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Am Grünen Tisch

Einer der peinlichsten vorolympischen Auftritte

Oliver Fritsch | Dienstag, 5. August 2008 Kommentare deaktiviert für Einer der peinlichsten vorolympischen Auftritte

Joseph Blatter weiß, dass es die Fifa in Sachen Olympia-Abstellungspflicht versäumt hat, klare Regeln zu verordnen und setzt nun auf seine „Soft Power“ / Dürfen Olympioniken bloggen? SWR schlampt groß, taz schlampt klein

Hat die Fifa geregelt, dass Vereine ihre Spieler zu Olympia abstellen müssen? Wie wird der Internationale Sportgerichtshof CAS entscheiden? Jens Weinreich (Berliner Zeitung) mokiert sich darüber, wie der Fifa-Präsident nun versucht, die undeutliche Gesetzeslage mit seiner „Soft Power“ zu schließen: „Was war das für eine Predigt, die Joseph Blatter gehalten hat. Fulminant. Nachdrücklich. Flehend. Raffiniert. Lächerlich. ‚Lasst sie spielen! Lasst sie spielen! Lasst sie spielen!’ Das sagte Blatter gefühlte tausend Mal. Und er rief den Journalisten zu: ‚Sehen Sie das nicht auch so? Sind Sie meiner Meinung? Unterstützen Sie mich! Unterstützen Sie den Fußball!’ Wer Blatter ein wenig kennt, der weiß, dass er am wehmütigsten predigt, am lautesten jammert, wenn er nicht mehr weiter weiß. Blatter weiß natürlich, dass die Fifa im Streit mit den Vereinen einen der peinlichsten vorolympischen Auftritte geliefert hat.“

Weiter heißt es: „Im Kern beruft sich die Fifa weiterhin auf ein Gewohnheitsrecht, hat es aber in zwei Jahrzehnten versäumt, die Frage rechtlich verbindlich zu klären. Das Olympiaturnier taucht nicht auf im Fifa-Kalender. (…) Die Wahrscheinlichkeit, dass Messi, Diego und Rafinha mitwirken, selbst wenn der CAS im Sinne der Vereine entscheidet, scheint stündlich zu steigen. Aber nicht wegen Blatters Kanzelreden, sondern weil sich die Klubs großzügig verhalten.“

In seinem Blog erzählt Weinreich von seinem Treffen mit Blatter und Anhang in Peking: „Er war wieder unglaublich, ein seltener Genuss. Langsam aber wird es grausig. Joseph Blatter flehte die versammelten Reporter mehrmals an, sie mögen ihm doch bitteschön im Kampf gegen jene unnachsichtigen Klubs, die drei Spieler (Diego, Rafinha, Messi) nicht für Olympia freigeben wollen. Das Problem: die Fifa selbst. Denn Blatters Verband hat es versäumt, klare Regeln zu definieren. Stattdessen setzte man auf das Gewohnheitsrecht und einen Beschluss eines Fifa-Kongresses von 1988. Ich fragte Blatters Generalsekretär Jerome Valcke, einen Mann, der laut einem New Yorker Gericht wiederholt Geschäftspartner belügt und die Wahrheit ständig beugt (so geschehen im Visa-Mastercard-Streit, der die Fifa rund 100 Millionen Franken kostete), wer denn auf die gloriose Idee gekommen sei, die olle Kamelle von 1988 auszukramen. Er lachte nur. So dass ich es mir denken kann: der Mann, dem fast alle Ideen in der Fifa kommen.“

NZZ: Von Amateuren zu U-23-Akteuren – 100 Jahre Fußball an Olympia

Jagdfieber

allesaussersport ärgert sich über eine übereifrige und falsche Kritik des SWR an einem angeblichen Blog-Verbot für Olympia-Athleten: „Nach dem Scoop mit dem Medien-Briefing des IOCs steht der SWR dank seines Jagdfiebers nun mit dieser Blog-Geschichte mit heruntergezogener Hose da – entweder weil sie schlampig recherchiert haben und sich eine Story haben entgehen lassen oder weil sie schlichtweg eine Falschmeldung publiziert haben. Furchtbarerweise wurde die SWR-Meldung von AFP verbreitet und vom Tagesspiegel ungeprüft übernommen.“

Schon wieder ein Fehler der taz mit einem Kleintext! Denn der Titel zum Blog-Thema geht nicht konform mit dem Text. dogfood knirscht mit den Zähnen:„Die taz gehört dafür geprügelt, dass sie eine Headline gewählt haben, die dem Inhalt des Artikels widerspricht: ‚Kein öffentliches Tagebuch für Olympioniken – der Blog ruht’. Doch, doch. Autor John Hennig schildert recht präzise und differenziert was deutsche Olympioniken machen können und wie Blogs weitergeführt werden können.“

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