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Champions League

Aufgemerkt, Europa, wir sind wieder da!

Oliver Fritsch | Freitag, 29. September 2006 Kommentare deaktiviert für Aufgemerkt, Europa, wir sind wieder da!

Die Presse ist mit dem Bayern-Sieg in Mailand rundum zufrieden und glücklich; das 1:1 Bremens gegen Barcelona wertet sie als Fast-Sieg

Ein Sieg gegen Italiener – Philipp Selldorf (SZ) rechnete nicht damit, daß er das noch erleben wird: „Den Bayern gelang ein Erfolg, der mehr bedeutet als ein handelsüblicher Auswärtssieg. Dieses Gefühl bleibt auch jenseits der Vorbehalte bestehen, daß es ja erst September ist und der Sieg nur eine Fußnote im Wettbewerb darstellt.“ Doch dann hält er inne: „Aber haben die Bayern überhaupt gegen Italiener gewonnen? Ist Inter Mailand nicht eine Art Real Madrid – eine Importfirma für besserverdienende Fußballspieler, deren Gerichtsstandort zufällig in Mailand angesiedelt ist?“

Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ) knöpft sich die Verlierer vor: „Ein schwaches Inter Mailand ließ finsterste Fußballzeiten mit einem Destruktivvorsatz wiederaufleben, der noch die übelsten Elemente dieses Sports zu legitimieren schien: treten und schlagen, simulieren und lamentieren. Es war, zumal in der zweiten Spielhälfte, ein Retro-Event aus den 60er und 70er Jahren, als sterbende Schwäne, minutenlang vorgespielte Verletzungen, ein Büchsenwurf und höhnisch quittierte Körperverletzungen en masse ganz Fußball-Europa speziell gegen Inter mit seinem Catenaccio-Bollwerk aufbrachte.“ Da lobt er sich doch die Besonnenheit der Bayern: „Die Italiener zerstörten sich mit längst überwunden geglaubten typisch italienischen Mitteln, während die Bayern mit typisch deutscher Methodik triumphierten.“

Ludger Schulze (SZ) stellt fest, daß die Bayern ihren Glauben an sich erst finden mußten: „In Anbetracht des zuletzt geschwundenen Renommees der Bayern kam dieser Erfolg einem Signal an die Elite der Champions League gleich: Aufgemerkt, Europa, wir sind wieder da! Dabei hat es mehr als eine Stunde gedauert, ehe den Münchnern dämmerte, daß sie Inter nicht nur in Schach halten konnten, sondern sogar zu einem großen Coup fähig waren. Denn der Gegner führte von Anfang an den Nachweis einer bislang nicht gekannten mathematischen Formel: Elf mal eins ist Null – elf große Namen sind keine Mannschaft.“ Abschließend busselt er Andreas Ottl: „Wenn man aus der kompakten Bayern-Einheit einen Einzelnen herausgreifen muß, dann Ottl, der auf der Position vor der Abwehr eine starke bis brillante Leistung bot.“

Höhere Fußball-Gewalt

Das Unentschieden gegen Barcelona werten die Journalisten im Einklang mit den Verantwortlichen als Erfolg für Werder Bremen. Jörg Marwedel (SZ) notiert einen Fortschritt: „Die in der Bundesliga zuletzt wenig harmonierende Werder-Elf hat gezeigt, was sie in drei Jahren Königsklasse gelernt hat. Sie hat sich wieder ein Stück an Europas Große herangearbeitet.“ Erneut ein Gegentor kurz vor Schluß – doch Gerd Schneider (FAZ) glaubt nicht, daß es ein Trauma auslösen werde: „Böse Erinnerungen an den schrecklichen Abend von Turin wurden lebendig, wo sie vor einem halben Jahr gegen Juventus ähnlich aufgetrumpft hatten; ein Blackout von Wiese verbaute ihnen damals in letzter Minute den Einzug ins Viertelfinale. Dieses Mal scheiterten die Bremer nicht an sich selbst, und Thomas Schaaf stellte das Remis als weiteren Schritt auf dem Weg an die europäische Spitze dar.“ Boris Herrmann (BLZ) wirft ein: „Werder Bremen könnte doch noch ein paar Unterrichtseinheiten beim FC Barcelona gebrauchen. Dringend auf den Lehrplan müßte die Frage, wie man einem Spitzenteam den Gnadenstoß versetzt, wenn man es vor den eigenen Augen taumeln sieht.“Doch Schneider hat andere Mächte am Werk gesehen: „Der Wunderknabe Messi kam über Werder wie eine höhere Fußball-Gewalt.“

FR: Werder saugt Kraft aus einem Unentschieden
NZZ: Torsten Frings leistet anscheinend nur gegen Weltklasseteams Weltklasse / Bayern erleichtert

Tsp: Schalke scheitert im Uefa-Cup an Nancy, Asamoah bricht sich das Bein und fällt sechs Monate aus

NZZ-Bericht Leverkusen–FC Sitten (3:1)

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