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Ball und Buchstabe

In den Metzgereien wird die Rivalität weiter praktiziert

Oliver Fritsch | Mittwoch, 27. Februar 2008 Kommentare deaktiviert für In den Metzgereien wird die Rivalität weiter praktiziert

Vor dem Münchner Derby im DFB-Pokal

Zwischen Bayern und 60 reicht es nicht mal mehr zu einer gepflegten Abneigung, meint Sebastian Krass (Berliner Zeitung): „Das gemeinsame Arenaprojekt hat einen Schatten auf die lange Geschichte der Münchner Derbys geworfen. Um Geld in die Kassen zu bekommen, fanden drei Freundschaftsderbys in der Arena statt. Die Spiele waren so authentisch und aufwühlend wie der Auftritt einer Beatles-Coverband. Dass ihre Mannschaft zwei der Partien gewann und ein Unentschieden erreichte, war den meisten Löwenfans egal. Zuletzt im Januar bestellte der TSV 1860 nur ein Siebtel des Kartenkontingents, mangels Nachfrage. Jetzt hat die Pokalauslosung die beiden Klubs zu einem Pflichtspiel zusammengeführt. Vielleicht schaffen die Löwen sogar die Sensation. Das wäre ein grandioser Moment für die Fans der Blauen, aber nicht viel mehr. Die zerbrochene Identität lässt sich mit einem Sieg nicht reparieren.“

Markus Schäflein (SZ) erläutert, wo die alten Gefühle überlebt haben: „Mehmet Scholl war der letzte Spieler beim FC Bayern, der in der Lage war, die Bedeutung des Duells gegen die Blauen anschaulich zu illustrieren. Nach einer Niederlage gegen 1860 war er mal vor versammelter Kundschaft von seinem Metzger gedemütigt worden, das wollte er nie wieder erleben. In den Metzgereien, Fabriken, Universitäten und Wohnzimmern der Stadt hat sich ja nichts geändert: Da wird die Rivalität weiter praktiziert, als sei [wäre, OF] gar nichts passiert.“

Jetzt, wo wir das lesen – wir hätten Scholl für einen Vegetarier gehalten.

Michael Neudecker (SZ) klärt auf – und drückt den Schalter (oder geht das per Mausklick?): „Wer Heimrecht hat, bestimmt die Farbe der Arena. Das leuchtende Stadion ist architektonisch weltweit einmalig, und die Farbe transportiert ein besonderes Gefühl, dieses ‚Mir-san-Chef’-Gefühl, die Farbe zeigt, wer Herr im Haus ist. Beim ersten Pflichtspielderby in der Arena, Bayern gegen 1860 im Pokal, da hat Bayern Heimrecht. Das ist Zufall, aber es passt ganz gut: Der FC Bayern hat im Grunde immer Heimrecht, seit sie bei 1860 gemerkt haben, dass die Arena für sie zu teuer ist. Theoretisch, sagt Otto Prandstoetter, technischer Leiter der Arena, ginge auch rot-blau kariert oder gestreift, ‚aber das hat die Polizei verboten’. Bei Messungen ist herausgekommen, dass die farbenfrohe Einstellung die Autofahrer derart irritiert – oder begeistert? –, dass die Unfallgefahr steigt. Die Regelung ist also: Die Arena leuchtet abwechselnd rot, blau und weiß, an Nichtspieltagen drei Stunden am Abend und zwei am Morgen, an Spieltagen während der Partie und davor wie danach.“

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