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Eine krude Bremer Fußball-Melange: unansehnlich, aber doch erfolgreich

Oliver Fritsch | Freitag, 16. März 2007 Kommentare deaktiviert für Eine krude Bremer Fußball-Melange: unansehnlich, aber doch erfolgreich

Irritationen über das verwöhnte und verstimmte Bremer Publikum / Harte Kritik am Schiedsrichter

Ralf Wiegand (SZ) begründet, warum sich die verwöhnten Werder-Fans nicht mehr mit profanen Siegen, wie dem 2:0 gegen Celta Vigo, zufrieden geben: „Weil das Bremer Publikum noch immer nicht vergessen will, wie viel seine Elf mal konnte und wie wenig sie jetzt zeigt – die Spanne ist etwa so groß wie der Grand Canyon tief –, kommt es häufiger zu Spannungen, die sich in Pfiffen entladen. So ist das halt mit verzauberten Zuschauern: Wer mal die schwebende Jungfrau gesehen hat, kann über Kartentricks nicht mehr staunen. Tatsächlich ist es peinlich, gegen Spanier auf Zweitliganiveau so viel Glück bemühen zu müssen. (…) Irgendwie scheint auch der Uefa-Cup nicht geeignet zu sein, die Form für den Meisterschaftsendspurt wiederzufinden. Der Wettbewerb, gespickt mit Größen wie Alkmaar, Osasuna oder Donezk, gleicht einem Marsch durch die Wüste, der entweder in eine blühende Oase führt (Titel!) oder an einen giftigen Tümpel (Bayer Leverkusen!).“

Auch Frank Heike (FAZ) notiert die Verstimmung der Zuschauer und deren Wirkung auf das Spiel und die Spieler: „Geduldig waren die Haupttribünen-Zuschauer im Weserstadion noch nie – vor ein paar Wochen galt ihr Unmut gar dem formschwachen Miroslav Klose. Sie erwarten Fußballfeste gegen jeden Gegner. Werder will sich diesen gestiegenen Ansprüchen stellen, doch derzeit mischen sich Verletzungssorgen und Formschwäche zu einer ziemlich kruden Fußball-Melange: unansehnlich, aber doch erfolgreich. Ein schwaches Spiel in Vigo sowie eine gruselige erste und bessere zweite Halbzeit am Mittwoch addierten sich zum letztlich sicheren Erreichen des Viertelfinales – zufrieden wollte die Mannschaft damit aber nicht sein. Die Bremer merken, daß es holprig läuft, sie sind verunsichert, wie stark sie auf der Schlußgerade der Serie wirklich sind, da können sie auf Pfiffe von den Rängen verzichten.“

Georg Bucher (NZZ) ist nicht gut auf den Schiedsrichter zu sprechen und sucht, weil er bereits das Hinspiel verdächtig fand, nach einer Erklärung: „Ein Spiel mit gezinkten Karten? Nicht nur Anhänger von Celta de Vigo beschlichen ungute Gefühle. Auch neutrale Beobachter wähnten sich im falschen Film und sahen zu, wie die galicische Mannschaft verschaukelt wurde. Nachhaltig war der Eindruck insofern, als Werder schon das Hinspiel durch einen Offside-Treffer gewonnen hatte. Unterstellt man dem Schiedsrichter keine unlauteren Absichten, gäbe es allenfalls psychologische Erklärungen für seinen Auftritt: Schübe aus dem (national gesteuerten) Unbewußten oder die Verinnerlichung einer hierarchischen Ordnung, in der die Hanseaten mehrere Stufen über Celta stehen. Von Unparteilichkeit konnte jedenfalls so lange nicht die Rede sein, bis Fritz das 2:0 erzielt und den Sack zugebunden hatte. Krasse Fehlentscheide manipulierten die Spielentwicklung – und das Resultat. Schiedsrichter Farina verwarnte Guayre, dem im Strafraum die Beine weggezogen wurden, anerkannte Werders Führungstor durch Hugo Almeida, obwohl er im Offside stand, und annullierte wenig später einen regulären Treffer Pereras.“

Abseits? Ich meine nein.

Die drei Tore des Spiels, also auch der eigentliche Ausgleich der Spanier, der ebensowenig abseits gewesen ist wie der Bremer Führungstreffer

Almeidas Siegtreffer aus dem Hinspiel, wohl wirklich aus Abseitsstellung. Allerdings ein Hinweis an Celta Vigo: Man darf den Ballführenden angreifen!

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