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Deutsche Elf

Wieder Souverän

Oliver Fritsch | Freitag, 17. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Wieder Souverän

1:0 gegen Wales – Joachim Löw hat mit neuen Maximen verlorenes Land zurückerobert

Nach dem erneuten Sieg, dem 1:0 gegen Wales, steht Joachim Löw im Fokus der Presse. Eine neue Härte wird ihm anerkannt, die Fehler der EM seien überwunden. Matti Lieske (Berliner Zeitung) fasst zusammen: „Eine Woche mit zwei Siegen hat dem Bundestrainer gereicht, seinen nach der EM etwas ramponierten Ruf wieder zu polieren. Eine gewisse Zaghaftigkeit, Unsicherheit und Dünnhäutigkeit beim Turnier im Sommer, die Ballack-Bierhoff-Affäre, die Hierarchiegeplänkel im Team hatten Löws Position erschüttert. Während der Woche in Düsseldorf trat er wieder als Souverän auf, der die Dinge steuert, anstatt sie treiben zu lassen.“

Michael Horeni (FAZ) würdigt die „neue Haltung“ Löws, nicht mehr über das Leistungsprinzip nur zu reden, sondern auch danach zu handeln. Dass er die Etablierten Torsten Frings und Christoph Metzelder nicht mehr spielen lässt, sei ein „Signal“, das von allen verstanden worden sei. Horenis Fazit: „Dass die deutschen Profis nicht immer nur hören, sondern jetzt tatsächlich erfahren, dass sie sich immer wieder selbst neu qualifizieren müssen, bringt einen ganz neuen Reiz und Qualität in die deutsche WM-Qualifikation.“

Ein neues „spielerisches Element“ erfahre das Team durch Piotr Trochowski, ein Ersatz für Bernd Schneider. Die SZ nennt Bastian Schweinsteiger die „beherrschende Figur des Spiels“, der „mit dem Selbstbewusstsein und der Selbstverständlichkeit eines Anführers auftrat“.

Durchtrieben

Bernd Müllender (taz) kommentiert Michael Ballacks höhnisch: „Gegen Wales gab er, manchmal sogar im Stand, den ruhenden Pol in einem quirligen Mittelfeld, scheuchte nach seinen vielen Fehlpässen die Mitspieler gestenreich zur Verfolgung des Gegners, trieb durch seine Zweikampfschludrigkeit die anderen erst zur Klasse an und erstickte mit Lethargie und Verletzungsangst alle übermütige Eile. Vielleicht wird dieser Ballack doch nicht überschätzt, sondern ist ein interner Intimmotivator in geheimer Mission. Eine durchtriebene Sache. Manchmal, das weiß man lange, spielt eine Elf zu zehnt sowieso besser als in Sollstärke.“

Ein Riss

Christian Kamp (FAZ) berichtet über das abgekühlte Verhältnis zwischen U21-Trainer Dieter Eilts und dem DFB, insbesondere in Person von Sportdirektor Matthias Sammer, der sich in letzter Zeit „recht heftig in Eilts’ Angelegenheiten einmischt“. Als Eilts den 1:0-Sieg in Frankreich und die geglückte EM-Qualifikation kommentiert, spürt Kamp: „Hier ist etwas beschädigt, ein Riss, der vielleicht nicht mehr zu kitten ist.“ Ulrich Hartmann (SZ) ergänzt: „Dass sich auch einen Tag nach einem für den DFB wichtigen und trotz fußballerischer Defizite erfolgreichen Spiel kein Fürsprecher für Dieter Eilts findet, ist kein gutes Zeichen für seine Zukunft im Verband.“

Roland Zorn (FAZ) befasst sich mit dem 2:1-Sieg von Ottmar Hitzfelds Schweiz in Griechenland und schickt Jürgen Klinsmann einen schönen Gruß: „Kein Wunder, dass so mancher in München Sehnsucht nach diesem volksnahen Meister seines Fachs hat.“

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