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Ascheplatz

Ein ewiges Rätsel

Oliver Fritsch | Mittwoch, 10. Dezember 2008 Kommentare deaktiviert für Ein ewiges Rätsel

Der Rauswurf Bernd Schusters in Madrid macht die Versäumnisse der Vereinsführung sichtbar, doch aus Schuster selbst ist nicht schlau zu werden / Die Finanzkrise streift Chelsea – oder rammt sie den Klub sogar?

Ronald Reng (FR) gibt die schwierigen Umstände in Madrid, nämlich das ahnungslose Präsidium, zu bedenken: „Zu viel in diesem Klub wird in Kurzschlusshandlungen entschieden, vor allem das Wichtigste, die Spielerkäufe. Heraus kam eine Elf ohne einen rechten Mittelfeldspieler und mit nur einem – nun verletzten – echten Mittelstürmer von Klasse, Ruud van Nistelrooy. Das relativiert Schusters jüngste Misserfolge. Ernsthaft verteidigen aber kann ihn niemand. Er wird, das bestätigte er in den anderthalb Jahren in Madrid, bis zu seinem Lebensende letztendlich ein Rätsel bleiben, auch sich selbst. Er verträgt Niederlagen nicht, sie rauben ihm den Verstand, und offenbar entzog er seiner Elf die Liebe. (…) Ein so unsteter Verein ist kein Ort für einen Trainer, der sich nicht beherrschen kann.“

Auch Paul Ingendaay (FAZ) verweist auf schwere Versäumnisse des Managements, zudem hegt er Zweifel am Nachfolger Juande Ramos, wie Schuster ein Schweiger. Im Kommentar wird er deutlicher: „Real Madrid kann nicht erfolgreich sein, weil die Mannschaft keinen Stil mehr hat. Wer zu Manchester United oder Arsenal hinüberschaut, könnte ins Träumen kommen. Warum arbeiten dort viele Jahre lang dieselben Trainer? Wieso sind dort Kontinuität und Klarsicht möglich, in Madrid dagegen nicht?“

Klaus Hoeltzenbein (SZ) fragt sich: „War es Taktik, dass er Barça in den Himmel lobte, um den Rivalen vor dem Duell in Sicherheit zu wiegen? Oder doch nur der Königsweg zum goldenen Handschlag? So geht Augsburgs Schuster als das, was er immer gewesen ist: ein ewiges Rätsel.“

Sparkurs beim Milliardärsklub

Raphael Honigstein (Financial Times Deutschland) meldet, dass Chelsea sparen müsse, weil Roman Abramowitsch viele Milliarden verloren habe: „Peter Kenyons Ziel, bis 2010 finanziell unabhängig vom Eigentümer zu sein, ist nun nicht mehr nur ein Lippenbekenntnis, es ist ein Befehl von oben. Damit die Rechnung aufgeht, müssen die Einnahmen wachsen und die Ausgaben eingedampft werden. Langfristig dürfte den Blauen eine Emanzipation von Abramowitsch gut tun, Scolari aber trifft der Sparkurs hart. Im Sommer hat er bei einem Verein der unbegrenzten Möglichkeiten unterschrieben, jetzt muss er einen Klub coachen, der sparsamer, aber trotzdem höchst erfolgreich sein will.“ Christian Eichler (FAZ) fügt an: „In den englischen Zeitungen fragt man sich: Was, wenn der Russe sein Spielzeug abstößt? Was wird dann mit den Schulden, die Chelsea bei ihm hat?“

Nicht ernst zu nehmen

Die SZ referiert das Interesse Bayerns an Ivica Olic, das der Klubs als erstes Anzeichen eines neuen Sparkurses verstanden wissen wolle. Der Gomez-Transfer hingegen werde unwahrscheinlicher, weil er im Gegensatz zu Olic Ablöse kostet. Die Berliner Zeitung tut Hoeneß’ ständige Widersprüche als Unruhestiftung ab, mit der die Konkurrenz, aber auch die eigenen Reihen irritieren wolle: „Wie ernst öffentliche Aussagen der Münchner aber zu nehmen sind, das haben sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen.“

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