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Niedergang der Fan-Kultur

Oliver Fritsch | Freitag, 22. Dezember 2006 Kommentare deaktiviert für Niedergang der Fan-Kultur

Unter die Begeisterung der Presse über den Aachener Erfolg gegen Bayern München mischen sich Kopfschütteln über die nörgelnden Aachen-Fans und ein sehr geteiltes Echo über die Leistung der Bayern

Stefan Hermanns (Tsp) liest den Aachener Fans die Leviten: „Alemannia Aachen, bisher ein Art Lordsiegelbewahrer des wahren Fußballs, durchlebt eine Identitätskrise. Mit dem Aufstieg hat sich auf dem Tivoli das einfältige Event-Publikum breit gemacht, das nun mit seinen irrealen Ansprüchen die Stimmung vergiftet. (…) Es war eine paradoxe Situation: Während der überraschende Sieger des Pokalspiels eine Grundsatzdebatte über den Niedergang der Fan-Kultur führte, weigerte sich der überraschende Verlierer, in irgendeiner Weise grundsätzlich zu werden.“

Auch Michael Ashelm (FAZ) rümpft die Nase über die Nörgler: „Aachen feierte, Aachen meckerte. Nach Jahrzehnten sportlicher Bedeutungslosigkeit haben sich durch die jüngsten Erfolge Erwartungen aufgebaut, die es nun zu befriedigen gilt. Daß nach dem glorreichen Auftritt gegen den FC Bayern Ruhe einkehrt rund um den Verein, daran glauben die Beteiligten nicht. Die Verantwortlichen von Alemannia Aachen fühlen sich in ihrer Arbeit der vergangenen Jahre insgesamt zu wenig gewürdigt. Während beim ähnlich kleinen FSV Mainz 05 die Fans jämmerlichste Niederlagen noch wie Siege feiern, rümpft die Aachener Kundschaft selbst bei Siegen die Nase.“

Bernd Müllender (BLZ) fügt hinzu: „Viele Vereinsfreunde mosern argumentarm über Michael Frontzeck, diesen Gladbacher, zudem ist die Euphorie am Tivoli seltsam limitiert trotz guter Hinrunde als bester Aufsteiger, einem tollen Platz 13 mit vier Punkten Polster vor den Abstiegsrängen.“

Das Spiel haben die Bayern verloren, doch den Gefallen Philipp Selldorfs (SZ) gewonnen: „Nachdem der FC Bayern das schwierige Halbjahr mit erstaunlichem Erfolg gemeistert hatte, ereignete sich am Tag vor dem Ferienbeginn doch noch ein Totalschaden. Seltsamerweise nach einer Partie, in der die Bayern Begeisterndes geboten hatten. Es war ja, zumindest bis zum 2:3, ein Genuß, ihnen zuzusehen.“

Ashelm jedoch pocht auf seinen Standpunkt, die allgemeine Entwicklung bei den Bayern betreffend: „Da werden Kritiker beschimpft, und zu berechtigten Zweifeln am Potential der Mannschaft des FC Bayern 2006 heißt es nur, sie seien eine Hinterlist, um Unruhe in den Verein zu tragen. Oder die Verantwortlichen überraschen mit einer Umformulierung der sportlichen Ziele, als hätte es den jahrelangen Anspruch, zu den exklusivsten Fußballmarken in Europa zu gehören, nie gegeben. Ob der Branchenprimus nun gewarnt ist, es 2007 unter keinen Umständen so weitergehen zu lassen? Kann die Niederlage einen neuen Ernst im Umgang mit den Problemen bewirken?“ Ashelm zieht den Vergleich mit dem derzeitigen Primus: „Während die Bremer als derzeit spielstärkste deutsche Mannschaft beweisen, wie ein Team mit klugen personellen Veränderungen auf hohem Niveau gehalten werden kann, tritt man in München mit der Personalpolitik auf der Stelle.“ Müllender ist eine falsche Weichenstellung Felix Magaths aufgefallen: „Das Gefühl der Sicherheit hatte die Bayern schon vor der Partie geleitet: Sie gönnten Oliver Kahn eine vorzeitige Weihnachtspause. Ersatzmann Rensing war schwach.“

Tsp: Lob für den FC Bayern trotz des Ausscheidens

SZ: Timo Hildebrands Abschied in Stuttgart könnte auf dem Torhütermarkt der Bundesliga zu wilden Rochaden führen

FR: Was macht eigentlich Ailton?

NZZ: Roberto Mancini, Inters Trainer, erlebt eine gute Zeit

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