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Champions League

Große Fortschritte bei der Wiederauferstehung

Oliver Fritsch | Freitag, 9. März 2007 Kommentare deaktiviert für Große Fortschritte bei der Wiederauferstehung

Die Presse verteilt sehr gute Noten an die Bayern, verweist aber auf den Gegner Real Madrid, von dem sie nicht viel hält

Christoph Ruf (rund-magazin.de) schnalzt mit der Zunge ob dem Auftritt der Bayern: „Die zuweilen so mathematisch dröge agierenden Taktiker spielten so entfesselt, daß selbst die Geräusche des notorisch konsumistischen Münchner Publikums in ungeahnte Dezibelgrade emporschnellten. Selbst in der Nachspielzeit hatte man nie den Eindruck, die Mannschaft gerate ins Flattern, zumal sie vor lauter Spielfreude die Ratio nicht vergaß. Bei allem verdienten Lob für die Gastgeber – so grotesk schlecht wie Real Madrid tritt nicht jede Mannschaft auf. Real wirkte wie ein teigiger Rentner, der vorgibt, mal jung gewesen zu sein: Kein Einsatz, keine Leidenschaft, keine Kommunikation auf dem Feld. Schlimmer: Beim besten Willen war keine Idee vom Spiel zu erkennen.“

Christoph Biermann (SpOn) erstellt eine Liste der kleinen Mängel: „Es gab auch gegen Real noch schauerlichen Fehler aus der Höllenzeit zu sehen. Der riesige van Buyten etwa überließ immer noch dem kleinen Lahm jene Kopfballduelle, die er doch besser selber bestreiten sollte. Rätselhaft war auch, daß van Bommel trotz seiner Bewährungsstrafe erneut so aufgedreht war, daß er die Gelb-Rote Karte sah. So ganz ist die rote Bestie also noch nicht wieder bei sich angekommen. Aber in Schalke, Stuttgart und Bremen muß man trotzdem wieder nervös an den Fingernägeln kauen, denn die Bayern machen große Fortschritte bei ihrer Wiederauferstehung.“ Auch Stefan Osterhaus (SpOn) gibt zu bedenken: „Geschichte wiederholt sich selten, und beim FC Bayern sollte man sich von der Rückkehr Hitzfelds nicht zu viele Wunder versprechen. Denn Real Madrid, das war ab der ersten Ballberührung von Roberto Carlos zu spüren, stellte vieles dar, nur kein europäisches Spitzenteam. Das wartet aber schon bald auf die Bayern – garantiert im Viertelfinale.“

Heinz-Wilhelm Bertram (FTD) betont die hervorragende Verhandlungsposition Ottmar Hitzfelds: „Hitzfeld feierte einen triumphalen persönlichen Sieg. Seit seinem Rauswurf pflegt er ein gesundes Mißtrauen den Bayern-Bossen gegenüber: Sind sie wirklich loyal zu mir? Oder brauchen sie mich nur? Das sind die Gretchenfragen, die Hitzfeld seit seiner Rückkehr beschäftigen. Es ist sein stilles Duell mit denen, die ihn im März 2004 entließen und seinen Rauswurf als harmonisch-einvernehmlichen Geschäftsakt verkauften. Obwohl er ihn mitten ins Herz traf. Jetzt sind die Karten neu gemischt. Hitzfeld genießt es, daß ihm die Bosse plötzlich aus der Hand fressen. Er wird sein süßes Spiel der Revanche in vollen Zügen auskosten. Sollte er seinen Vertrag verlängern, so wird er nicht nur der mächtigste Trainer der Bundesligageschichte werden. Bleibt er länger, so werden ihm Hoeneß und Rummenigge Rekordmillionen und funkelnde Rubine zu Füßen legen. Rubine so rot wie das Bayern-Trikot und wie die leuchtende Allianz-Arena nach dieser rauschenden Fußballnacht.“

Klaus Hoeltzenbein (SZ) wagt nach dem Achtelfinale keine Prognose: „Bayern und Real haben sich ein irre spannendes, nach jüngsten taktischen Erkenntnissen jedoch nicht gerade hochwertiges Duell geliefert. Indiz dafür ist eine Inflation der Chancen und Tore. (…) Noch nie hat eine Mannschaft bislang den Champions-League-Titel verteidigen können, was eines zeigt: Es gilt heute, den Augenblick zu nutzen, auf der Welle des Erfolges zu surfen, falls man sie einmal erwischt.“ Auch Roland Zorn (FAZ) verweist auf die Ausgeglichenheit der acht verbliebenen Teams: „Favoriten, Außenseiter – selten hat sich die europäische Meisterklasse in ihrer entscheidenden Phase so ausbalanciert gezeigt wie in dieser Saison. Die Teams, die im Vorjahr mit Traumfußball zauberten, wie Barcelona und Arsenal, haben sich diesmal schon im Achtelfinale verabschiedet. Sowohl die Mannschaft von Frank Rijkaard als auch der Kader von Arsène Wenger wirken in der Spielzeit nach der kraftraubenden Weltmeisterschaft nicht frisch, phantasievoll und athletisch genug. Wer diesmal ganz vorn dabei sein will, muß die Kunst des zähen Ringens um jedes Tor beherrschen.“

Roy Makaays Tor in Zeitlupe (youtube)

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