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Bundesliga

Angenehmer Aufenthaltsort für Gastmannschaften

Oliver Fritsch | Dienstag, 18. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Angenehmer Aufenthaltsort für Gastmannschaften

Richard Leipold (FAZ) legt nach dem 0:1 gegen Frankfurt den Finger in Duisburgs Wunde und bittet Ailton, abzusatteln: „Duisburg hat die meisten Spiele verloren, die wenigsten Punkte geholt, die wenigsten Tore geschossen und vor allem dort versagt, wo Außenseiter das Fundament für den Klassenverbleib zu schaffen pflegen: in den Heimspielen. Schlechter kann eine Halbjahresbilanz kaum ausfallen. Die schmucke MSV-Arena hat sich im ersten Halbjahr für auswärtige Mannschaften als angenehmer Aufenthaltsort erwiesen. Wer solide verteidigt und ab und zu einen halbwegs intelligenten Vorstoß gewagt hat wie jüngst die Frankfurter, der hatte in Duisburg nichts zu fürchten. Gegen die Eintracht erlitt der MSV im neunten Spiel die siebte Heimniederlage. (…) Am dritten Advent war vielen noch das Bild eines heißen Julitages in Erinnerung: Der frühere Stürmerstar Ailton saß auf einem Plastikzebra und lächelte der Bundesliga entgegen. Vereinspräsident Walter Hellmich stand stolz daneben. Es war Ailtons größter Auftritt in Diensten des MSV.“

Großer Erfolg

2:0 gegen Bochum – Arne Boecker (SZ) beschreibt, wie Hansa Rostocks Trainer die Quadratur des Kreises gelingt: „Wie Frank Pagelsdorf das anstellt, Woche für Woche eine Mannschaftsaufstellung auszutüfteln? Als erstes schreibt er die Namen der eindeutig erstligatauglichen Spieler auf einen Zettel. Drei oder vier dürften das sein. Die Lücken füllt er mit Spielern, von denen er hofft, dass ihr Biorhythmus exakt am Spieltag so gut ist, dass es für die Bundesliga reicht. Gegen Bochum ging Pagelsdorfs Zettelpolitik auf: Rostock, auf einigen Positionen umgestellt, schaffte ein ungefährdetes 2:0 gegen einen VfL. Hansa kann somit zu Weihnachten einen großen Erfolg feiern: Der Aufsteiger steht auf einem Nichtabstiegsplatz. (…) Der VfL Bochum präsentierte sich als eine Mannschaft, die weiß, dass sie selbst bei einer Niederlage vier Punkte oberhalb des Abstiegsabgrunds überwintert: zu selbstzufrieden.“

Stark unter unmöglichen Bedingungen

Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) zollt den Bremern Respekt, zeigt ihnen aber auch ihre Grenzen: „Die vermeintliche Münchner Schwächeperiode ist in Wahrheit auch der Stärke der anderen geschuldet. In Bremen ist dem Rekordmeister überraschenderweise ein extrem guter Widersacher erwachsen. Damit konnte niemand rechnen. Die Schwächung durch Kloses Wechsel zu den Bayern wog für die meisten Experten zu schwer, als dass Werder mit einem deutlichen Leistungsabfall zu rechnen habe. Dass Sanogo, der in Hamburg offenbar verkannte Stürmer aus Côte d‘Ivoire, eine exzellente Hinrunde spielt, war nicht wirklich zu erwarten. Hinzu kamen beinahe unmögliche Bedingungen. Eine Verletzungsmisere, die noch immer kein Ende genommen hat, warf Bremen nicht zurück. Das Team überzeugte auch spielerisch mit einem Kader, das die Leistungen beinahe schon beunruhigend gut erscheinen ließ. Einzig die welke Performance auf internationaler Ebene gibt jenen recht, die glauben, Fußballer fühlten sich unbewusst der Vergangenheit verpflichtet. Seit Jahren schon hat die Mannschaft in der Champions League kein entscheidendes Spiel mehr gewonnen. Eben jener Umstand könnte am Ende doch die bayrischen Favoriten für die Meisterschaft prädestinieren.“

Lahme Ente

Raphael Honigstein greift in seinem Guardian-Blog Ottmar Hitzfeld an: „Rummenigges und Hoeneßens Fehler war, nicht radikal genug gewesen zu sein. Eine kulturelle Revolution haben sie im Frühjahr einschlagen wollen, indem sie großes Geld in große Spieler investierten; beim Trainer gingen sie auf Nummer Sicher. Hitzfeld, ein hungriger, rücksichtsloser Modernisierer? Das war schon immer Wunschdenken, ein Widerspruch in sich. Der 58-Jährige mag seinen Job vor elf Monaten mit neuer Kraft und ausgeruht angetreten haben, zudem hat er sich sicher brav in Sachen Trainingsmethoden fortgebildet. Doch Hitzfelds gediegener, diplomatischer Führungsstil führte rasch zu neuen Problemen. Schon in Dortmund in den 90ern und während seiner ersten Station in München erwies er sich als unfähig, Mannschaften zu motivieren, die bereits alles gewonnen hatten. Als die Bayern in dieser Saison, nach imposantem Beginn, glaubten, alles gewinnen zu werden, warnte Hitzfeld zwar öffentlich vor Selbstzufriedenheit, konnte jedoch offenbar in der Umkleidekabine nicht mehr die richtigen Worte finden. Noch besorgniserregender sollte die Vereinsführung stimmen, dass die Spieler unter Hitzfelds Führung keine taktischen Fortschritte erzielt haben. Der Erfolg scheint von individuellen Geniestreichen abhängig, eine übergeordnete Spielidee ist nicht zu erkennen. Sogar Eckbälle und Freistöße sind harmlos. Selbst Hitzfelds Befürworter können nicht erklären, warum seine Einwechslungen nie den gewünschten Effekt nach sich ziehen. In der Presse kommt ‚der General’ noch gut weg, weil er ein angesehener und angenehmer Typ ist, während die vorlauten Kerle Kalle und Uli leichtere Ziele sind. Und: Keine der Parteien möchte das Arbeitsverhältnis über Mai 2008 hinaus verlängern, woraus das klassische Problem resultiert: das Szenario der lahmen Ente, gepaart mit einer langen, komplizierten Suche nach einem Nachfolger. Aber Bayern wird wohl wieder Meister, vor allem weil Werder Bremen hinten offen ist wie ein Buckelwal mit Durchfall. Weitere Details in sechs Wochen. Frohes Fest und guten Rutsch.“

SZ: Franck Ribéry darf für den FC Bayern Bilanz ziehen

FAZ: Die neue Liga-Offensive in der Auslandsvermarktung

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