigranten. Wenn die Helden eines Volkes, im Delirium Podolski und Klose heißen, 67 Jahre nach der großen Tragödie, die mit der Invasion Polens begonnen hat, dann ist das ein schönes Geschenk für die Geschichte Europas und eine Einladung, die Begeisterung Deutschlands mit heiterer Gelassenheit als das zu betrachten, was sie ist: die legitime Freude eines Volkes in Feierstimmung.“

In der Spielanalyse heißt es: „Vorangetrieben vom Enthusiasmus einer ganzen Nation, aber vor allem von der Kraft der eigenen Ideen, hat Deutschland Schweden in zwölf Minuten weggefegt, um danach das zu probieren, was der Mannschaft weniger gut gelingt, nämlich das betont spektakuläre Spiel. (…) Deutschland hat jedenfalls eine Sicherheit und eine Meisterschaft auf dem Spielfeld gezeigt, die auf Anhieb ihre Überlegenheit gegenüber den Schweden deutlich gemacht hat. Sie hat nicht einen Augenblick gezögert, zutiefst überzeugt davon, was zu tun war und was sie kann, auch dies ein Werk des Zauberers Klinsmann. In diesem Festival haben sich drei besonders hervorgetan: Podolski, der beide Tore geschossen hat, Klose, der alle beide inspiriert hat, und Ballack, der nach der Spielverteilung versucht hat, sei erstes Tor der WM zu schießen.“ (sh)

SZ: weitere Pressestimmen aus dem Ausland

Schlechtes Timing

Jürgen Schmieder (sueddeutsche.de) kommentiert den Mißmut Oliver Kahns, den er heute in einem Spiegel-Interview äußert: „Natürlich hat Kahn das Recht, seine Meinung öffentlich zu machen. Seine Verdienste sind unbestritten. Natürlich darf er über seine Situation sprechen, seinem Unmut Luft machen. Das ist nur verständlich. Aber warum gab er dieses Interview nicht schon lange vor dem Turnier oder – noch besser – nach dem 9. Juli? Das Timing war einfach schlecht gewählt. Man kann nur hoffen, dass Klinsmann und die Mitspieler gelassen und souverän mit dieser Situation umgehen. Die deutsche Mannschaft funktioniert über Teamgeist und den Glauben an sich selbst. Das sollte auch Oliver Kahn verstanden haben.“
Dem Spiegel hat Kahn verraten: „Auf der einen Seite versuche ich immer zu tun, was für die Mannschaft nötig ist, weil ich mich selbst zurücknehmen kann. Auf der anderen Seite habe ich ihm deutlich gesagt, dass ich das nie verstehen werde, warum ich nicht mehr die Nummer 1 bin. Es gab auch nie eine Erklärung. Es gab nur die Aussage: Wir machen das jetzt mal mit Jens Lehmann, der Jens ist die Nummer 1 bei der WM. Man sprach von einem ‚Tick’, den er besser sein solle. Entschuldigung, aber wechselt man die langjährige Nummer 1 aus, wenn diese konstant spielt, wenn ein anderer einen ‚Tick’ besser sein soll? Das ist für mich keine Begründung. Für Frankreich spielt Barthez, für Holland van der Sar, für Italien Buffon. Wo ist der Unterschied? Ich habe zwei Jahre auf höchstem Niveau gespielt, meine Champions-League-Spiele gut gemacht, bin zweimal Deutscher Meister und Pokalsieger geworden und habe eine riesige Turniererfahrung. Es gab eigentlich keinen Grund, die Nummer 1 abzusetzen. Normalerweise hätte ich schon eine fundierte Erklärung erwartet. Aber da sie bis heute ausgeblieben ist, gibt es wahrscheinlich keine.“

FAZ: Kahns Leiden auf der Bank

Ich finde Klinsmann wunderbar

Der Stimmen von Prominenten zum Sieg gegen Schweden: Günter Grass jubelt: „Die ersten 25 Minuten sind unvergesslich. Es war sehr ästhetisch. Ich finde Klinsmann wunderbar.“ Daniel Cohn-Bendit sagt in einem Interview mit der taz: „Klinsmann hat mit der Mannschaft das geschafft, was Rot-Grün mit der deutschen Gesellschaft nicht geschafft hat: Eine Modernisierung durchzusetzen in einer Umgebung, die modernisierungs-resistent ist. Nicht die Deutschen sind modern, das ist Klinsmann. Was er durchgesetzt hat, ist die neue, offensive Spielweise. Klinsmann hat das gegen die Öffentlichkeit, gegen die Horrorachse Beckenbauer, Bild, Breitner, Netzer geschafft. In Deutschland war es aber auch einfacher. Die hatten keine Spieler mehr, nur noch eine anachronistische Philosophie. (…) Es ist unglaublich, wie voyeuristisch und sadistisch das Fernsehen jetzt mit Oliver Kahn umgeht, indem es ihn während des Spiels häufig in Großaufnahme zeigt. Das beweist, dass sie überhaupt kein Fingerspitzengefühl haben für die Dramatik, die in einem Menschen vorgehen kann. Deshalb hat Zidane das Spiel gegen Togo nicht auf der Bank angeschaut.“ Und Franz Beckenbauer möchten wir empfehlen, die Gelassenheit beizubehalten, die der Frischvermählte nun an den Tag legt. Auf die Frage, ob das Viertelfinale eine zu hohe Hürde sein werde, entgegnet er: „Für wen, für die Argentinier?“

SZ: weitere Stimmen zum Spiel

Turnierrekordhöhe deutlich unterschritten

Christof Kneer (SZ) tröstet Henrik Larsson, den erfolglosen Elfmeterschützen, ein wenig: „Der Elfmeter und die K.o.-Runde, das ist eine alte, immer neue Geschichte, und vielleicht darf sich Larsson mit dem Gedanken trösten, dass er die historische Turnierrekordhöhe deutlich unterschritten hat. Jenen Rekord hält weiterhin unangefochten Uli Hoeneß, der 1976 im EM-Finale einen Elfmeter derart himmelwärts jagte, dass der Ball bis heute als vermisst gilt. Wer suchen möchte, bitteschön, in Belgrad war das damals, aber es ist nicht auszuschließen, dass der Ball heute in einer der Teilrepubliken liegt. So herrlich versemmelt hat Larsson keineswegs, sein Schuss hätte es höchstens auf den Busparkplatz hinter der Arena geschafft, er hätte vielleicht im schwedischen Bus landen können und wäre dann nach Malmö oder Norköping transportiert worden. Aber heute fliegen keine Bälle mehr aus Stadien, und die Arena in München ist besonders steil, vermutlich wegen Uli Hoeneß.“

BLZ: Abgang in Finsternis – Schwedens Team hat seinen Zenit hinter sich

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