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Deutsche Elf

Ich bin maßlos enttäuscht

Oliver Fritsch | Freitag, 14. November 2008 Kommentare deaktiviert für Ich bin maßlos enttäuscht

Der ehemalige U21-Trainer Dieter Eilts blickt auf seine Entlassung zurück / Joachim Löw nominiert drei Neue – ein weiteres Zeichen dafür, dass er sich das „treue Metzeldertum abgewöhnt“ habe (SZ)

Mit Dezenz blickt Dieter Eilts auf die Entscheidung des DFB zurück, ihn als U21-Nationaltrainer zu feuern, obwohl seine Mannschaft sich gerade für die EM qualifiziert hatte. Die Gründe Matthias Sammers sind sehr abstrakt formuliert: unterschiedliche Philosophien. Eilts hält dem nun in der SZ in gelassenem Ton entgegen: „Die Verantwortlichen waren der Meinung, dass wir in der U21 nicht der Philosophie entsprechend gearbeitet haben. Ich bin der Meinung, wir haben das schon getan.“

Weiter sagt er: „Man kann sicher über gewisse Übungsformen diskutieren und wie man sie gestaltet. Aber wenn man einen Trainer hat, der sich an die Philosophie hält, dann muss man ihm auch zugestehen, dass er das den Bedürfnissen der Mannschaft anpasst. Ich habe versucht, die Spielphilosophie auf die Bedürfnisse meiner Mannschaft zu übertragen, aber das hat ihm anscheinend nicht gereicht. Das muss ich akzeptieren. Ob ich das auch verstehe, ist eine andere Geschichte.“

Zudem bestreitet Eilts, dass er keine modernen Mittel verwendet habe: „Wir haben sehr wohl die geforderten Dinge eingesetzt, ob das Videoanalysen waren, Fitnesscoaches oder einen Psychologen. Ich bleibe dabei: Wir haben gut gearbeitet und Ergebnisse erzielt. Wenn man beim DFB anderer Meinung war, kann ich das nicht ändern.“ Im kicker sagt er: „Ich bin maßlos enttäuscht. Ich kann nicht erkennen, dass wir gegen die Philosophie des DFB gearbeitet hätten.“

Verlierer ist Frings

Haben sich Löw und Frings gemeinsam darauf verständigt, dass Frings beim England-Spiel aussetzt? Christof Kneer (SZ) interpretiert diese Entscheidung gegen die offizielle Lesart als Pausenverordnung den Trainer: „Der Verlierer ist Frings, der auch im Kollegenkreis inzwischen als sportlich verzichtbar gilt.“ Über den Kapitän jedoch heißt es: „Ballacks sportlicher Wert ist selbst in den oppositionellsten Mannschaftskreisen unumstritten“. Dass Löw drei junge Neue, Tobias Weis, Marcel Schäfer und Marvin Compper, dabei sind, hält Kneer für ein gutes Zeichen. Löw habe sich offensichtlich das „treue Metzeldertum abgewöhnt“.

Ein Lehrer, der seine Klasse nicht mehr im Griff hat

Matti Lieske (Berliner Zeitung) kritisiert Löws Menschenführung: „Bisher findet Löw offenbar nicht den richtigen Ton, seinen älteren Spielern die neue Situation und ihre Rolle darin zu erklären, ohne sie zu verprellen. Einfach einen Konkurrenzkampf auf allen Ebenen auszurufen, muss den verdienten Altvorderen zwangsläufig wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen, was in Michael Ballacks Attacke auf den Bundestrainer sehr deutlich zum Ausdruck kam. Löw reagiert auf die Verwerfungen bisher wie ein Lehrer, der seine Klasse nicht mehr im Griff hat, mit Drohungen, Machtworten, Grundsatzerklärungen und erzwungenen Ergebenheitsadressen. So entwickelt sich vielleicht eine Form trügerischer Ruhe, die höchstens so lange anhält, wie die Mannschaft gewinnt. Ein Team von mündigen, selbstbewussten Profis, die gemeinsam mit breiter Brust die WM 2010 angehen, bekommt Joachim Löw so nicht.“

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