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Champions League

Flickwerk

Oliver Fritsch | Dienstag, 26. September 2006 Kommentare deaktiviert für Flickwerk

Dirk Schümer (FAZ) befaßt sich mit dem Verdacht, Inter Mailand sei am Abhörskandal beteiligt gewesen: „Der inzwischen abgetretene Telecom-Chef Marco Tronchetti Provera gehörte ebenso zum Inter-Vorstand wie der Interims-Präsident des Fußballverbandes, Giudo Rossi. War also der Umsturz der Seilschaften in Italiens Profifußball nichts anderes als eine Intrige der Telecom im Zusammenspiel mit und zum Nutzen von Inter Mailand? Die Frage, wie weit der bevorteilte Klub selbst den Umsturz im Calcio inszenieren konnte, bewegt die Tifosi längst mehr als die Champions League.“ Birgit Schönau (SZ) fügt an: „Ganz in der Tradition, sich selbst im Weg zu stehen, sieht sich Inter am Vorabend der Partie gegen Bayern München in eine abstruse Spionage-Affäre verwickelt.“ Das sportliche Urteil Schümers ist zwiespältig: „Trotz der Gerüchte ist Inters Starensemble für Bayern München jederzeit ein harter Brocken“, doch „der Gegner klingt gewichtiger, als er in Wahrheit ist.“

Peter Hartmann (Player) stellt Inter als Flickwerk vor: „Diese Gladiatorentruppe ist eine Summe von Emotionen und Kurzschlüssen, von aus Neid geborenen Entscheidungen und Zufällen, von undurchsichtigen Geschäften und von Liebe-auf-den-ersten-Blick-Begehrlichkeiten ihres Besitzers Massimo Moratti, von sich überlagernden und zuwiderlaufenden Strategien seiner Berater und Günstlinge und, unter dem Strich, das Ergebnis von unanständig viel Geld.“ Inters Transferpolitik sei „eine unglaubliche Galerie von Irrtümern“: Clarence Seedorf, Andrea Pirlo, Roberto Carlos, Fabio Cannavaro sind abgeschoben worden – stattdessen verschenkte Moratti sein Herz an den „dicklichen“ Alvaro Recoba und den „Sturmbullen“ Christian Vieri. „Kein Wunder“, schreibt Hartmann „daß Inter die idiotischsten und frustriertesten Ultras der Liga zu ertragen hat. Pazza Inter ist vor allem ein Sammelbecken für chronische Erfolglosigkeit auf höchstem Niveau.“ Aus der NZZ erfahren wir, daß Moratti einen Image-Wechsel seines Klubs plane: Der Fotograf Oliviero Toscani, berühmt geworden durch seine Benetton-Kampagnen, sei beauftragt zum Anlaß der Einhundertjahrfeier 2008 worden, eine Fotoserie zu schießen.

Er weiß, worauf es ankommt

Elisabeth Schlammerl (FAZ) anerkennt den Einstand Mark van Bommels auf und neben dem Münchner Platz: „Der Holländer ist erst seit vier Wochen in München, aber auf dem besten Weg, sehr schnell das zu werden, was sich die Bayern-Chefs von ihm erwartet haben, als sie ihn vom FC Barcelona geholt haben: eine Führungspersönlichkeit. van Bommel erschafft sich mit seinen Auftritten auf dem Platz Respekt. Er hat zwar noch Schwierigkeiten, schnell ins Spiel zu finden, und manchmal fehlt ihm auch die Bindung. Doch die Bayern haben ihn nicht nur geholt, weil er den feinen Paß spielen kann, sondern weil er auch ein Mann fürs Grobe ist, der seinen harten Widerstand zielstrebig einsetzt – mit respekteinflößender Wirkung auf den Gegner.“ Den Vergleich mit Ballack scheine van Bommel zumindest in seiner Führungsaufgabe standzuhalten: „Ballack hatte sich jedenfalls in seiner Anfangsphase in München nicht getraut, derart klare Worte zu sprechen, wie dies jetzt sein Nachfolger macht, er hatte stets hervorgehoben, gar nicht der Chef sein zu wollen. Van Bommel hat keine Scheu, die Rolle des Anführers anzunehmen. Er weiß, worauf es ankommt – nicht nur auf dem Platz.“

BLZ: Der FC Bayern rätselt, wie gut seine Mannschaft ist und wer sie führen soll – nur Trainer Magath zeigt sich zufrieden
Tsp: Lucio zeigt Einsicht und will jetzt mehr verteidigen

NZZ-Bericht Benfica–ManU (0:1)

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