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Ball und Buchstabe

Niederschmetternde Bilanz

Oliver Fritsch | Dienstag, 27. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Niederschmetternde Bilanz

Christoph Biermann (SZ) hält die schwachen Leistungen der vier asiatischen Mannschaften fest: „Vier Jahre nach der Weltmeisterschaft in Fernost haben sich die vermeintlichen Fortschritte von damals als Scheinblüte erwiesen. Die Behauptung von Südkoreas Trainer Dick Advocaat, dass sich das Team weiterentwickelt habe, darf man seiner Emotion zuschreiben, richtig ist sie aber nicht. Eher war das Auftreten seiner und der anderen Mannschaften aus Asien Ausdruck einer Rückentwicklung. Der Trend zeigt wieder nach unten. Nach der historischen Kuriosität, dass Nordkorea bei der WM 1966 bis ins Viertelfinale stürmte, überstand erst 1994 mit Saudi-Arabien erneut ein Team die WM-Vorrunde, das dem asiatischen Fußballverband angehört. Japan schaffte es vor vier Jahren im eigenen Land ebenfalls bis ins Achtelfinale, und Südkorea schied sogar erst im Halbfinale aus. Seither ist auf hohem Niveau nur die Begeisterung der japanischen und koreanischen Fans geblieben, die bei den Spielen ihrer Teams ein wenig von der Atmosphäre des Turniers in ihren Ländern wachriefen. Auf öffentlichen Plätzen der südkoreanischen Hauptstadt Seoul hatten dem Spiel gegen die Schweiz morgens um vier Uhr immerhin 300.000 Menschen zugeschaut. Doch das Interesse entsprach nicht der Güte der Leistungen. Sowohl die beiden Teams aus Fernost als auch die beiden aus dem Mittleren Osten waren auf dem Niveau einer WM nicht konkurrenzfähig. Vier Unentschieden und ein Sieg aus den zwölf Spielen von Saudi-Arabien, Iran, Japan und Südkorea sind eine niederschmetternde Bilanz; drei von vier Teams schieden gar als Gruppenletzte aus. (…) Die gebeutelten asiatischen Teams werden sich zudem mit einem neuen Konkurrenten auseinander setzen müssen, der nach den Erfahrungen dieser WM schon fast als Großmacht erscheint. Nach Ende des Turniers wird Australien an den Wettbewerben der asiatischen Konföderation teilnehmen.“

taz: Afrikanischen Fußballern mangelt es nicht an Potenzial, sondern an guten Trainern

Zugehörigkeit

Wenn Türken Deutschland-Fahnen schwenken – Majid Sattar (FAZ/Leitartikel) mißt die Tiefe, die Echtheit und die Bedeutung der Signale: „Beide, Deutsche und Einwanderer, nähern sich gegenwärtig auf unterschiedliche Weise ihrem Land an. Viele Deutsche, die ihr Vaterland lange mit dem scheinbar unvermeidlichen Attribut ’schwierig‘ beschrieben haben, gehen nun mit einer Leichtigkeit mit nationalen Symbolen um, präsentieren sich als selbstbewußte Gastgeber und schmettern zu 60.000 im Berliner Olympiastadion so fröhlich ihre Hymne in die Mikrofone der Welt, daß selbst den öffentlich-rechtlichen Kommentatoren, denen sonst keine politische Korrektheit zu peinlich ist, eine mahnende Erinnerung an 1936 nicht über die Lippen kommen will. Und viele Einwanderer bekennen sich auf einmal in einer Offenheit zu dem Land, das sie bislang allenfalls ihr Geburts-, aber auf keinen Fall ihr Heimatland nennen wollten und durften, die wohl noch über Jahre soziologische Universitätsseminare, kirchliche Akademien und Redaktionsstuben beschäftigen wird. Das Bekenntnis ist sicher Ausdruck eines Überschwangs, und ein bißchen postmodernes ‚Anything goes‘ mag in dem Farbenmeer auch mitschwimmen. Es ist keine staatsbürgerliche Deklaration in der aktuellen Integrationsdebatte, kein politisches Statement gegen Parallelgesellschaften und Extremismus. Aber gerade das unterscheidet es von den stets Beklemmungen auslösenden Aufrufen der Anständigen an unsere ausländischen Mitbürger und den zur Schau gestellten Bekenntnissen zum Grundgesetz durch deren Verbandsvertreter. Diese neue Unbefangenheit von Deutschen und Neu- oder Noch-nicht-Deutschen gegenüber ihrem Land ist schlicht Ausdruck eines ganz persönlichen, durchaus impulsiven Empfindens von Zugehörigkeit. Wie nachhaltig der Impuls ist, ob daraus eine kollektive Identität erwächst, läßt sich sicher noch nicht sagen.“

WamS: Ein Sommer des Vergnügens

Labersender

WM auf Premiere – Ulrich Kaiser (SZ) steckt sich den Finger in den Hals: „Nirgendwo wird soviel gelabert wie bei Premiere, und das will viel heißen, weil im Moment überall alle Laber-Rekorde gebrochen werden. Um auch gleich die Ausnahme loszuwerden: Der Herr Reif wirft einem manchmal minutenlang weiter nichts als die Namen der Darsteller zum Fraße vor, was völlig ausreicht. Aber beim nächsten Spiel entwickelt ein anderer einen abenteuerlichen Gedanken: ‚Er geht in jedes Kopfballduell, das ihm vor die Nase kommt!‘ Was soll man dazu sagen? Dem Herrn Reif glaubt man sogar, wenn er sich irrt, was man wohl als höchste Kompetenz bezeichnen kann. Wahrscheinlich ist er in das Spiel verliebt – na und!? Es ist ein bisschen wie beim Kindergeburtstag, wo ein Dutzend Kerlchen gleichzeitig ihre Meinung loswerden möchten – dabei haben sie alle Recht, nur ist ein Fußballspiel nicht unbegrenzt diskutierbar. Irgendwann ist jede Perspektive mehrere Mal durchgekaut worden, und schließlich wird ein Thema nicht fesselnder, wenn Herr Hitzfeld und Herr Rehhagel und Herr Effenberg und Herr Daum alle der gleichen Meinung sind.“

FAZ-Portrait Jürgen Klopp

FR: Kritik am Jargon in der taz

NZZaS: Über die Arbeit eines Spielervermittlers an der WM

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