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Champions League

Ein himmlisches Vergnügen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 26. April 2007 Kommentare deaktiviert für Ein himmlisches Vergnügen

Die Journalisten fallen vor Manchester United und dem AC Mailand aus Dank für ihr Spektakel auf die Knie

Christian Eichler (FAZ) schildert seine Begeisterung und streicht das Alleinstellungsmerkmal der Champions League heraus: „Es war eine Darbietung von Tempo, Flair und Leidenschaft, wie deutsche Fans sie durch den FC Bayern gegen denselben Gegner in einer ähnlichen Konstellation im Viertelfinale völlig vermißt hatten – in einen Wettbewerb, der anders als zumeist Welt- und Europameisterschaften dazu neigt, mit seiner Fortdauer immer besseren Fußball zu produzieren. 2005 gab es das unvergeßliche Finale, das Liverpool nach 0:3-Rückstand gegen Milan noch gewann, 2006 brillierten Barcelona und Arsenal mit Offensivfußball in der K.o.-Phase, und diesmal bot Manchester nach der 7:1-Gala gegen Rom einen weiteren fabelhaften Champions-League-Abend. Zu ihm trugen auch die Italiener bei, die entgegen dem üblichen Vorurteil nicht durch Zeitspiel, Lamentieren, Nickligkeiten auffielen, sondern durch fairen, attraktiven Fußball. Auf diesem Niveau sah man wohl seit dem WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien kein besseres, schnelleres und intensiveres Spiel – nur daß es diesmal viel mehr Torszenen und Tore gab. (…) An solchen für Fans glücklichen Abenden gebiert das englische Spiel Fußball der guten alten Sorte: Es geht nicht darum, ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner. Sondern darum, eins mehr zu schießen.“

Christian Zaschke (SZ) beschreibt das Match als Duell zwischen Feuer und Wasser: „Fußballspiele in solcher Intensität sind rar auf diesem Niveau. Spannung gewann die Partie nicht nur daraus, daß es um viel ging, sondern in erster Linie aus der Gegensätzlichkeit der Kontrahenten. Milan und Manchester standen einander gegenüber wie zwei unvereinbare Prinzipien, und die 90 Minuten zeigten: Keines der beiden Prinzipien ist richtiger oder besser als das andere. Nicht die kühle, fließende Spielweise Milans, dargeboten von einem nahezu perfekt gestaffelten Ensemble, das nie nervös wird, und in dem jeder einzelne aus der Startelf so cool wirkt, als könnte er umgehend Weltmeister im Pokern werden. Und nicht die eruptive Kraft Manchesters, dargeboten von einem Team, das anrennt, Luft holt, anrennt und bisweilen zwischen den Phasen des Anrennens das Luftholen einfach vergißt. (…) Dieses Tor [das 3:2 Rooneys, if] bedeutet vor allen Dingen, daß beide Mannschaften im Rückspiel versucht sein könnten, gegen ihre Natur zu spielen. Milan muß angreifen. Manchester kann warten. Doch darin liegt die faszinierende Kraft dieser beiden Teams: Beide spielen Fußball in einer reinen, klaren Form, aber sie spielen nie gegen ihre Natur. Das können sie nicht.“

Auch Raphael Honigstein (Tagesspiegel) freut sich auf das Rückspiel: „Die stürmenden, drängenden Spieler Manchesters gegen Mailands seelenruhige Routiniers, das war ein Duell, dem man noch gerne ein paar Stunden länger zugeschaut hätte. (…) Vielleicht ist das ja die Erklärung für Milans chronische Anfälligkeit in den Schlußminuten: Diese Spieler sind einfach zu cool, um die Angst zu spüren, die einen bis zum Schluß wachhält. Am Mittwoch kommen sie schon wieder zusammen, Manchester United, ‚die Mannschaft, die nicht weiß, wann sie geschlagen ist‘, wie der Daily Telegraph schreibt, und der AC Mailand, das Team, das öfter vergißt, daß es ein Spiel schon gewonnen hat. Die Prognose fällt da sehr leicht: Es wird ein himmlisches Vergnügen.“

FAZ-Portrait Ryan Giggs
FAZ-Portrait Paolo Maldini

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