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Berufsethos steht zur Debatte

Oliver Fritsch | Montag, 4. August 2008 Kommentare deaktiviert für Berufsethos steht zur Debatte

Heute beginnt der Prozess gegen den ehemaligen HR-Journalisten Jürgen Emig, dem unter anderem vorgeworfen wird, Sendeplätze verkauft und das Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben

Hans Leyendecker (SZ) sieht die ganze Branche, nämlich auch den Sender, im Verhörstand: „Die Namen Emig und Mohren sind zum Synonym geworden für den gekauften, dreckigen Journalismus. Sie stehen aber auch für den kommerziellen Wildwuchs rund um irre gewordene Anstalten, in denen leitende Mitarbeiter sitzen, die öffentlich senden und privat kassieren. Es ist ein System, in dem nicht nur die Grenzen zwischen Journalismus und PR verwischen, sondern auch die Methoden von privaten TV-Anbietern und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer ähnlicher werden.“

Den Intendanten des HR schreibt er hinter die Ohren: „Wie kamen die Verantwortlichen des Senders auf den Gedanken, dass es auch nach den gängigen Kriterien der journalistischen Unabhängigkeit zulässig sein sollte, dass Emig Motorsport- oder Tanzsportveranstalter dazu brachte, die Beiträge zu finanzieren, mit denen sie dann ins Fernsehen kamen?“

Bissig ergänzt Leyendecker: „Die Einnahmen, die zum allergrößten Teil aus Gebühren finanziert werden, liegen bei rund 480 Millionen Euro (die Personalkosten betragen 145,8 Millionen Euro). Eigentlich müsste das Geld doch reichen, um nicht nur den ‚Hessentag in Butzbach’, das ‚Herzstück der Aktivitäten des Landessenders’ (HR) angemessen zu übertragen, sondern auch das übrige Programm.“

Auf Spiegel Online lesen wir dazu: „Der Fall Emig wirft auch ein Schlaglicht auf den Zustand des Sportjournalismus in Deutschland. Diesem wird häufig eine gefährliche Nähe zu den Protagonisten unterstellt. Wenn etwa der ZDF-Reporter Rolf Töpperwien den Sportbetrieb als ‚große Familie’ bezeichnet, deutet dies nicht darauf hin, dass übermäßig viel Ehrgeiz besteht, den Familienfrieden durch kritische Fragen zu gefährden. Noch immer gibt es Journalisten, die Nebenjobs im Sportbusiness nachgehen, auch wenn einzelne ARD-Sender wie der WDR ihre diesbezüglichen Regeln seit dem Fall Emig verschärft haben. (…) Ein Berufsethos steht zur Debatte.“

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