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Internationaler Fußball

Nachträgliche Strafe

Oliver Fritsch | Dienstag, 30. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für Nachträgliche Strafe

Köstlich! Hier ist jede Schadenfreude nicht nur ausnahmsweise mal erlaubt, sondern geboten – Peter Hartmann (NZZ) amüsiert uns mit seinem Bericht über den 3:1-Sieg Neapels gegen Turin sehr, dem wir entnehmen, dass die Fußballwelt doch ab und zu Gerechtigkeit erfährt, hier in der Form von unberechtigten Elfmetern gegen Juventus: „Das zweite, ungerechte Urteil nach dem überstandenen Zwangsabstieg in die Serie B trifft den Skandalklub Juventus Turin jetzt mit voller Härte auf dem Spielfeld. Während früher, während der heimlichen Diktatur des korrupten Juventus-Generaldirektors Luciano Moggi, die Spielleiter die ‚Alte Dame‘ mit einer Art vorauseilender Unterwürfigkeit behandelten, fürchten sie sich jetzt, bei Pro-Juve-Entscheiden für parteiisch gehalten zu werden. Diese neue Befangenheit zum Nachteil der Turiner wird von der Statistik belegt: schon fünf Elfmeter in nur neun Runden, so viel waren es früher in zwei Saisons. (…) Der Napoli-Präsident Aurelio Di Laurentiis entschuldigte sich bei seinem Turiner Gegenpart Giovanni Cobolli Gigli für die Fehlentscheide. Als Filmproduzent war er peinlich berührt von den komödiantischen Leistungen seiner Angestellten Lavezzi und Zalayeta und forderte, als kameratechnischer Experte, den Video-Schiedsrichter bei Elfmeterszenen. Dafür hat Sepp Blatter, der Universalherrscher über das Reich der Intransparenz, auf seinem Fifa-Hochsitz aber keine Antenne.“

Da siehste mal, wie das ist: zwei komödienhafte Schwalben gegen Juventus, aber auch ein sensationell herausgespieltes Tor, erzielt durch Alessandro del Piero

Brot und Spiele

Großmannssucht – Jean-Marie Lanoë (NZZ) legt die Parallelen frei, die die Stürze der zwei größten französischen Klubs beschreiben: „Noch Anfang, Mitte der neunziger Jahre waren sie die Referenzadressen im französischen Klubfußball: Olympique de Marseille und der Paris Saint-Germain Football Club. Die beiden Klubs repräsentierten die beiden größten Städte Frankreichs, zogen mit Abstand am meisten Zuschauer an und prägten auch das sportliche Geschehen, nicht nur in Frankreich. Neben den Meistertiteln 1989 bis 1992 von OM und demjenigen der Pariser 1994 hinterließen die beiden auch Spuren im gleißenden internationalen Rampenlicht: OM gewann 1993 den ersten Jahrgang der Champions League, PSG holte sich 1996 immerhin die Cup-Sieger-Trophäe im Europacup. Diese Erfolge und die finanziellen Möglichkeiten der beiden Schwergewichte trugen, überhöht durch die neuen Möglichkeiten der Post-Bosman-Epoche, bereits die Keime des Niedergangs in sich. Die Klubs wollten und mussten ihrer für Frankreich überdurchschnittlich großen Fan-Gemeinde ‚Brot und Spiele‘ bieten und betrieben eine rein Checkbuch-orientierte Einkaufspolitik, in welcher der Pfeiler des französischen Fußballerfolgs – die Ausbildung in den Centres de Formation – völlig außer acht gelassen wurde. Die beiden Vereine maßen sich nicht etwa mit Auxerre und Nantes, zwei traditionell überdurchschnittlichen Ausbildnerklubs, im Wettrennen um die besten Nachwuchsspieler, sondern mit den Großen in Europa um die besten (fertigen) Spieler. Eine kapitale Fehleinschätzung, wie sich herausstellen sollte. Und eine, die nicht ohne weiteres zu korrigieren ist.“

NZZ: Keine guten Aussichten für Boavista Porto

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