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Ball und Buchstabe

Kollegenschelte

Oliver Fritsch | Mittwoch, 6. August 2008 Kommentare deaktiviert für Kollegenschelte

Der Fackelträger und IOC-Apologet Dieter Hennig vom sid – hat seine Redaktion überreagiert, als sie seine Befugnisse beschnitt, hat sie sich beeinflussen lassen?

Neues in der Debatte Hennig (sid) – Andreas Rüttenauer (taz) moniert Tugendherrschaft: „Man muss gewiss nicht alles toll finden, was Thomas Bach absondert. Auch vom Auftreten des IOC muss man nicht begeistert sein. Doch jemanden kaltzustellen, der äußert, was derzeit gesellschaftlich nicht opportun ist, geht doch ein wenig arg weit. Dass es einen Fall Hennig gibt, liegt auch an einflussreichen Journalisten, die in ihren Blogs das Thema erst so richtig groß gemacht haben. Einer von ihnen ist Jens Weinreich. Er hat ausführlich über den IOC-Freund Hennig berichtet und geurteilt. Der sid ist dem Urteil gefolgt und hat einem seiner langjährigen Mitarbeiter einen Maulkorb verpasst. Hennigs Fehler, so wie sie oben beschrieben wurden, mögen schwer zu verzeihen sein, eine harte arbeitsrechtliche Maßnahme, etwa ein Kündigung, rechtfertigen sie nicht. Hennig wurde klammheimlich ruhiggestellt. Ein beinahe absurder Vorgang. Ausgerechnet beim Thema Zensur wird die Meinung auf den Druck eines Meinungsführers wie Weinreich hin gleichgeschaltet. Wer bei den Mitarbeitern im Pekinger Olympiabüro nach Hennig fragt, wird unterdessen nicht viel erfahren. Die Kollegen geben keine Auskunft, sie wurden zum Schweigen verdonnert. Manchmal ist keine gut ausgestattete Zensurbehörde von Nöten, um das Recht auf freie Meinungsäußerung zu behindern.“

Jens Weinreich verteidigt sich: „Ich wusste, dass der Vorwurf der ‚Kollegenschelte’ kommen wird. Das Spiel kenne ich seit Jahren. Nun, ich habe Dieter Hennig weder abberufen noch kaltgestellt. Ich habe seine Berichterstattung und Kommentare erwähnt und keinen Hehl daraus gemacht, dass ich es für wenig angebracht halte, als sportpolitischer Chefkorrespondent mit der olympischen Fackel zu laufen. Das finde ich immer noch. So weit ich weiß, hat Hennig in diesen Minuten seinen großen Moment und trägt das olympische Feuer, als Privatmann, wie der sid-Geschäftsführer sagt. Und ich muss damit leben, dass mich jemand als Zensor bezeichnet.“

Im Kommentar-Teil des Weinreich-Blogs schreibt der User Gilad: „Die taz klärt selten bis nie etwas auf, obwohl sie doch die eigentliche kritische Instanz der bundesrepublikanischen Zeitungslandschaft sein möchte. Rüttenauers Text ist so pseudogerecht und dabei hochgradig (profil)-neurotisch, so als verstehe nur er es die feinen Schwingungen der Macht ‚wahrhaftig‘ aufzuspüren, um sie als solche auch beim Namen zu nennen: dort das IOC, da die chinesischen Zensurbehörden und dazwischen die Fraktion Weinreich, die Teil dieser Machtkonstellation ist und ‚Berufsverbote‘ erteilt. Sehr peinlich das.“

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