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Bundesliga

Van Bommel ist der holländische Lothar Matthäus

Oliver Fritsch | Dienstag, 26. Februar 2008 Kommentare deaktiviert für Van Bommel ist der holländische Lothar Matthäus

Vorbild Mark van Bommel? / Torwartwechsel in Nürnberg? / Michael Frontzeck, Bielefelder „Sündenbock“ (11 Freunde)

Peter Heß (FAZ) wäre Mark van Bommel fast, aber wirklich nur fast, auf den Leim gegangen: „Die Erkenntnis, Sekunden vor dem Abpfiff vom Schiedsrichter um die Teilnahme am Schlagerspiel in Schalke gebracht worden zu sein, ließ van Bommel jegliche gute Erziehung vergessen. Erst applaudierte er dem Unparteiischen höhnisch für seine Entscheidung. Das ließ sich Lutz Wagner noch gefallen. Dann schlug sich der Holländer aber auch noch mit der linken Hand in die rechte Armbeuge; der Unterarm schnellte hoch – die international gebräuchliche Geste, um jemandem seine Verachtung auszudrücken. Van Bommel versuchte sich nach dem Abpfiff damit herauszureden, er hätte sich selbst mit dieser Geste gemeint. Nun ja, es gab schon glaubwürdigere Formen der Selbstverteidigung.“

In der Kommentarspalte auf YouTube schreibt ein Holländer: „Ich bin so froh, dass er nicht mehr für Oranje spielt. Van Basten liegt richtig. Van Bommel ist der holländische Lothar Matthäus.“ Welch eine Beleidigung! Wird das wieder Debatten über die Müllkippe Internet auslösen? Hat sich die SZ schon zu Wort gemeldet? Ich meine: Wenigstens hat er ihn nicht mit dem „Führer“ verglichen.

Christian Zaschke (SZ) beschneidet die Auswüchse der Gomez-Franz-Diego-Kyrgiakos-Bimmel-und-Bommel-Debatte: „Wenn nicht in den Diskussionen stets von der Vorbildfunktion der Profis gesprochen worden wäre. Fußballer spielen ein immer körperliches, bisweilen brutales Wettkampfspiel, in dem sich an der Spitze extrem viel Geld verdienen lässt. Es ist naiv zu glauben, dass einem solchen System freundliche Vorbilder für die Gesellschaft erwachsen. Die muss man sich, wenn überhaupt, ganz woanders suchen.“

Ängstlicher und verzweifelter Pokalsieger

Oliver Trust (FAZ) legt dem Nürnberger Trainer nach dem 1:1 gegen Cottbus den Entschluss nahe, seinen Torhüter zu tauschen: „In diesem Fall muss von Heesen nicht lange nachdenken. Zu offensichtlich ist das Zerwürfnis zwischen Blazek und den Nürnberger Anhängern. Mit Daniel Klewer steht eine gute Nummer zwei bereit. Zudem könnte eine ordentliche Prise gereizte Stimmung manchen ‚Clubberer’ aus seiner Lethargie reißen. Während sich die Cottbuser vis-à-vis den Anforderungen des Abstiegskampfes wesentlich wohler fühlen, lässt sich in Nürnberg die gefährliche Ansicht, man sei doch schließlich eine gute Mannschaft, die im Tabellenkeller eigentlich nichts zu suchen habe, nur schwer aus den Köpfen vertreiben. Zu lange und zu laut ließen manche den Pokalsieger von 2007 hochleben. Auf dem Rasen aber präsentiert sich eine verunsicherte Mannschaft, die ängstlich und verzweifelt immer weniger in der Lage ist, ein Spiel mit Profil aufzubauen.“

Sündenbock

Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) sucht bei Bielefelds Trainer vergebens nach Format: „Michael Frontzeck mangelt es an den wesentlichen Zügen seiner Vorgänger: Weder verfügt er über den brachialen Charme Middendorps, noch nennt er den systematischen Ansatz sein eigen, mit dem Rapolder und von Heesen die Mannschaft unterwiesen und einen gepflegten Konterfußball zum Bielefelder Merkmal machten. Deswegen merken Zyniker an, dass der Klub einen Nothelfer verpflichtet hat, dessen Referenz allein im Abstieg mit Alemannia Aachen besteht. Dort wirkte Frontzeck wie ein Novize, der sich Autorität zu verschaffen versuchte, indem er den besten Aachener, Schlaudraff, disziplinieren wollte. Das Experiment misslang.“ Erstaunlich ist, dass Osterhaus große Sympathie im Fußballland für den Klub ausgemacht hat: „Allfälligen Defiziten zum Trotz wünschen der Arminia den Abstieg nur die unmittelbaren Mitbewerber. Um den Klub aus der zentralen Randlage wäre es der wunderbaren Dramen wegen einfach zu schade.“

Stefan Hermanns (11 Freunde) zieht die Klubführung an den Ohren: „Frontzeck werden ja inzwischen sämtliche Fehlentwicklungen bei der Arminia angelastet – und langsam erschließt sich, was die Vereinsführung mit seiner Anstellung als Trainer eigentlich bezweckt hat: Sie brauchte einen Sündenbock, um von eigenen Versäumnissen abzulenken. Es ist noch nicht lange her, da schien die Arminia ihr graumäusiges Image abzuwerfen; da stand sie für modernen Fußball, für konzeptionelles Arbeiten. Inzwischen steht sie für Chaos in der Führung, für mangelnde sportliche Kompetenz, die durch ein Übermaß an Kommunikation verschleiert werden soll.“

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