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Internationaler Fußball

Störanfällige Ansammlung von Schönspielern

Oliver Fritsch | Montag, 8. September 2008 Kommentare deaktiviert für Störanfällige Ansammlung von Schönspielern

Frankreich verliert in Österreich und schreibt seinen Trend fort / Luca Toni, ein Denkmal wird gestürzt (SZ) / USA reist nach Kuba

Österreich schlägt Frankreich – obwohl beide mit derselben Bilanz bei der EM in der Vorrunde ausgeschieden sind, ist das d i e Sensation. Nicht für die Leute, die Philipp Selldorf (SZ) kennt: „Die Entwicklungen der beiden Teams sind unübersehbar gegenläufig: Frankreich sucht in der Ära nach Zidane ziemlich ratlos seine alte Größe, Österreich baut aus den Trümmern einer schlimmen, demütigenden Zeit ein interessantes neues Team. Kenner haben das vorhergesehen, bevor sie durch Österreichs 3:1-Sieg bestätigt wurden.“ Sein Fett weg bekommt natürlich Trainer Raymond Domenech, „der für seinen unbeugsamen Hochmut bekannt“ sei.

Auch Roland Zorn (FAZ) beschreibt, wie sich die beiden Mannschaften entgegenkommen: „Aus der Grande Nation des Fußballs ist inzwischen eine störanfällige Ansammlung von Schönspielern geworden, die auf sperrige Widersacher zunehmend ratlos reagiert. Während Österreich, beim EM-Turnier in der Vorrunde mit nur einem Punkt und einem Tor ausgeschieden, aus diesen Erfahrungen gelernt zu haben scheint, geht bei der verjüngten, aber keineswegs aufgefrischten französischen Elf die leidige Geschichte vorerst weiter.“

Hier noch ein Bericht der SZ über den Österreich-Sieg.

Sturz

Luca Toni wurde beim 2:1 in Zypern von Marcello Lippi in der Halbzeit ausgewechselt, obwohl er schon zwei Spieler wegen Verletzungen vom Feld genommen hatte. Birgit Schönau (SZ) misst dieser Tat schwerstes Gewicht bei: „Toni wirkte wie ein Denkmal der Weltmeister von 2006, und weil Lippi die Erinnerungen an seinen größten Erfolg inzwischen erklärtermaßen als Belastung empfindet, räumte er das Denkmal lieber aus seinem Gesichtsfeld. Für Toni bedeutet das den Sturz.“

Irland, unter Giovanni Trapattoni, gewinnt in Georgien, also in Mainz, 2:1. Die SZ hat zwei neue Trap-Verse aufgelesen. Über das Spiel singt er: „The ball nimmt bum, bum flieg.“ Und, zu seinen Beobachtungsmethoden, die er angesichts einer beginnenden Wohnortdebatte offen legt: „Vertraue Assistente. Ich looke außerdem twenty, dreißig DVDs, knowe alles von my players.“

Hier noch mal zwei Trapattonis aus dem Mai 2008 bei einer Inauguration in Irland:

Politische Kluft

Der kubanische Journalist Rinaldo Escobar (Berliner Zeitung) berichtet wenig Erwärmendes von der ersten Länderspielreise der USA nach Kuba seit 1947: „Auffällig waren die zahlreichen Studenten aus anderen lateinamerikanischen Ländern, von denen es in Kuba viele gibt. Sie kannten sich nicht nur am besten mit der Materie aus – Kubaner verstehen mehr von Baseball als von Fußball – sondern waren auch die lautesten Antiamerikaner im ganzen Stadion. Die Zeremonie vor dem Spiel war kurz und kam ohne Reden aus. Kein einziger bedeutender Politiker war gekommen. Die Flaggen der beiden Länder waren in einem Abstand von fünfzehn Metern von einander platziert worden, sie waren gerade noch so zusammen auf ein Foto zu bekommen. Ein Symbol für die politische Kluft, die seit einem halben Jahrhundert zwischen Kuba und den USA wächst.“

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