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Deutsche Elf

Zwei einander zutiefst fremde Schlüsselfiguren

Oliver Fritsch | Mittwoch, 17. September 2008 Kommentare deaktiviert für Zwei einander zutiefst fremde Schlüsselfiguren

Der DFB verkündet (erneut) die Versöhnung zwischen Oliver Bierhoff und Michael Ballack, doch Teile der Presse glauben nicht dran

Der DFB hat gestern verkündet, dass der Streit zwischen Oliver Bierhoff und Michael Ballack durch ein zwanzigminütiges Telefongespräch der beiden ausgeräumt sei. Theo Zwanziger wird auf der DFB-Hausseite so zitiert zitiert: „Manager und Kapitän müssen gemeinsam mit dem Bundestrainer ein vertrauensvoll zusammenarbeitendes Team bilden. Deshalb war es notwendig, die Meinungsverschiedenheiten der jüngsten Vergangenheit offen zu thematisieren, auszuräumen und sich für die Zukunft darauf zu einigen, unterschiedliche Auffassungen, die es zwischen wichtigen Führungspersönlichkeiten immer wieder geben kann, ja geben muss, intern zu lösen.“

Doch es gibt Journalisten, die der Harmonie nicht trauen und die die Verkündung für aufgeblasen halten. Christof Kneer (SZ) schreibt: „Der amtliche Ton dieses Kommuniqués befördert den Fall erneut in den Rang einer Staatsaffäre: hier der traditionsbewusste, sportnahe Ballack-Staat, dort der reformeifrige, PR-nahe Bierhoff-Staat – und dazwischen steht, neutral wie die Schweiz, der Bundestrainer Löw.“ Von Andreas Lesch (Berliner Zeitung) lesen wir: „Was für Sätze! So hoch offiziell, so gestelzt, so bedeutungsschwer. Sie lassen ahnen, wie gewaltig die internen Verwerfungen sind und für welchen Aufruhr sie sorgen. Sie liefern den vorerst letzten Beweis dafür, dass der Zwist zwischen Bierhoff und Ballack die Nationalelf weiter treu begleiten wird – bis zur WM 2010. Der Funktionär und der Spieler haben sich in den vergangenen Wochen oft und öffentlich ihrer gegenseitigen Abneigung versichert. Einen solchen Konflikt mit einem Anruf aufzuarbeiten, das schaffte der schnellste Dampfplauderer nicht. Eher scheint es so zu sein, dass die Streithansel einen Konfliktberater aus einem waschechten Problembezirk bräuchten, um im Frieden miteinander leben zu können.“

Ich finde die Aussagen Zwanzigers gar nicht so aufgeblasen und gefärbt, nicht mal demagogisch. In ihnen klingen doch die unterschiedlichen Prinzipien zwischen Ballack und Bierhoff an. Doch auch Kneer geht von einem weiterhin vorhandenen Zerwürfnispotential in der Nationalmannschaft aus aus: „Was soll man von einer Harmonie halten, die auf einem Telefongespräch zwischen zwei Männern basiert, die kürzlich in Oberhaching dieselbe Sportschule bewohnten und dort ein (natürlich offenes und konstruktives) Gespräch hätten führen können? Wer diese grundsätzlichen Differenzen kennt, mag nicht davon ausgehen, dass sich dieser Zwist per Machtwort wegbefehlen lässt. Beim DFB wissen sie, dass sie zwei einander zutiefst fremde Schlüsselfiguren in die WM-Qualifikation mitnehmen.“

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