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Bundesliga

Fußballgucken ist auch in Bremen wieder Strafarbeit geworden

Oliver Fritsch | Montag, 19. Februar 2007 Kommentare deaktiviert für Fußballgucken ist auch in Bremen wieder Strafarbeit geworden

Pressestimmen zum 22. Spieltag

Andreas Burkert (SZ) nimmt die 0:1-Niederlage der Bayern in Aachen zum Anlaß, deren Unternehmensstrategie zu kritisieren: „Welche Philosophie hinter den zugegeben recht imposanten Werbeplakaten des FC Bayern steht, ist seit Jahren nicht mehr zu erkennen, sofern man wirtschaftliche Potenz, den Vip-Faktor auf der Tribüne oder die Legende vom Sieger-Gen nicht als Philosophie durchgehen läßt. Die beiden Erfolgsjahre unter Magath haben den Platzhirschen glauben lassen, er mache vieles richtig – doch wer sich perspektivisch orientiert, darf sie nun als verlorene Jahre werten. Als Folge dessen steht Bayern nicht der gewünschte Übergang in eine neue Ära bevor, sondern ein Umbruch wie ein Unwetter. Schon bei der nahenden Trainerkür werden die auf namhafte Meisterlehrer geeichten Münchner andeuten, ob sie bereit sind, sich doch einmal den Trends des modernen Fußballs öffnen zu wollen. Denn ihnen fehlt kein Name. Sondern eine Idee.“

Auch Gerd Schneider (FAZ) knöpft sich die Klubführung vor: „Der Zeitpunkt naht, da die sportliche Krise auf die operative Führung der Bayern – in Person von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge – zurückfällt. Sie haben die Qualität des aktuellen Kaders weit über- und das Vakuum nach Michael Ballacks Weggang weit unterschätzt. Sollte ihre risikofreie Retro-Lösung in der Trainerfrage nicht bald aufgehen, könnten turbulente Monate auf die Münchner zukommen. Fußball-Derrick Ottmar Hitzfeld und sein Harry Michael Henke machen momentan nicht den Eindruck, als könnten sie den kniffligen Fall rasch lösen. Bislang spricht Hitzfelds Bilanz nicht dafür, daß sich Magaths Rauswurf gelohnt hat. Nicht auszudenken, setzte sich das Scheitern nun auch im Duell mit Real Madrid fort. Früher waren die Bayern Meister der Kunst, Krisen zu bewältigen, indem sie ihnen einfach zuvorkamen. Doch dafür ist es dieses Mal definitiv zu spät.“

Philipp Selldorf (SZ) beschreibt die Atmosphäre am Tivoli nach dem Spiel und wirft einen Blick in die Münchner Zukunft: „Es herrschte diese zirkusartige Menschen-Tiere-Sensationen-Stimmung, die typisch ist, wenn Bayern ein Auswärtsspiel verliert. (…) Uefa-Cup, das ist für die seit einem Dutzend Jahren in Europas Spitzenliga beheimateten Bayern ein verlorener Ort wie die Wüste Gobi, in der kein Strauch wächst und kein Leben möglich ist.“

FAZ-Hintergrundbericht über die Stimmung bei den Bayern

Natürlich kommt auch im Fußball Hochmut vor dem Fall

Ralf Wiegand (SZ) schildert das Bremer Problem am Beispiel ihrer Fans: „Nach dem Tor zum 2:0 war den Bremern der Spaß vergangen. Eine Massenflucht aus dem Weserstadion setzte ein, wie man sie seit den Zeiten eines Trainers Felix Magath hier nicht mehr gesehen hat. Der Fun-Park hat fürs Erste geschlossen, Fußballgucken ist auch in Bremen wieder Strafarbeit geworden. Mitten hinein in die Überzeugung des Publikums, ausgerechnet in ihrer Stadt sei die Kunst des Ballspiels neu erfunden worden und ihr Team Barcelona längst viel näher als Bielefeld, hat Werder dreimal hintereinander verloren. Nun staunt das Publikum (…) Natürlich kommt auch im Fußball Hochmut vor dem Fall.“

Dominanter Konterfußball

Christof Kneer (SZ) preist das neuartige Erfolgsrezept Stuttgarts und Schalkes: „Es ist nicht mehr zu übersehen, dass ein neuer Spielstil dabei ist, die Liga zu erobern. Der auf Dominanz und Spielkontrolle berechnete Bremer Kombinationsfußball tut sich im Moment schwer gegen jene neue Art des Konterfußballs, die der VfB oder gerne auch Schalke 04 vorführen. Es ist nicht die Art Konterfußball, mit der sich kleine Mannschaften gegen große Mannschaften wehren. Es ist eine Art Fußball, die den Kontercharakter mit dominanten Elementen so mischt, daß am Ende ein abenteuerlustiger Überfallfußball daraus wird. Wie ein Außenseiter lauern die Stuttgarter/Schalker auf Fehler des Gegners, und wenn sie einen sehen, dann nutzen sie ihn aus wie ein Favorit. Sie kombinieren sich dann mit halsbrecherischem Tempo und schwindelerregender Präzision ins Ziel.“

FAS-Interview mit dem Bielefelder Trainer Frank Geideck

BLZ: Durch präventive Maßnahmen gelten die englischen Hooligans heute als relativ problemlos

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