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Internationaler Fußball

Strandtorwart, Stil Miami Beach

Oliver Fritsch | Dienstag, 26. August 2008 Kommentare deaktiviert für Strandtorwart, Stil Miami Beach

Valenica verliert trotz Überzahl den Supercup, und Timo Hildebrand bekommt einiges zu hören / Inter plötzlich mit Spielfreude / Paul Ince, der erste schwarze Brite auf einem Trainerstuhl der Premier League

Valencia verliert den Supercup gegen Real Madrid mit 2:4 (nach 3:2-Hinspielsieg), obwohl bereits zwei holländische Gegenspieler vom Platz gestellt worden sind. Ralf Itzel (Berliner Zeitung) nimmt auch den deutschen Torwart in die Verantwortung für die Niederlage: „Timo Hildebrand war oft auf sich allein gestellt, und obwohl er einige gute Paraden zeigte, fehlte es ihm an Konstanz, Sicherheit und Ausstrahlung. In Spanien haben sie längst den Stab über ihn gebrochen.“ Dazu zitiert er die höhnende spanische Zeitung As: „Strandtorwart, Stil Miami Beach: Er ist blond und komponiert schöne Flugfiguren, aber fängt keinen Ball.“

Was die endgültige Absage Ronaldos für Reals neuen Präsidenten bedeutet, fasst Itzel in eine Mischung aus zwei Bildern zusammen: „Die nächste Niederlage für Ramón Calderón, der schon die Präsidentenwahl mit dem dann nicht eingelösten Versprechen gewann, Kaka beim AC Mailand auszulösen. Während sein Vorgänger, der Bauunternehmer Florentino Peréz, ein schillerndes Gebilde mit den größten Stars des Moments konstruierte, malt der aktuelle Boss bisher nur Luftschlösser und ahnt, dass ihm die Anhänger diese bei Misserfolg um die Ohren hauen werden.“ Wie haut man eigentlich jemandem Luftschlösser um die Ohren?

Rollen vertauscht

Tom Mustroph (Neue Zürcher Zeitung) will beim italienischen Supercup, den Inter im Elfmeterschießen gegen Rom gewann, neue Trends entdeckt haben: „Beim Aufeinandertreffen der zwei dominierenden Teams der letzten beiden Spielzeiten waren überraschend die Rollen vertauscht. Die kalte Kampfmaschine Inter präsentierte sich unter ihrem neuen Coach José Mourinho als spielfreudige Formation, während die Roma, zwei Jahre lang wegen ihrer Offensivqualitäten geschätzt, vor allem eiskalten Resultatfußball im Programm hatte. Der Unterschied zur letzten Saison besteht darin, dass die, die das Glück im Angriffsspiel suchen, sogar noch den Erfolg bejubeln können.“

Ist es wirklich weniger gefährlich, wenn das Licht aus ist?

Auch erster schwarzer Nationaltrainer?

Ist der englische Fußball noch immer latent rassistisch? Hanspeter Künzler (Neue Zürcher Zeitung) nimmt das Engagement Paul Ince’ als Trainer der Blackburn Rovers zum Anlass, diese Frage neu zu stellen: „Es mutet in der Tat eigenartig an, dass Ince der erste britische Manager mit dunkler Hautfarbe ist, der den Sprung zum Premier-League-Manager geschafft hat. Selbst in den unteren Ligen sind auf den Trainerbänken wenig schwarze Gesichter zu sehen. Ince selber kann dafür keine Erklärung finden, zumal schwarze britische Spieler den englischen Fußball in den letzten dreißig Jahren maßgeblich mitgeprägt haben. Vielleicht ist der Ansatz einer Erklärung darin zu suchen, dass auch TV-Kommentatoren bei einem schwarzen Fußballer noch heute oft von ‚angeborenem Talent’ reden, während ein weißer Spieler sich seine Fähigkeiten redlich antrainiert haben soll. Dass man Schwarzen nicht zutraut, über ihr Spiel auch nachdenken zu können.“ Mögliche Perspektiven schließt Künzler nicht aus: „Ince’ Hoffnung ist nicht abwegig, der erste schwarze Nationaltrainer zu werden.“ Zumal es England an guten einheimischen Trainern mangelt.

Hier traf Ince (1994, im Dress von ManUtd) noch gegen Blackburn. Im Hintergrund am langen Pfosten: der Große Colin Hendry.

Angeblich 30 Millionen zahlt Zenit St. Petersburg für einen relativ unbekannten Portugiesen namens Danny. Johannes Aumüller (SZ) schluckt kräftig: „Der Transfer dokumentiert einmal mehr, über wie viel Finanzmittel die russische Liga verfügt. Geld, das bewahrheitet sich einmal mehr, spielt in dem vom Energieriesen Gasprom unterstützten Klub offenbar keine Rolle.“ In der NZZ lesen wir auch über Grenoble Foot 38, den französischen Aufsteiger, der dank dem Geld eines Japaners und dem Training eines Bosniers inzwischen auf Platz 6 der Ligue 1 angekommen ist.

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