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Champions League

Die normative Kraft der Resultate

Oliver Fritsch | Freitag, 7. November 2008 Kommentare deaktiviert für Die normative Kraft der Resultate

Gute Stimmung bei den Bayern dank gutem Ergebnis (1:1 in Florenz), weniger dank guter Leistung / Die Presse formuliert nach dem 0:3 Bremens gegen Athen erste (gar nicht mehr so) leichte Zweifel an Thomas Schaaf und Klaus Allofs

1:1 in Florenz – ein gutes Ergebnis. Doch das hervorragende Selbstzeugnis, das die Bayern-Verantwortlichen sich nach dem Spiel ausstellen, lässt ihnen die Presse nicht durchgehen. Elisabeth Schlammerl (FAZ) will gesehen haben, dass Florenz das bessere Team gewesen sei: „Die Bayern empfahlen sich im Gegensatz zum eigenen Empfinden nicht für höhere Aufgaben auf der europäischen Bühne, anders als die Italiener schafften sie es immerhin, mit geringem Aufwand den Mindestertrag zu erreichen.“

Nur einer muss in der Spielbewertung ausgeschert sein: der Kapitän. Schlammerl schreibt: „Mark van Bommel ist wieder auf dem besten Wege, sich unbeliebt zu machen“, denn er erinnert in seiner Analyse an die schwache erste Halbzeit und widerspricht Rummenigge und Co, die sich „an sich selbst berauschen“.

Moritz Kielbassa (SZ) stellt klar, dass es alleine die Ergebnisse seien, die dem Bayern-Trainer das Leben erleichtern: „Durch die normative Kraft der Resultate hat Bayern den Turnaround aus seinem Herbsttief geschafft, der Lärm um Klinsmann legt sich.“ Und dazu noch Franck Ribéry, wiedergenesen und wieder in Form: „Bayerns System heißt 4-4-2, das Prinzip jedoch: Ribéry. Der Franzose ist nach wie vor der entscheidende Akzentsetzer.“

Den Tagesspiegel interessiert mehr die heutige Jahreshauptversammlung der Bayern, wo sich der Dialog zwischen den Fans und Uli Hoeneß vom letzten Jahr wiederholen könnte: „Was glaubt Ihr eigentlich wer Ihr seid?“

Werder wird wohl einen Bogen um die Champions League machen

Nach dem 0:3 gegen Athen beginnt Sven Bremer (Berliner Zeitung), leise am Bremer Trainer zu zweifeln: „Thomas Schaaf ist für seine konsequente Haltung bekannt, die Grenze zur Sturheit liege nicht weit entfernt, sagen manche. Gebetsmühlenartig betont Schaaf, dass Werder seiner Linie treu bleibe. Nun, da diese Linie kontinuierlich nach unten zeigt, macht er sich verdächtig, nicht beweglich, nicht flexibel genug zu sein. Zwar versichert er, ständig auch sich selbst und seine Arbeit zu hinterfragen. Doch den Plan B, den jeder Trainer haben sollte, wenn die 1a-Lösung nicht zum Erfolg führt, hat man in Bremen entweder ganz weit hinten in der Schublade verstaut – oder aber er existiert schlichtweg nicht.“

Frank Heike (FAZ) nimmt den Manager mit in die Verantwortung: „Schaaf und Allofs sind verantwortlich für die Zusammenstellung einer Mannschaft, die nicht die Mentalität früherer Werder-Teams zu haben scheint. Werder Bremen 2008, das ist eine Schönwettermannschaft (immer zu einem unterhaltsamen 5:1 in der Lage), die zum wiederholten Male ein Spiel verlor, weil Aggressivität und Willen fehlten.“

Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) ergänzt und stellt einen erheblichen Mangel im Kader fest: „Es ist ein strukturelles Problem, mit dem Werder zu kämpfen hat, und wahrscheinlich ist es bei Allofs zu suchen. Dessen Transferpolitik hat die Suche nach hochklassigen Außenläufern vernachlässigt. Werder leistet sich die Schwächen ausgerechnet dort, wo die Matches der Gegenwart oft entschieden werden: an den Flanken. Es fehlt an offensiv ausgerichteten Außenverteidigern von internationalem Format.“

Jörg Marwedel (SZ) stimmt ein: „Dass Werder keine Außenverteidiger von internationalem Format hat, obwohl die im modernen Fußball immer wichtiger werden für Spieleröffnung und Flankenläufe, muss man Allofs und Schaaf ebenso ankreiden wie die nur zum Teil systembedingten Schwächen in der Defensive.“

Frank Hellmann (FR) rechnet mit einem anhaltenden Bremer Tief: „Es mehren sich die Indizien, dass Werder wieder ein paar Schritte rückwärts machen muss, um vorwärts zu kommen. Angesichts der neuen Konkurrenten vom Kaliber Wolfsburg und Hoffenheim und der größeren Potenz an Standorten wie Hamburg, Gelsenkirchen oder Dortmund könnte das ein schwieriges Unterfangen werden. Das gute alte Weserstadion wird gerade fit für die Anforderungen der Zukunft gemacht. Es bleibt auch weiter da, wo der Fluss einen Bogen macht – Werder wird dann wohl einen um die Champions League machen.“

taz: Madrider Applaus für Alessandro del Piero

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