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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Sportjournalisten sollten dem Beispiel der Blogger folgen

Oliver Fritsch | Montag, 17. November 2008 Kommentare deaktiviert für Sportjournalisten sollten dem Beispiel der Blogger folgen

Presse- und Internetstimmen zum Fall DFB gegen Jens Weinreich

Wolfgang Hettfleisch von der Frankfurter Rundschau gibt mir ein großes Stück verloren gegangenes Vertrauen in die „alten Medien“ zurück: „Die Frage, die sich aufdrängt, ist, wer hier eigentlich eine Kampagne gegen wen betreibt. Zwanziger will ein Exempel statuieren. Die Größe, auch harte Kritik wie die von Weinreich auszuhalten, hat er nicht. Dass der Journalist – gerichtlich verbrieft – nur sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnahm, juckt ihn nicht. Dreist versucht der DFB nun, die Öffentlichkeit über die Zusammenhänge zu täuschen. Kritische Geister wie Weinreich gibt es im Sportjournalismus eine Handvoll. Sie sind unter Funktionären nicht wohlgelitten, klar. Neu ist der Versuch, sie als Hetzer zu brandmarken und so ihre Geschäftsgrundlage zu zerstören. Die Blogger, deren gewachsene Bedeutung der DFB sträflich unterschätzte, haben das erkannt und üben Solidarität. Sportjournalisten sollten ihrem Beispiel folgen.“

In einem weiteren Bericht schreibt Hettfleisch: „Zwanziger, der skrupellos genug war, zur Begründung seiner Reaktion in einem Interview mit Oliver Fritsch auf einen Besuch in Yad Vashem zu verweisen, blieb eigentlich nur der Notausgang.“

King Kong aus Frankfurt

Jürgen Kalwa von American Arena hat in wie immer vortrefflicher Analyse die letzten Tage aufgearbeitet. Ob die Sache wirklich sportmediengeschichtlichen Charakter hat, wie er vermutet und hofft, werden wir sehen: „Leute werden gespürt haben, was da am Wochenende – einem leichten Erdbeben gleich – in der deutschen Medienlandschaft passiert ist. Sie haben gesehen, wie da ein paar Vasen im Regal gewackelt haben, als sie beim Spaziergang durch das alternative Informationsangebot die Geschichte rund um das Vorgehen des DFBs gegen einen kritischen Journalisten zusammengetragen haben. Das Wackeln könnte noch stärker werden, wenn der Hauptbetroffene, der Kollege Jens Weinreich, die Attacke der DFB-Spitze mit rechtlichen Schritten beantwortet. Denn wenn der Fall eine Gewissheit produziert hat, dann diese: Die Machtmenschen aus Frankfurt, gewohnt nach alten Medienregeln mit der undifferenzierten Kraft eines King Kong herumzuwüten, haben in diesem (von ihnen ohne Not aufgeworfenen) öffentlichen Streit ganz schlechte Karten. Sie müssen aufgrund ihres eigenen Mangels an Realitätssinn einen ziemlich starken Imageverlust befürchten. Und alles nur wegen dieser neuen Kommunikationsplattform namens Blogs, die vom Establishment so gerne belächelt oder ignoriert werden.“

Über diese vielen Klagen deutscher Redaktionen über die angebliche Bedeutungs- und Sinnlosigkeit von Blogs schreibt Kalwa: „Ich nehme das schon länger nicht mehr ernst. Solche Darstellungen entspringen dem mangelhaften Neugierverhalten in deutschen Redaktionen, wo das Vergnügen der (fest angestellten) Journalisten daran, sich mit dem eigenen Bauchnabel und dem Status Quo zu beschäftigen, größer ist als das Interesse daran, die Verschiebung der tektonischen Platten unter ihren eigenen Füßen zu vermessen.“ Treffer!!

Jürgen Roth nimmt sich im Deutschlandfunk des Themas an. In sehr scharfer Art. Auf dem Laufenden bleiben Sie mit dem Webweiser von Jens Weinreich, der inzwischen über fünfzig Links zur Sache listet.

Im Blog von Stefan Niggemeier schreibt der User Der Postillon auf Niggmeiers Hinweis, dass sich Jens Weinreich, Kai Pahl und Oliver Fritsch zu dem Thema gebloggt haben: „Uh! Oh! Da hat sich der DFB wohl mit den Falschen angelegt. Das wird er nicht schadlos überstehen.“ Hierzu ist zu sagen: Der DFB hat sich nicht mit mir angelegt (höchstens in einem anderen Fußballfall, und da höchstens indirekt). Dennoch leugne ich nicht, dass ich diesen Satz nicht mit Missfallen gelesen habe.

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