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Ball und Buchstabe

Relikt aus einer vergangenen Epoche

Oliver Fritsch | Donnerstag, 13. September 2007 Kommentare deaktiviert für Relikt aus einer vergangenen Epoche

Stuttgart, Austragungsstätte einer stimmungsvollen WM (1993) und einer stimmungsvollen EM (1986) in der Leichtathletik, wird sein Stadion wahrscheinlich in ein reines Fußballstadion umbauen; Gerd Schneider (FAZ) lässt sich von den Befürwortern überzeugen: „Bahn frei für den Fußball, das bedeutet für die olympische Kernsportart weiteren Bodenverlust in einem Verdrängungswettbewerb, den sie nicht gewinnen kann. Fußball boomt und boomt, und selbst die großen olympischen Sportarten werden nur noch bei Welt- oder Europameisterschaften wahrgenommen. Architektonischer Ausdruck dieser Übermacht sind die Fußballstadien, die heute nicht ohne Grund Arenen genannt werden: lichtgleißende Vergnügungspaläste, die dem Prinzip der Raumverknappung huldigen und Fußballspiele zu einem Spektakel verdichten. Wie sehr die distanzschaffenden Leichtathletik-Laufbahnen die Adrenalin-Ausschüttung bei den Zuschauern und womöglich auch bei den Darstellern drosseln, lässt sich in der Bundesliga nur noch in Nürnberg und Berlin erleben. Ob rot oder blau, das Oval wirkt dort schon jetzt wie ein Relikt aus einer vergangenen Epoche. Man mag das Verschwinden der Laufbahnen als Verlust empfinden und die Dominanz des Fußballs als erdrückend: Doch die Weltsportart Nummer eins hat momentan einfach die besseren Argumente. Die Fürsprecher der Leichtathletik sollten nicht in Klagen verfallen, sondern sich an die Verhältnisse anpassen. Der Trend geht ohnehin zu den kleineren Anlagen in der Provinz; große Stadien lassen sich nur mit Fußball oder Rolling-Stones-Konzerten füllen. Und nichts tötet die Stimmung mehr als klaffend leere Zuschauerränge – im Fußball wie in der Leichtathletik.“

Gäste empfangen und bewirten

Michael Smejkal (SZ) referiert die Sorgen und den Defätismus der Österreicher, Gastgeber der EM: „268 Tage vor Beginn der mit viel Aufwand initiierten EM – drei der vier österreichischen EM-Stadien sind neu – scheint das Feuer in Österreich zu erlöschen. Schlimmer noch: Die Auftritte der seit Jahren von Krisen geschüttelten Auswahl werden nicht mehr nur als beschämend, sondern mittlerweile als Belästigung empfunden. Selbst der dem Team in steter Treue zugetane Staatsfunk ORF brachte es auf einen Nenner: ‚Österreichs Team hat ein Problem mit dem Fußball‘, lautete die Schlagzeile auf der Online-Seite, während die Salzburger Nachrichten dem Team den freiwilligen Rückzug aus der EM nahe legten. Österreich solle lieber machen, was es am besten könne: Gäste aus aller Welt empfangen und bewirten.“

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